Köln. Zecken kön­nen mit ver­schie­de­nen Krankheitserregern (Einzeller, Viren, Bakterien) infi­ziert sein und die­se beim Saugakt an Hunde und Katzen über­tra­gen. Die Folgen für die Vierbeiner sind teils lebens­be­droh­li­che Symptome. Die Bezeichnung „Reisekrankheiten“ ist jedoch irre­füh­rend, da eini­ge der Zecken und Erkrankungen nicht nur in war­men Urlaubsgebieten, son­dern zuneh­mend auch in Deutschland und den Nachbarländern auftreten.

Infektionen ver­ur­sacht durch Einzeller (Protozoen)
ZeckeSchildzecken (Ixodidae) dar­un­ter in Deutschland vor­wie­gend die Wiesenzecken (Dermacentor reti­cu­la­tus) kön­nen (z. B. Babesia canis) über­tra­gen, die rote Blutkörperchen (Erythrozyten) befal­len. Infizierte Hunde erkran­ken meist akut und zei­gen je nach Stadium der Erkrankung Mattigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Blutarmut, Gelbfärbung der Schleimhäute (Ikterus) und Einblutungen in die Haut oder Schleimhaut sowie blu­ti­gen Urin. Unbehandelt endet die Erkrankung häu­fig töd­lich. Allerdings lässt sich die Erkrankung durch medi­ka­men­tel­le Behandlung grund­sätz­lich erfolg­reich the­ra­pie­ren. Dabei ist es wich­tig, die Behandlung mög­lichst schnell nach dem Beginn der Erkrankung zu star­ten. Sobald das Tier erkrankt ist, ist in der Regel eine inten­si­ve, sym­pto­ma­ti­sche Therapie in der tier­ärzt­li­chen Praxis oder Klinik nötig.

Babesiose-Fälle tre­ten seit ein paar Jahren zuneh­mend auch in Deutschland auf. Um der Krankheit vor­zu­beu­gen, ist die Zeckenprophylaxe die sichers­te Maßnahme. In Deutschland ist kein zuge­las­se­ner Impfstoff ver­füg­bar, jedoch exis­tiert in eini­gen euro­päi­schen Ländern ein Impfstoff. Dieser kann die Schwere der Erkrankung redu­zie­ren, bie­tet jedoch kei­nen siche­ren Schutz vor einer Infektion. Aus aktu­el­ler fach­li­cher Sicht wird die Impfung daher ledig­lich als ergän­zen­de Maßnahme in Regionen mit einem hohen Risiko für eine Babesieninfektion empfohlen.

Die Hepatozoonose (Hepatozoon canis) wird von infi­zier­ten brau­nen Hundezecken (Rhipicephalus san­gui­neus) über­tra­gen, wenn das Tier sie ver­schluckt. Zwar kommt der Erreger aktu­ell nicht in Deutschland vor, bei Reisen in süd­eu­ro­päi­sche Länder, Asien und Afrika ist eine Ansteckung jedoch mög­lich. Symptome sind wie­der­keh­ren­des Fieber, Appetitlosigkeit, Schwellung der Lymphknoten, Abmagerung und Lahmheit. Die Behandlung ist lang­wie­rig und nicht immer ist eine Erregerfreiheit zu erreichen.

Infektionen, her­vor­ge­ru­fen durch Viren 
Auch Hunde kön­nen mit dem Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME‑V) infi­ziert wer­den. Zecken über­tra­gen das Virus beim Saugakt. Nicht immer zei­gen betrof­fe­ne Tiere Symptome. Möglicherweise tre­ten Fieber, ver­mehr­te Schmerzhaftigkeit, Verhaltensveränderungen, unsi­che­rer Gang und Koordinationsstörungen bis hin zu Anfällen auf. Eine Behandlung ist nur sym­pto­ma­tisch mög­lich. Die Prävention durch eine wirk­sa­me Zeckenprophylaxe ist daher ratsam.

Infektionen ver­ur­sacht durch Bakterien 
Anaplasmen (Anaplasma pha­go­cy­to­p­hilum) bei Hund und Katze wer­den durch den gemei­nen Holzbock (Ixodes rici­nus) über­tra­gen. Die kani­ne gra­nu­lo­zy­tä­re Anaplasmose ist in Deutschland weit­ver­brei­tet. Die brau­ne Hundezecke (R. san­gui­neus) über­trägt den Erreger der kani­nen zykli­schen Thrombozytopenie (Anaplasma pla­tys). Diese kommt häu­fig im medi­ter­ra­nen Raum vor. Folge der Bluterkrankung ist ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) und dadurch eine Störung der Blutgerinnung. Symptome einer Anaplasmose sind Einblutungen in die Haut, Mattigkeit, Schwäche, Fieber und Schwellung der Lymphknoten. Die Behandlung ist auch hier lang­wie­rig, und nicht immer lässt sich der Erreger voll­stän­dig eliminieren.

Die (kani­ne mono­zy­tä­re) Ehrlichiose ist eine in Südeuropa vor­kom­men­de Krankheit. Auslöser ist das Bakterium Ehrlichia canis, das die wei­ßen Blutkörperchen befällt. Die Braune Hundezecke (R. san­gui­neus) über­trägt den Erreger. Je nach Stadium tre­ten Symptome wie Mattigkeit, Blutungen in der Haut und im Urin, Augenveränderungen, Lymphknotenschwellung, Fieber bis zu Atemnot, Blindheit und Lahmheit auf. Die Bakterien ver­blei­ben in Organen, etwa der Leber, Milz und Lymphknoten, sodass eine lan­ge Therapie nötig ist. Immer wie­der kommt es außer­dem zu einer zeit­glei­chen Infektion mit Babesien. Auch die Ehrlichiose lässt sich durch Zeckenprophylaxe vorbeugen.

Hund auf der WieseDie Borreliose (ver­ur­sacht durch Borrelia burg­dor­fe­ri sen­su latu) wird durch Schildzecken (Ixodes rici­nus) über­tra­gen. Diese Zeckenart ist in ganz Europa ver­brei­tet und teil­wei­se ganz­jäh­rig aktiv. Nach einer Infektion dau­ert es mit­un­ter meh­re­re Wochen, bis ers­te Symptome auf­tre­ten. Vereinzelt fällt eine Hautrötung an der Einstichstelle der Zecke auf. Zwar zei­gen nicht alle Tiere kli­ni­sche Symptome, aber ein Großteil der betrof­fe­nen Tiere hat erhöh­te Antikörpertiter. Der Erreger zieht sich in Knorpelgewebe, Gewebszysten oder Bindegewebszellen (Fibroblasten) zurück. Dadurch ist ein Ausbruch kli­ni­scher Symptome auch nach län­ge­rer Zeit, bei­spiels­wei­se bei Stress, mög­lich. Zeichen einer Erkrankung sind Fieber, Appetitlosigkeit, Gelenkschwellungen, Lymphknotenschwellungen und mög­li­che wie­der­keh­ren­de Lahmheit. Die Borreliose lässt sich mit Antibiotika the­ra­pie­ren, wobei eine wie­der­hol­te Behandlung nötig sein kann. Eine Borreliose-Impfung für Hunde kann die Erregerlast ver­rin­gern. Wichtig ist auch hier die Zeckenprophylaxe, um einer Borrelien-Infektion vorzubeugen.

Da man­che der oben auf­ge­führ­ten Erreger erst nach einer bestimm­ten Zeit der Anheftung der Zecke über­tra­gen wer­den, soll­ten die Zecken gege­be­nen­falls schnellst­mög­lich ent­fernt werden.