Wenn die Blütezeit zur Qual wird

  • Tränende Augen, Juckreiz oder Niesattacken kön­nen vie­le Ursachen haben.
  • Tierärztin der Uelzener Versicherungen klärt über Diagnostik, Symptome und Behandlung auf.
  • Hilfreiche Tipps für den Alltag mit all­er­gie­ge­plag­ten Haustieren.

Uelzen. Blütezeit – und für man­che Haustiere lei­der auch Allergiezeit. Nicht nur Menschen, auch Hunde und Katzen kön­nen von Pollenallergien betrof­fen sein. Félice Oude Hengel, Tierärztin bei den Uelzener Versicherungen, erklärt, wel­che Anzeichen es für Pollenallergien bei Haustieren gibt und wie Tierhalter ihren Lieblingen Linderung ver­schaf­fen können.

Allergiediagnostik ist wah­re Detektivarbeit
Hund mit AllergieWas bei Allergien gene­rell gilt, trifft auch auf Pollenallergien zu: Sie sind auf­grund der unspe­zi­fi­schen Anzeichen schwer zu dia­gnos­ti­zie­ren. „Typische Symptome wie Juckreiz, Hautrötungen oder Pusteln kön­nen bei jeder Art von Allergie auf­tre­ten“, erklärt Félice Oude Hengel. Eine ein­deu­ti­ge Abgrenzung zu ande­ren Auslösern sei daher oft schwie­rig. „Anhaltspunkte lie­fern der Zeitpunkt des Auftretens der Symptome und der Ausschluss ande­rer Ursachen wie Futtermittel.“ Besonders ver­däch­tig: Wenn die Beschwerden sai­so­nal auf­tre­ten oder sich etwa direkt nach dem Spielen im hohen Gras zeigen.

Um Zusammenhänge zu erken­nen, emp­fiehlt die Expertin: „Ein peni­bel geführ­tes Allergietagebuch ist Gold wert. Am aus­sa­ge­kräf­tigs­ten sind die Ergebnisse, wenn Halter auf­tre­ten­de Symptome bei ihren Tieren über einen mög­lichst lan­gen Zeitraum hin­weg erfassen.“

Symptome einer Pollenallergie kön­nen viel­fäl­tig sein und rei­chen von Juckreiz und Hautausschlägen über rote und trä­nen­de Augen hin zu Atemwegsbeschwerden wie ver­stärk­tes Niesen, ein röcheln­des Würgen („Rückwärtsniesen”) oder Nasenausfluss. Tatsächlich kön­nen sogar Verdauungsbeschwerden mit Pollenallergien in Zusammenhang stehen.

Spontanheilung gibt es nicht:
Allergien wer­den im Verlauf eher schlimmer
Erste Symptome zei­gen sich oft schon früh. „Allergiker wer­den klas­si­scher­wei­se zwi­schen dem zwei­ten und vier­ten Lebensjahr dia­gnos­ti­ziert“, so die Tierärztin der Uelzener. Doch auch jün­ge­re oder älte­re Tiere kön­nen Allergien entwickeln.

Hund mit Allergie„Leider nei­gen Allergien dazu, von allei­ne eher schlim­mer als bes­ser zu wer­den“, warnt sie. Eine Spontanheilung ist nicht mög­lich. Die Symptome kön­nen vor­über­ge­hend ver­schwin­den, wenn der Auslöser ent­fällt, doch sind Allergien grund­sätz­lich nicht heil­bar. Medikamente kön­nen den Leidensdruck immer­hin deut­lich min­dern. Die zugrun­de­lie­gen­de Ursache adres­sie­ren kann jedoch nur eine Desensibilisierung auf Grundlage von Blutuntersuchungen.

Bei einer Desensibilisierung geht es dar­um, das Immunsystem durch wie­der­hol­te, wohl­do­sier­te Exposition an die Allergene zu gewöh­nen und Überreaktionen somit aus­zu­schal­ten. Eine Erfolgsgarantie gibt es hier­bei aller­dings nicht, außer­dem ist eine Desensibilisierung mit hohen Kosten ver­bun­den. Daher ste­hen die Kontaktvermeidung mit den aus­lö­sen­den Allergenen und die sym­pto­ma­ti­sche Therapie mit Allergietabletten oder ‑sprit­zen in den meis­ten Fällen im Vordergrund.

Tipps: So ver­schafft man Linderung
Schon klei­ne Anpassungen der all­täg­li­chen Routine kön­nen all­er­gie­ge­plag­ten Vierbeinern das Leben leich­ter machen. Ein paar Tipps der Tierärztin:

  • Spaziergänge bei star­kem Pollenflug ver­mei­den oder kurz halten.
  • Fell nach dem Freigang mit einem feuch­ten Tuch abwi­schen und emp­find­li­che Hautstellen (Unterbauch, Zehenzwischenräume) waschen.
  • Luftreiniger mit Pollenfilter nutzen.
  • Lieber früh­mor­gens und spät­abends lüf­ten statt tags­über (weni­ger Pollenflug).
  • Geeignete Medikation ent­spre­chend tier­ärzt­li­cher Empfehlung ein­set­zen, um Symptome zu lindern.

Hundefell mit einem feuchten Tuch abwischenPollenallergien bei Haustieren sind durch­aus ver­brei­tet, aber mit dem rich­ti­gen Management ist es mög­lich, die Lebensqualität der betrof­fe­nen Vierbeiner erheb­lich zu stei­gern. „Allergiesymptome kön­nen die Tiere stark belas­ten, daher gilt: Auch wenn es bis­wei­len müh­sam ist, soll­te man sich um eine gründ­li­che Diagnostik bemü­hen und ziel­ge­rich­te­te Medikation ent­spre­chend der tier­ärzt­li­chen Empfehlung ein­set­zen“, betont Félice Oude Hengel.

Wenn das Immunsystem zum über­eif­ri­gen Türsteher wird
Welche Pollen eine Reaktion aus­lö­sen, kann indi­vi­du­ell ganz unter­schied­lich sein und wird unter ande­rem durch Häufigkeit und Intensität des Kontakts beein­flusst. Die grund­sätz­li­che Neigung eines Tieres, eine Allergie zu ent­wi­ckeln, ist jedoch stark gene­tisch bedingt.

„Allergien soll­ten daher bei der züch­te­ri­schen Auswahl der Elterntiere eine grö­ße­re Berücksichtigung fin­den”, sagt die Tierärztin und ergänzt: „Die Ursache des Problems liegt beim Immunsystem des Tieres, nicht bei den Pollen.“

Einfach erklärt: Bei einer Allergie stuft das Immunsystem eigent­lich harm­lo­se Partikel fälsch­li­cher­wei­se als Bedrohung ein – wie ein über­eif­ri­ger Türsteher. Nach dem ers­ten Kontakt erstellt er sozu­sa­gen einen „Steckbrief“ und stuft die ver­meint­lich gefähr­li­chen Partikel als Allergene ein. Das nennt man Sensibilisierung. Beim zwei­ten Kontakt kommt es zur Reaktion. Um in der Metapher zu blei­ben: Der Türsteher ras­tet aus. Er bekämpft die Allergene mit Entzündungsreaktionen, die wir als Allergiesymptome wahrnehmen.

Wichtig ist es, sein Tier im Auge zu behal­ten und Veränderungen zu doku­men­tie­ren. Je mehr Informationen dem Tierarzt oder der Tierärztin zur Verfügung ste­hen, des­to leich­ter fällt die Diagnostik poten­zi­el­ler Allergien.

Weitere Informationen rund ums Thema Tiergesundheit im Magazin der Uelzener.