Stuttgart. Trinken ist lebensnotwendig: Nicht nur an heißen Tagen ist eine reichliche Flüssigkeitszufuhr wichtig für Tiere, manche tierische Mitbewohner trinken generell zu wenig. Bei einer Hitzewelle kann sich der Wasserbedarf allerdings vervielfachen. Als Langzeitfolgen des mangelnden Wasserkonsums können sich vorwiegend bei Katzen und Hunden schmerzhafte Nierenleiden und Blasensteine entwickeln. Schlimmstenfalls ist ein Hitzeschlag oder Kreislaufkollaps die Folge. PETA-Fachreferent Björn Thun hat hilfreiche Tipps zusammengestellt, um Hunde, Katzen und Co. zum Trinken zu animieren.
„Deutschland erwartet in diesen Tagen Temperaturen von bis zu 39 Grad, nehmen Tiere zu wenig Flüssigkeit auf, kann Hitze für sie lebensgefährlich werden“, so Björn Thun „Wer gut informiert ist, hilft Zwei- und Vierbeinern zu Sonnentagen ohne Leiden.“
Tipps auf einen Blick
Mehrere Trinknäpfe an verschiedenen Orten bieten und somit das Wasser schneller und besser verfügbar machen: Dies hat zwei Vorteile – Voraussetzung muss der Vierbeiner niemals weit laufen, andererseits haben auch Hunde und vor allem Katzen mitunter spezielle Techniken. Katzen möchten dort nicht trinken, wo sie essen oder auf die Toilette gehen. Manche Tiere mögen beispielsweise erhöhte Standorte, etwa den Napf lieber auf der Fensterbank als auf dem Küchenfußboden.
Fließendes Wasser wird oft bevorzugt: Einige Katzen trinken am liebsten direkt aus dem Wasserhahn. Eine gute Lösung bietet einen Trinkbrunnen, bei dem eine Pumpe das Wasser stets über eine kleine Kaskade zirkulieren lässt. Diese elegante Alternative wird erstaunlich gerne angenommen. Auch Hunde, die einen laufenden Wasserhahn oder Schlauch aufregend finden, können so spielerisch zum Trinken animiert werden.
Kreatives Napf-Angebot: Manchen Tieren ist der klassische Napf zu langweilig. Viele Katzen bevorzugen Gießkannen, einige Hunde trinken am liebsten aus Eimern. Tierhaltende können auch kreativ werden und alle denkbaren Wasserbehältnisse ausprobieren. Diese sollten dann nur für den Vierbeiner reserviert sein und nicht anderweitig verwendet werden. Oft ist auch das Material entscheidend. So werden Plastik- oder Metallnäpfe weltweit verschmäht; Glas und Keramik schmecken neutral und sind unter Umständen auch umweltfreundlicher. Wer die Trinkgewohnheiten des tierischen Mitbewohners zeitweise beobachtet, findet schnell heraus, wann und wie die Tiere am liebsten Wasser trinken.
Geschmackssache ist auch das Wasser selbst: Manche Tiere mögen kein frisches Leitungswasser, sondern trinken erst, wenn die Flüssigkeit schon ein paar Stunden steht. Dabei sollten Verschmutzungen entfernt und besser wieder frisches Wasser angeboten werden. Auch erwärmtes Wasser im Sommer sollte immer wieder durch kühles und frisches Wasser ersetzt werden – einerseits aus geschmacklichen und andererseits aus hygienischen Gründen. Einige Hunde lieben sogar Kräutertee.
Schummeln erlaubt: Sogenanntes Nassfutter enthält bereits viel Wasser, sodass der Vierbeiner auch weniger trinken muss, um seinen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Trockennahrung enthält jedoch nur knapp 10 Prozent Feuchtigkeit, daher muss hier zusätzliches Wasser zugeführt werden. Um sicher vorzugehen, können tierhaltende Trockennahrung in Wasser einweichen und so bereits eine höhere tägliche Wasseraufnahme gewährleisten.
Auch Tiere, die auf der Weide stehen, wie Pferde, Schafe oder Kühe, haben im Sommer einen erhöhten Wasserbedarf – große Pferde trinken bis zu 100 Liter am Tag. Die Tränke sollte mindestens einmal täglich kontrolliert werden, damit eine ständige Zufuhr von Frischwasser gewährleistet ist. An besonders heißen Tagen darf auch gerne mehrmals kontrolliert werden.
