München. Zeckenaktivität trotz Nachtfrost: Zecken sind seit jeher für ihre Anpassungsfähigkeit bekannt, doch aktu­el­le Beobachtungen zei­gen, dass die­se Parasiten selbst bei nied­ri­gen Temperaturen und Nachtfrost aktiv blei­ben. Und damit in Deutschland und Österreich inzwi­schen ganz­jäh­rig. Verantwortlich dafür ist der Klimawandel.

Eine ver­mehr­te Aktivität ist bereits ab 4 °C fest­zu­stel­len. Trotz har­scher Umwelteinflüsse wie Nachtfrost sind Zecken aktiv. „Zecken sind ganz­jäh­rig aktiv und ste­chen unse­re Haustiere. Feldstudien bele­gen, dass Zecken ganz­jäh­rig auch bei Kälte aktiv sind. Wenn im Winter die Sonne scheint, sind Zecken mitt­ler­wei­le selbst nach Frost zu fin­den”, sagt Prof. Dr. Christina Strube, Universitätsprofessorin und Direktorin des Instituts für Parasitologie der TiHo Hannover im Rahmen eines Live-Webinars für Tierärzte von MSD Tiergesundheit. „Durch den Klimawandel ken­nen Zecken kei­ne Saison mehr”. Auch Schlamm und Wasser hal­ten die Parasiten nicht auf. Laut Prof. Dr. Strube wies selbst ein durch Überschwemmung betrof­fe­ner Standort, hier am Beispiel Hannover, nach Rückgang des Wassers im Winter 2023/2024 Aktivitäten von Zecken auf (1).

Zecken selbst nach Frost aktivNicht nur in der Forschung, auch in den Tierarztpraxen zeigt sich die ganz­jäh­ri­ge Zeckenaktivität. 75 Prozent der teil­neh­men­den Tierärzte aus Deutschland und Österreich im Webinar haben im Winter 2024/2025 Zeckenaktivität in ihrer Praxis gese­hen. „Durch den Klimawandel müs­sen wir uns an die neu­en Gegebenheiten anpas­sen. Wir brau­chen ein neu­es Bewusstsein dafür. Häufig wer­den Zecken ver­schleppt und nicht ent­deckt. Das erfor­dert einen erwei­ter­ten, ganz­jäh­ri­gen Zeckenschutz“, warnt Dr. Christian Ebenböck, Fachpraxis für Kleintiere Traunstein. Auch in sei­ner Praxis bemerkt er ver­mehr­te Zeckenaktivität im Winter.

Die Mehrheit der Tierhalter ist sich der damit ver­bun­de­nen Gefahren bis­lang nicht bewusst. Eine regel­mä­ßi­ge Zeckenkontrolle nach Spaziergängen mit Hunden reicht nicht aus. Nach Einschätzung vie­ler Tierärzte und aktu­el­ler Studienlage (2) über­schrei­tet die Saugzeit von Zecken häu­fig über 80 Stunden, bis sie ent­deckt wer­den. Diese Zeitspanne begüns­tigt die Übertragung von Krankheiten wie Borreliose, Anaplasmose oder Babesiose. „Es ist äußerst bedenk­lich, wenn Tierhalter zu lan­ge mit der Behandlung war­ten. Dies kann dazu füh­ren, dass ein Zeckenbefall nicht recht­zei­tig erkannt wird und dadurch ernst­haf­te Erkrankungen bei den Tieren unent­deckt blei­ben. Die klas­si­schen Symptome einer Erkrankung sind oft nicht sofort offen­sicht­lich, was die Situation wei­ter ver­schärft“, erklärt Simon Reinelt, Geschäftsführer der Viechdoktorei Tierarztpraxis aus Leithaprodersdorf bei Wien.

Zecken sind nicht nur läs­ti­ge Parasiten, son­dern auch Überträger gefähr­li­cher Krankheiten, die unbe­han­delt für Hunde auch töd­lich enden kön­nen. Daher emp­feh­len Tierärzte einen lücken­lo­sen Schutz. Der Klimawandel wird mil­de­re Winter noch wei­ter för­dern. Und damit auch die ganz­jäh­ri­ge Zeckenaktivität. Um das Risiko von Zeckenstichen und der Übertragung von Krankheiten zu mini­mie­ren, emp­feh­len Fachleute einen kon­se­quen­ten Schutz über das gesam­te Jahr hin­weg. Dazu gehört die ganz­jäh­ri­ge Anwendung von Zeckenschutzmitteln. Zum Schutz von Tier und Mensch.

Quellen
1. Rapp J, Springer A, Strube C. Ixodes rici­nus ticks sur­vi­ve floo­ding. Ticks Tick Borne Dis. 2024 Nov;15(6):102417. doi: 10.1016/j.ttbdis.2024.102417. Epub 2024 Nov 23. PMID: 39580961.
2. Ergebnisse einer Zeckensammelstudie: Julia Probst, Andrea Springer und Christina Strube. Parasite & Vectors 2023;16:7.0