Bonn. Eine neue Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes zeigt: Der ille­ga­le Handel mit Heimtieren, ins­be­son­de­re mit Hundewelpen, bewegt sich auf einem kon­stant hohen Niveau. Ein Verbot des Onlinehandels mit Tieren wäre drin­gend gebo­ten; min­des­tens bräuch­te es eine umfas­sen­de gesetz­li­che Regulierung. Der kürz­lich ver­öf­fent­lich­te Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD bleibt beim Tierhandel jedoch vage und lässt kei­ne Verbesserungen ver­mu­ten, kri­ti­siert der Deutsche Tierschutzbund.

Der Deutsche Tierschutzbund hat für das ver­gan­ge­ne Jahr 224 Fälle von ille­ga­lem Heimtierhandel doku­men­tiert. Mindestens 991 Tiere waren betrof­fen, dar­un­ter 515 Hunde und 66 Katzen. Überwiegend han­delt es sich um Rassetiere, wie Zwergspitze, Malteser, Französische Bulldogge, Britisches Kurzhaar oder Scottish Fold. Die Tiere waren meist zu jung und zeig­ten deut­li­che Krankheitsanzeichen, was in fast allen Fällen zu einer Beschlagnahme durch die Behörden führ­te. Rumänien war das neun­te Jahr in Folge das häu­figs­te Herkunftsland.

Illegal transportierte Golden Retriever Welpen„Deutschland spielt seit Jahren beim ille­ga­len Handel mit Heimtieren eine Schlüsselrolle, ist oft Bestimmungsland für die vie­len Hundewelpen, aber auch Katzen und exo­ti­sche Wildtiere, mit denen Händler hier lukra­ti­ve Geschäfte machen. Vorwiegend wer­den die Tiere online zum Verkauf ange­bo­ten“, erklärt Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Das Leid für die ein­zel­nen Tiere ist immens, die Bedingungen, unter denen Vermehrer die Tiere im Ausland züch­ten, sind kata­stro­phal. Deutsche Tierheime, wel­che die meis­ten kran­ken Tiere aus Beschlagnahmungen über­neh­men, ste­hen vor ver­meid­ba­ren Belastungen durch die zeit- und kos­ten­in­ten­si­ve Pflege, die man ihnen aufbürdet.

In ihrem Koalitionsvertrag ver­spre­chen Union und SPD den anony­men Onlinehandel mit Haus- und Heimtieren zu ver­bie­ten. „Wenn Verkäufer ledig­lich einen Namen und eine Anschrift ange­ben müss­ten, ist die­ses Vorhaben wert­los, da die meis­ten Plattformen dies ohne­hin bereits ver­lan­gen. Was es braucht, ist ein siche­rer Identitätsnachweis, um Verkäufer rück­ver­fol­gen zu kön­nen. Außerdem soll­ten ange­bo­te­ne Hunde und Katzen mit Mikrochip gekenn­zeich­net und regis­triert sein müs­sen“, for­dert Zeller. Die neue Koalition will auch den Handel im öffent­li­chen Raum ver­bie­ten, nimmt Tierbörsen und ‑märk­te jedoch expli­zit aus, obwohl am Rande sol­cher Veranstaltungen Tiere häu­fig ille­gal zum Kauf ange­bo­ten wer­den. Unklar bleibt auch, ob ein Verbot exo­ti­scher Wildtiere wie Reptilien ein­schließt, die häu­fig als Haustiere gehal­ten wer­den. „Um alle Tiere wirk­lich zu schüt­zen, müs­sen Union und SPD ihre Vorhaben prä­zi­sie­ren und den Onlinehandel mit Tieren – egal, ob gewerb­lich oder pri­vat – ohne Ausnahmen ver­bie­ten oder zumin­dest umfas­send regu­lie­ren“, so Zeller. Für Tierbörsen und ‑märk­te for­dert der Deutsche Tierschutzbund stren­ge­re, rechts­ver­bind­li­che Regelungen.