VIER PFOTEN: Mutlose Abgeordnete ermöglichen weiter Schlupflöcher für kriminelle Händler
Hamburg. Der EU-Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) hat die historische Chance, den illegalen Handel mit Hunden und Katzen wirksam zu bekämpfen, nicht genutzt. Statt die dringend notwendige Regulierung des Handels und damit Transparenz für Konsumenten sowie Fairness für seriöse Züchter zu schaffen, wurde der ursprüngliche Regulierungsentwurf stark verwässert. Damit bleiben die Schlupflöcher für kriminelle Händler bestehen. Sie waren bereits für großes Leid bei Tieren und Menschen verantwortlich – und werden auch künftig den illegalen Handel begünstigen.
VIER PFOTEN geht in einem aktuellen Report davon aus, dass allein in Deutschland die jährliche Nachfrage an Hunden bei rund 921.000 Tieren liegt, bei 84 Prozent der Tiere lässt sich keine eindeutige Herkunft verifizieren (770.000 Hunde). Im Online-Handel beobachtet VIER PFOTEN Durchschnittspreise von circa 1.400 Euro bei Hundeinseraten, wobei Welpen einen Großteil der Anzeigen ausmachen. Täglich werden Tausende Anzeigen geschaltet.
Der Ausschuss stimmte gegen eine verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung (K&R) von allen Hunden und Katzen. Damit kann laut VIER PFOTEN auch weiterhin die Herkunft der verkauften Welpen nicht lückenlos rückverfolgt werden. Das ist laut der globalen Tierschutzstiftung eine Einladung an alle, die auf dem Rücken der Tiere und der Käufer schmutzige Geschäfte machen wollen.
„Die Gleichgültigkeit der Abgeordneten im AGRI-Ausschuss gegenüber dem vielfach dokumentierten Leid beim illegalen Welpenhandel ist ein Skandal. Wir brauchen endlich mutige Ansagen von Parlamentarierinnen und Parlamentariern, um eine verpflichtende, lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Hunde und Katzen zu den Züchterinnen und Züchtern sowie verantwortlichen Personen sicherzustellen, sowie einen strenger regulierten Online-Handel, um die Tiere, aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher vor skrupellosen Händlerinnen und Händlern wirksam zu schützen“, sagt Julia Mundl, Campaignerin bei VIER PFOTEN.
Sogenannte „Hobbyzüchter“ werden auch künftig von der Einhaltung von Tierschutz-Mindeststandards ausgenommen sein. Das heißt etwa, dass sie den Tieren weder Zugang zu sauberem Wasser noch ausreichend Futter oder sichere und hygienische Haltungsbedingungen zur Verfügung stellen müssen. Auch der Onlinehandel wird nur halbherzig reguliert, obwohl er mittlerweile der weitaus wichtigste Verkaufskanal ist.
VIER PFOTEN erwartet vom Europäischen Parlament, diesen falschen Kurs zu korrigieren. Dafür muss notwendigerweise die bevorstehende Plenarabstimmung genutzt werden: Ein für alle Mal müssen die Schlupflöcher geschlossen werden. Die Kennzeichnung und Registrierung aller Katzen und Hunde muss vorgeschrieben werden. Außerdem gilt es, grundlegende Tierschutzvorschriften für alle Züchter anzuwenden und die vollständige Rückverfolgbarkeit bei Online-Verkäufen zu gewährleisten – ohne Ausnahmen. Nur so können die Ziele dieser Regulierung, die sie sich selbst gesetzt hat, erreicht werden.