Teil 3 von 6 der Serie Die Sommermonate mit Hund

Boppard. Das Gerücht hält sich hart­nä­ckig: Im Ginster sol­len sich beson­ders vie­le Zecken auf­hal­ten. Doch was ist dran an die­ser Annahme? Betrachtet man die Lebensweisen von Zecken, zeigt sich, dass die­ses Gerücht eher ein Mythos als eine wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Tatsache ist.

Der Ginster genießt einen Ruf als mög­li­cher „Zeckenmagnet“. In Fachartikeln wird berich­tet, dass die um den Ginster her­um vor­herr­schen­den Mikroklimabedingungen güns­ti­ge Lebensbedingungen für Zecken schaf­fen kön­nen. Entscheidend ist aber nicht, dass der Ginster selbst Zecken aktiv anlockt, son­dern dass sich in sei­nem Umfeld häu­fig Gegebenheiten fin­den, die Zecken begüns­ti­gen. So kön­nen etwa klei­ne Nagetiere oder Vögel, die als Zeckenträger (Wirte) fun­gie­ren, durch die Nähe zum Ginster dafür sor­gen, dass in den angren­zen­den Bereichen mehr Zecken vor­zu­fin­den sind.

Ginster: kein guter Ort für Zecken?
Fenja - GinsterbuschGinsterarten, wie der Besenginster, bevor­zu­gen in der Regel tro­cke­ne, son­nen­war­me bis hei­ße Standorte. Diese Bedingungen sind für Zecken, die eine hohe Luftfeuchtigkeit benö­ti­gen, um nicht aus­zu­trock­nen, eher ungüns­tig. Untersuchungen haben gezeigt, dass in Ginsterbeständen ver­gleichs­wei­se kaum Zecken zu fin­den sind. Während es ver­ein­zelt Nachweise von Zecken im Ginster geben kann, ist die Häufigkeit im Vergleich zu ande­ren, feuch­te­ren Vegetationsformen deut­lich geringer.

So ist das Risiko, sich im Ginster Zecken ein­zu­fan­gen, laut Experten nicht höher als in ande­ren busch­na­hen oder grasbe­wach­se­nen Bereichen.

Ginster kann gif­tig sein
Einige Ginsterarten ent­hal­ten gif­ti­ge Substanzen, die gesund­heit­li­che Risiken für Menschen und Tiere dar­stel­len kön­nen. Besonders der Besenginster (Cytisus sco­pa­ri­us) ent­hält das Alkaloid Spartein, das star­ke Vergiftungserscheinungen her­vor­ru­fen kann. Auch ande­re Arten wie der Deutsche Ginster (Genista ger­ma­ni­ca) ent­hal­ten gif­ti­ge Stoffe wie Cytisin, die eben­falls gesund­heits­schäd­lich sind.

Mögliche Symptome einer Vergiftung

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall,
  • Schwindel und Benommenheit,
  • Herz-Kreislauf-Probleme wie Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen,
  • Atemnot in schwe­ren Fällen.

Besondere Vorsicht ist bei Kindern und Haustieren gebo­ten, da bereits gerin­ge Mengen zu Vergiftungserscheinungen füh­ren kön­nen. Falls eine Vergiftung ver­mu­tet wird, soll­te umge­hend medi­zi­ni­sche Hilfe bezie­hungs­wei­se der Tierarzt aus­ge­sucht werden.

Lebensweise von Zecken
ZeckeZecken, beson­ders der in Deutschland häu­fig vor­kom­men­de Gemeine Holzbock (Ixodes rici­nus), sind kei­ne „Baumspringer“. Sie war­ten in der Regel in einer Höhe von weni­ger als einem Meter, meist sogar nur zwi­schen 10 und 50 Zentimeter über dem Boden, auf ihre Wirte, wie Hunde oder Menschen. Ihr bevor­zug­ter Lebensraum sind feuch­te, schat­ti­ge Bereiche mit dich­ter Vegetation, in denen sie sich ver­ste­cken können.