Ausreichend Trinken ist auch für Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen wichtig. Beide Arten neigen zu Harnwegsinfektionen und können im Sommer schnell überhitzen. Viele Tiere lieben es, wenn das Wasser mit Vitamintropfen angereichert wird. Wenn frische Nahrung angeboten wird, darf diese auch gerne noch mit einem Wasserfilm vom Abwaschen bedeckt sein. Da frische Nahrung besonders beliebt ist, wird sie schnell aufgegessen und damit auch direkt das Wasser aufgenommen. Salzlecksteine sind nicht zu empfehlen, sie fördern die Harnsteinbildung.
Auch Vögel müssen ständig frisches und möglichst kühles Trinkwasser zur Verfügung stehen. Vorsicht vor Ertrinken! In tiefen Regentonnen oder Wassereimern sollte für den Notfall immer eine Aufstiegshilfe vorhanden sein. Bei größeren Gefäßen sollte der Wasserspiegel nicht höher sein als die Beinlänge der Tiere. Für Vögel gibt es besondere Trinkvorrichtungen, die das Wasser durch einen Schutz vor Verschmutzungen länger frisch halten. Das kann etwa ein überdachter Sammelbehälter sein, der das Wasser nur portionsweise in ein für die Tiere verfügbares Gefäß abgibt.
Lebensgefahr: Erste Symptome eines Hitzeschlags erkennen
Anzeichen für Überhitzung beim Hund sind starkes Hecheln und Apathie, teils aber auch Nervosität. Sehr starkes Hecheln, Taumeln, eine dunkle, bläuliche Zunge oder ein glasiger Blick und Erbrechen können darauf schließen lassen, dass der Hund einen Hitzeschlag erlitten haben könnte und in akuter Lebensgefahr schwebt. Erste-Hilfe-Maßnahmen: Das überhitzte Tier muss sofort in den Schatten gebracht werden. Der Körper des Hundes sollte mit handwarmem oder leicht kühlem Wasser gekühlt werden. Dies sollte langsam und mit kleinen Mengen Wasser geschehen. Stets an den Pfoten mit der sanften Kühlung beginnen, nicht in der Nähe des Herzens, sonst droht ein lebensgefährlicher Schock. Das dringend benötigte Trinkwasser darf ebenfalls nicht eiskalt sein. Anschließend muss das Tier umgehend in eine tierärztliche Praxis gebracht werden – auch wenn sich sein Zustand durch die Erste-Hilfe-Maßnahmen scheinbar verbessert hat. Die Folge eines Hitzeschlags kann Organschäden sein, weshalb auch ein wieder fit erscheinender Hund dringend in einer tierärztlichen Praxis untersucht werden sollte.
Beginnt ein Pferd ohne ersichtlichen Grund plötzlich stark zu schwitzen, lässt die Körperspannung nach und fängt schlimmste Fälle an zu taumeln, hat es möglicherweise einen Hitzeschlag erlitten. In diesem Fall muss sofort ein tierärztliches Fachpersonal angerufen werden. Als Erste-Hilfe-Maßnahmen bringen Pferdehalter das Tier umgangen an einen schattigen, gut belüfteten Ort und übergießen das Tier von den Beinen in Richtung Körper mit leicht kühlem, niemals eiskaltem Wasser, denn auch hier droht die Gefahr eines lebensgefährlichen Schocks. Nasse Umschläge können ebenfalls helfen, dem überhitzten Pferdekörper Abkühlung zu verschaffen.
Liegt ein sonst gesundes Kaninchen oder Meerschweinchen an einem heißen Tag teilweisenahmslos auf der Seite und atmet schnell und flach, sollte es unmittelbar in einem kühlen, feuchten Handtuch eingewickelt und tierärztlichem Fachpersonal vorgestellt werden, da es möglicherweise einen Hitzeschlag erlitten hat und ein Kreislaufversagen sterben kann. Da Kaninchen besonders empfindlich auf Hitze reagieren, sollten sie an warmen Tagen an einem kühlen, schattigen Ort untergebracht werden, der sie vor der Hitze schützt.