Problemhunde erhö­hen die Kosten enorm und sor­gen für über­füll­te Einrichtungen

  • Hundehaltung teil­wei­se völ­lig überfordert.
  • Jahrelanger Aufenthalt für Problemhunde im Tierheim.
  • Kosten explo­die­ren.
  • Appell an Züchter und Tierhalter: Übernimmt die Verantwortung für eure Tiere!

Hamburg. Immer mehr Hunde mit aggres­si­vem oder auf­fäl­li­gem Verhalten lan­den in deut­schen Tierheimen – und die Situation spitzt sich wei­ter zu und berei­tet Tierheimen gro­ße Sorgen. Die Folge: stei­gen­de Kosten, über­füll­te Kapazitäten und immer län­ge­rer Aufenthalt der Hunde in den Einrichtungen.

Frank Weber, Tierheimleiter des Franziskus Tierheims„Wir erle­ben der­zeit eine Welle von Hunden, die in Haushalten völ­lig über­for­dert sind und am Ende lan­den sie bei uns. Diese Tiere blei­ben oft jah­re­lang im Tierheim, weil sie schwer ver­mit­tel­bar sind. Die Versorgung ist auf­wen­dig, teu­er und blo­ckiert wert­vol­le Plätze für ande­re Notfälle“, erklärt Frank Weber, Tierheimleiter des Franziskus Tierheims in Hamburg und VOX-Moderator bei Hunde-Katze-Maus. „Alle reden über die Verantwortung bei der Zucht und Anschaffung von Hunden, aber am Ende blei­ben die Probleme an uns hängen.“

Die Ursachen für die­se Entwicklung sind viel­fäl­tig. In den ver­gan­ge­nen zehn Jahren hat sich die Zahl der gehal­te­nen Hunde in Deutschland mehr als ver­dop­pelt – auf rund 10,7 Millionen. Hunde sind zu belieb­ten Prestigeobjekten gewor­den. Doch vie­le Halter unter­schät­zen, wel­che bestimm­ten Anforderungen Rassen stel­len. Tiere, die ursprüng­lich für Schutz, Jagd oder Herdenschutz gezüch­tet wur­den, benö­ti­gen Aufgaben – fehlt die­se Auslastung, ent­wi­ckeln sie oft pro­ble­ma­ti­sches Verhalten.

Ein gro­ßes Problem liegt dabei in der Auswahl des Hundes
Optik oder ein sehr hoher „Leistungsstandard“ ste­hen oft im Vordergrund, nicht die Frage, ob die eige­nen Lebensumstände zu den gene­tisch beding­ten Bedürfnissen des Tieres pas­sen. „Ein Arbeits- oder Hütehund will arbei­ten und auf­pas­sen – das ist kei­ne Frage der Erziehung, son­dern der Veranlagung“, betont Weber. „Wenn die­ser Instinkt dau­er­haft unter­drückt wird, lei­det nicht nur der Hund, son­dern das gesam­te Umfeld.“

Tierheime gera­ten zuneh­mend unter Druck
Die spe­zia­li­sier­ten Hunde benö­ti­gen inten­si­ves Training, indi­vi­du­el­le Betreuung und blei­ben oft über Jahre in den Einrichtungen. