Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover appel­liert an Tierhalter: Bitte Hunde bei Hitze nicht im Auto zurücklassen!

Hannover. Während die Temperaturen stei­gen, wächst auch die Gefahr für Tiere, die im Auto zurück­ge­las­sen wer­den. Denn bereits nach weni­gen Minuten kann das Auto zur lebens­ge­fähr­li­chen Hitzefalle wer­den. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) appel­liert an alle Hundehalter: Lassen Sie Ihren Vierbeiner bei Hitze nie­mals im Fahrzeug zurück!

Ein kur­zer Einkauf, ein schnel­ler Gang zum Paketshop – auch wenn der Zeitraum noch so kurz erscheint, heizt sich das Auto schnell auf. Bereits bei 20 Grad Celsius Außentemperatur kann der Innenraum des Fahrzeugs nach einer Stunde 46 Grad errei­chen. Bei 30 Grad Celsius wird die­ser Wert schon nach einer hal­ben Stunde über­schrit­ten. Temperaturen, die für Hunde rasch lebens­be­droh­lich wer­den können!

Hund - bei heißen Wetter im Auto„Hunde sind im Auto beson­ders schnell von Überhitzung bedroht. Sie kön­nen ihre Körpertemperatur nur sehr begrenzt regu­lie­ren“, erklärt Professorin Dr. Sabine Kästner aus der Klinik für Kleintiere der TiHo. „Anders als der Mensch besit­zen sie nur Schweißdrüsen an den Pfoten und regu­lie­ren ihre Körpertemperatur fast aus­schließ­lich durch Hecheln. Die Verdunstungsfläche ist dabei begrenzt, sodass die Kühlung schnell ihr Limit erreicht – beson­ders wenn die Umgebungsluft nicht zir­ku­liert, was in einem geschlos­se­nen Raum wie einem Auto der Fall ist“, so die Expertin.

Gefahr durch Hitzschlag
Was vie­le nicht wis­sen: „Die Fähigkeit des Hundes, sich durch Hecheln abzu­küh­len, ist bereits beein­träch­tigt, wenn die Umgebungstemperatur bei über 28 Grad Celsius liegt“, warnt die Tierärztin. Das Risiko, dass die Tiere einen Hitzschlag erlei­den, ist daher sehr hoch. Die gesund­heit­li­chen Folgen einer Überhitzung hän­gen von der Höhe der Körpertemperatur und der Dauer ab: Erleidet ein Hund mil­den Hitzestress, der sich durch Müdigkeit und star­kes Hecheln zeigt, und wird er recht­zei­tig abge­kühlt, ist die Prognose posi­tiv, dass sich der Hund wie­der erholt und kei­ne blei­ben­den Schäden davon­trägt. Bei einem voll aus­ge­präg­ten Hitzschlag steht es hin­ge­gen schnell kri­tisch um das Tier.

„Von einem voll aus­ge­präg­ten Hitzschlag spre­chen wir bei einer Körperkerntemperatur von über 41 Grad Celsius“, berich­tet Kästner. „Die Tiere zei­gen Symptome wie blu­ti­ges Erbrechen und Durchfall, sie haben neu­ro­lo­gi­sche Ausfallerscheinungen wie Krämpfe oder Bewusstlosigkeit.“ Steigt die Körpertemperatur auf mehr als 43 Grad Celsius, endet der Hitzschlag meist tödlich.

Die Lebensgefahr für den Hund ist bei einem Hitzschlag erheb­lich: Trotz inten­siv­me­di­zi­ni­scher Behandlung liegt die Sterblichkeit bei betrof­fe­nen Tieren bei 50 bis 60 Prozent.

Besonders gefähr­det sind brachy­ze­pha­le Rassen – also kurz­na­si­ge Hunde wie Möpse und Bulldoggen – alte Tiere sowie Hunde mit dich­tem Fell, Übergewicht oder Vorerkrankungen.

Hund - bei heißen Wetter im AutoWichtig ist Kästner, zu beto­nen, dass ein über­hitz­tes Tier in jedem Fall in einer Tierarztpraxis vor­ge­stellt wer­den soll­te – auch wenn es sich augen­schein­lich erholt hat. Denn ein Hitzschlag kann auch lang­fris­ti­ge gesund­heit­li­che Folgen haben, dar­un­ter chro­ni­sche Nierenerkrankungen oder Funktionseinschränkungen der Muskulatur und des Nervensystems. „Findet man einen über­hitz­ten Hund, gilt es, das Tier so schnell wie mög­lich an einen schat­ti­gen Ort zu brin­gen und es zu küh­len. Auch auf dem Weg zum Tierarzt hel­fen Klimaanlage und Lüftung“, so die Expertin.

„Aber noch viel wich­ti­ger ist: Hunde – und auch alle ande­ren Tiere – soll­ten im Sommer nie­mals im Auto zurück­ge­las­sen wer­den“, appel­liert Professorin Kästner ein­dring­lich an alle Halter.

Wichtige Anzeichen für eine Überhitzung

  • Sehr star­kes, stoß­ar­ti­ges Hecheln mit ange­spann­tem Gesicht.
  • Starker Speichelfluss (ver­mehr­tes Sabbern).
  • Unruhe, Nervosität oder im Gegenteil: Apathie und Teilnahmslosigkeit.
  • Bewegungsstörungen wie Taumeln oder Schwanken.
  • Glasiger oder star­rer Blick.
  • Rötung der Schleimhäute und der Innenseiten der Ohren.
  • Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
  • Panikverhalten: Der Hund läuft und ver­sucht, das Auto zu ver­las­sen, kratzt an Türen oder Fenstern.
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit.
  • In schwe­ren Fällen: Krämpfe, bläu­li­che Verfärbung der Schleimhäute (Zyanose), Kreislaufkollaps.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Hund aus dem hei­ßen Auto befrei­en, an einen küh­len, schat­ti­gen Ort bringen.
  • Wenn vor­han­den, mit kal­tem oder küh­lem Wasser über­gie­ßen, Luftzug schaffen.
  • Wasser zum Trinken anbie­ten, aber nicht ein­ge­ben (erzwin­gen).
  • Bei Bewusstlosigkeit: Seitenlage, Kopf und Hals stre­cken, damit die Atemwege frei bleiben.
  • Bei Kreislaufstillstand: Mund-zu-Nase-Beatmung, Herzdruckmassage.
  • Hund zum Tierarzt brin­gen und auf dem Weg mit Klimaanlage oder Ventilator kühlen.