Die Sommermonate mit Hund
- Erdbeeren & Co.: Gesunde Sommerfrüchte für den Hund
- Reisen mit dem Hund: Flugzeug, Bahn, Auto – was hat sich geändert?
- Mythos oder Wahrheit: Ginster und Zecken – was stimmt wirklich?
- Gefährliche Sommerfrüchte für Hunde
- Erfrischende Snacks für den Hund
- Erfrischende Rezepte: Selbstgemachtes Hundeeis
Boppard. Das Gerücht hält sich hartnäckig: Im Ginster sollen sich besonders viele Zecken aufhalten. Doch was ist dran an dieser Annahme? Betrachtet man die Lebensweisen von Zecken, zeigt sich, dass dieses Gerücht eher ein Mythos als eine wissenschaftlich fundierte Tatsache ist.
Der Ginster genießt einen Ruf als möglicher „Zeckenmagnet“. In Fachartikeln wird berichtet, dass die um den Ginster herum vorherrschenden Mikroklimabedingungen günstige Lebensbedingungen für Zecken schaffen können. Entscheidend ist aber nicht, dass der Ginster selbst Zecken aktiv anlockt, sondern dass sich in seinem Umfeld häufig Gegebenheiten finden, die Zecken begünstigen. So können etwa kleine Nagetiere oder Vögel, die als Zeckenträger (Wirte) fungieren, durch die Nähe zum Ginster dafür sorgen, dass in den angrenzenden Bereichen mehr Zecken vorzufinden sind.
Ginster: kein guter Ort für Zecken?
Ginsterarten, wie der Besenginster, bevorzugen in der Regel trockene, sonnenwarme bis heiße Standorte. Diese Bedingungen sind für Zecken, die eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen, um nicht auszutrocknen, eher ungünstig. Untersuchungen haben gezeigt, dass in Ginsterbeständen vergleichsweise kaum Zecken zu finden sind. Während es vereinzelt Nachweise von Zecken im Ginster geben kann, ist die Häufigkeit im Vergleich zu anderen, feuchteren Vegetationsformen deutlich geringer.
So ist das Risiko, sich im Ginster Zecken einzufangen, laut Experten nicht höher als in anderen buschnahen oder grasbewachsenen Bereichen.
Ginster kann giftig sein
Einige Ginsterarten enthalten giftige Substanzen, die gesundheitliche Risiken für Menschen und Tiere darstellen können. Besonders der Besenginster (Cytisus scoparius) enthält das Alkaloid Spartein, das starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann. Auch andere Arten wie der Deutsche Ginster (Genista germanica) enthalten giftige Stoffe wie Cytisin, die ebenfalls gesundheitsschädlich sind.
Mögliche Symptome einer Vergiftung
- Übelkeit und Erbrechen,
- Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall,
- Schwindel und Benommenheit,
- Herz-Kreislauf-Probleme wie Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen,
- Atemnot in schweren Fällen.
Besondere Vorsicht ist bei Kindern und Haustieren geboten, da bereits geringe Mengen zu Vergiftungserscheinungen führen können. Falls eine Vergiftung vermutet wird, sollte umgehend medizinische Hilfe beziehungsweise der Tierarzt ausgesucht werden.
Lebensweise von Zecken
Zecken, besonders der in Deutschland häufig vorkommende Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), sind keine „Baumspringer“. Sie warten in der Regel in einer Höhe von weniger als einem Meter, meist sogar nur zwischen 10 und 50 Zentimeter über dem Boden, auf ihre Wirte, wie Hunde oder Menschen. Ihr bevorzugter Lebensraum sind feuchte, schattige Bereiche mit dichter Vegetation, in denen sie sich verstecken können.
- Hohe, ungemähte Wiesen und Gräser: Zecken bevorzugen feuchte, geschützte Bereiche im hohen Gras, in denen sie sich verstecken können.
- Dichte Vegetation und Unterholz: Waldränder, Lichtungen und Unterholz bieten Zecken nicht nur Schutz, sondern auch die Nähe zu potenziellen Wirten wie Wildtieren.
- Buschwerk und Hecken: Auch hier können sich Zecken aufhalten.
- Uferzonen von Flüssen und Seen: Feuchte Bereiche sind für Zecken sehr attraktiv.
- Verwilderte Gärten und Parkanlagen mit viel Grün: Auch in städtischen Gebieten können Zecken vorkommen, besonders wenn es dichte Bepflanzung gibt.
- Komposthaufen und Holzstapel: Diese bieten Zecken einen idealen, geschützten Unterschlupf.
Diese Bereiche stellen das potenziell höchste Risiko dar, da sie den idealen Lebensraum für Zecken bieten. Um einen Zeckenbefall bei Hund und Mensch zu minimieren, sollten sie bei der Gassirunde vermieden werden. Für Spaziergänge mit dem Hund sind gemähte Wiesen, Feldwege und nicht zu schmale Waldwege sowie sonnige Flächen mit kurzem Gras ideal.
Tipps zum Zeckenschutz beim Hund
Neben dem Meiden von zeckenfreundlichen Flächen gibt es weitere Maßnahmen, die den Schutz des Hundes verbessern:
- Regelmäßiges Absuchen: Nach jedem Spaziergang sollte der Hund gründlich nach Zecken abgesucht werden, insbesondere an bevorzugten Stichstellen wie Kopf, Ohren, Hals, Achseln, Bauch und den Innenseiten der Oberschenkel.
- Zeckenschutzmittel: Sprechen Sie mit einem Tierarzt über geeignete Zeckenschutzpräparate (Spot-ons, Halsbänder, Tabletten), die auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt sind.
- Impfung gegen Borreliose: Für Hunde gibt es eine Impfung gegen Borreliose. Auch hierzu kann der Tierarzt beraten. Eine Impfung gegen FSME für Hunde existiert derzeit nicht.
- Vermeiden von Hochrisikogebieten: Beachten Sie die aktuellen FSME-Risikogebiete in Deutschland, die vom Robert Koch-Institut (RKI) ausgewiesen werden. Auch wenn Zecken bundesweit vorkommen können, ist die Gefahr einer FSME-Infektion in diesen Gebieten höher.
- Gartengestaltung: Im eigenen Garten kann durch regelmäßiges Mähen und das Entfernen von dichtem Unterholz das Zeckenrisiko gesenkt werden.
Tipp: Das frühzeitige Entfernen einer Zecke, am besten innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Befall, reduziert das Infektionsrisiko beträchtlich, da die meisten Krankheitserreger erst nach längerer Ansteckungsdauer übertragen werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gerücht vom Ginster als besonderer Anziehungspunkt für Zecken nicht den wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Vielmehr sind Zecken in feuchten, schattigen Bereichen mit dichter, bodennaher Vegetation zu finden. Wenn man diese Bereiche meidet, den Hund regelmäßig auf Zeckenbefall kontrolliert und ein geeigneter Zeckenschutz besteht, sind das die besten Maßnahmen für die Hundegesundheit. [Stefan Richter]
Auch als Videobeitrag auf YouTube