Das Markieren und Stoffwechselverhalten
Das Markieren ist auch eine Sache, die im Zuge der Evolution einer Wandlung unter­lag. Ein männ­li­cher Wolf uri­niert durch­aus auch ohne ein Bein zu heben, näm­lich dann, wenn er schlicht und ergrei­fend ein­mal muss. Es macht also beim Wolf einen Unterschied ob er sei­ne Blase ent­lee­ren muss oder ob er sein Revier mar­kiert. Er hebt es eben tat­säch­lich nur, wenn er sein Revier mar­kiert. Abgesehen davon ist das Markieren dem Rudelführer und der Alphawölfin vor­be­hal­ten, der Rest des Rudels setzt nur Urin ab.

Unsere Hunde aber mar­kie­ren heu­te pin­keln­der Weise wo sie gehen und ste­hen. Es wird kreuz und quer durch die Gegend mar­kiert. Unsere Hündinnen mar­kie­ren eigent­lich, im Gegensatz zur Alphawölfin, nicht, oder nur sehr ein­zel­ne Exemplare (wie z.B. mei­ne Hündin).

Auch die Kotabgabe ist ein Thema, das den Hund vom Wolf deut­lich unter­schei­det. Ein Wolf setzt den Kot im gan­zen Revier ab, dabei wird zwar dar­auf geach­tet, dass man nicht direkt neben einem „Häufchen“ schla­fen muss, aber mehr auch nicht. Erik Ziemen hat über zwei Jahre hin­weg Wölfe und Hunde ver­glei­chend beob­ach­tet und zu die­sem Thema fest­ge­stellt, dass der Zwinger der Wölfe regel­mä­ßig kreuz und quer mit Kot beschmutzt war. In dem Pudelzwinger hin­ge­gen lag nur in einer Ecke des Zwingers Kot.

Die Pudel hat­ten sich also ein „Klo“ eingerichtet.

Warum das?
Nun, der Wolf hat in der Regel ein rie­si­ges Gebiet in dem er tage­lang unter­wegs ist. Wer macht sich da Gedanken über die Toilette?!

Ein Hund lebt dage­gen auf sehr beeng­tem Raum, da gilt es ein­fach mög­lichst wenig mit Kot zu „streu­en“, sonst hüpft man beim nächs­ten gemein­sa­men Spiel womög­lich noch hin­ein. Man kann hier gut sehen, wie sich Lebensbedingungen im Verhalten aus­wir­ken und fixie­ren, auch wenn sich die Bedingungen geän­dert haben (Wolf auf engem Gebiet gehal­ten). Das ist auch all­ge­mein der Grund, war­um Wildtiere kei­nen „Hang“ zur Reinlichkeit im Haus haben.Die Regel zum Markieren wird, wenn über­haupt, nur noch von ganz ursprüng­li­chen, pri­mi­ti­ven und selb­stän­di­gen Rassen ein­ge­hal­ten. Unsere Hunde sind da, wie gesagt, nicht sehr „gei­zig“.

Das Jagdverhalten
Wer kennt es nicht, das lei­di­ge Thema – uner­wünsch­tes Jagdverhalten des Hundes?!

Es ist des­halb so schwer in den Griff zu bekom­men, weil das Jagen ein uralter Trieb des Raubtieres Hund ist. Es ist so, dass der Hund nicht nur moto­risch reagiert, wenn er ein „Opfer“ sieht oder riecht, son­dern er gerät auch bio­che­misch in einen Ausnahmezustand, in dem sich u.a. sein Adrenalinspiegel erheb­lich hebt. Er hat in solch einer (für ihn völ­lig erfül­len­den) Situation kein biss­chen Konzentration mehr übrig, um den „wild schrei­en­den“ Besitzer zu hören. Wir fra­gen uns viel­leicht jetzt war­um der Hund das immer noch tut, wo er doch eigent­lich von uns ver­sorgt wird. Erstens haben wir Menschen gera­de das Jagdverhalten des Hundes erhal­ten, wenn auch ver­än­dert. Und zwei­tens ist es ein unheim­li­cher Adrenalinschub, den unse­re Hunde in sol­chen Situationen erle­ben. Wir Menschen machen auch Dinge die komisch anmu­ten mögen, nur um unse­ren Adrenalinhaushalt ein biss­chen auf Vordermann zu brin­gen. Haben sie sich schon ein­mal ernst­haft gefragt, was in Menschen vor sich geht, wenn sie sich ent­schlos­sen haben, an einem Gummiseil befes­tigt, von einer Brücke zu sprin­gen, die 100 Meter unter ihnen in einem Flussbett endet? Tja, schwer zu erklä­ren. Es ist nicht ein­mal mit dem natür­li­chen Bedürfnis satt wer­den zu wol­len zu erklä­ren. Nein, wir setz­ten sogar ganz bewusst unser Leben aufs Spiel.Zurück zum Thema. Das Jagdverhalten beim Wolf und Hund ist in ver­schie­de­ne Teile zu zer­le­gen, die man auch so bei unse­ren Hunden im Solitär- oder Sozialspiel beob­ach­ten kann. In der rich­ti­gen Reihenfolge wür­de es fol­gen­der­ma­ßen aussehen:

  • ori­en­tie­ren (d.h. die Beute sehen oder riechen)
  • het­zen
  • stel­len
  • packen
  • töten
  • fres­sen