  • Hohe, unge­mäh­te Wiesen und Gräser: Zecken bevor­zu­gen feuch­te, geschütz­te Bereiche im hohen Gras, in denen sie sich ver­ste­cken können.
  • Dichte Vegetation und Unterholz: Waldränder, Lichtungen und Unterholz bie­ten Zecken nicht nur Schutz, son­dern auch die Nähe zu poten­zi­el­len Wirten wie Wildtieren.
  • Buschwerk und Hecken: Auch hier kön­nen sich Zecken aufhalten.
  • Uferzonen von Flüssen und Seen: Feuchte Bereiche sind für Zecken sehr attraktiv.
  • Verwilderte Gärten und Parkanlagen mit viel Grün: Auch in städ­ti­schen Gebieten kön­nen Zecken vor­kom­men, beson­ders wenn es dich­te Bepflanzung gibt.
  • Komposthaufen und Holzstapel: Diese bie­ten Zecken einen idea­len, geschütz­ten Unterschlupf.

Diese Bereiche stel­len das poten­zi­ell höchs­te Risiko dar, da sie den idea­len Lebensraum für Zecken bie­ten. Um einen Zeckenbefall bei Hund und Mensch zu mini­mie­ren, soll­ten sie bei der Gassirunde ver­mie­den wer­den. Für Spaziergänge mit dem Hund sind gemäh­te Wiesen, Feldwege und nicht zu schma­le Waldwege sowie son­ni­ge Flächen mit kur­zem Gras ideal.

Tipps zum Zeckenschutz beim Hund
Neben dem Meiden von zecken­freund­li­chen Flächen gibt es wei­te­re Maßnahmen, die den Schutz des Hundes verbessern:

  • Regelmäßiges Absuchen: Nach jedem Spaziergang soll­te der Hund gründ­lich nach Zecken abge­sucht wer­den, ins­be­son­de­re an bevor­zug­ten Stichstellen wie Kopf, Ohren, Hals, Achseln, Bauch und den Innenseiten der Oberschenkel.
  • Zeckenschutzmittel: Sprechen Sie mit einem Tierarzt über geeig­ne­te Zeckenschutzpräparate (Spot-ons, Halsbänder, Tabletten), die auf die Bedürfnisse des Hundes abge­stimmt sind.
  • Impfung gegen Borreliose: Für Hunde gibt es eine Impfung gegen Borreliose. Auch hier­zu kann der Tierarzt bera­ten. Eine Impfung gegen FSME für Hunde exis­tiert der­zeit nicht.
  • Vermeiden von Hochrisikogebieten: Beachten Sie die aktu­el­len FSME-Risikogebiete in Deutschland, die vom Robert Koch-Institut (RKI) aus­ge­wie­sen wer­den. Auch wenn Zecken bun­des­weit vor­kom­men kön­nen, ist die Gefahr einer FSME-Infektion in die­sen Gebieten höher.
  • Gartengestaltung: Im eige­nen Garten kann durch regel­mä­ßi­ges Mähen und das Entfernen von dich­tem Unterholz das Zeckenrisiko gesenkt werden.

Tipp: Das früh­zei­ti­ge Entfernen einer Zecke, am bes­ten inner­halb der ers­ten 24 Stunden nach dem Befall, redu­ziert das Infektionsrisiko beträcht­lich, da die meis­ten Krankheitserreger erst nach län­ge­rer Ansteckungsdauer über­tra­gen werden.

Fenja - GinsterbuschZusammenfassend kann gesagt wer­den, dass das Gerücht vom Ginster als beson­de­rer Anziehungspunkt für Zecken nicht den wis­sen­schaft­li­chen Erkenntnissen ent­spricht. Vielmehr sind Zecken in feuch­ten, schat­ti­gen Bereichen mit dich­ter, boden­na­her Vegetation zu fin­den. Wenn man die­se Bereiche mei­det, den Hund regel­mä­ßig auf Zeckenbefall kon­trol­liert und ein geeig­ne­ter Zeckenschutz besteht, sind das die bes­ten Maßnahmen für die Hundegesundheit. [Stefan Richter]

Auch als Videobeitrag auf YouTube

 

Serienmenü« Reisen mit dem Hund: Flugzeug, Bahn, Auto – was hat sich geän­dert?Gefährliche Sommerfrüchte für Hunde »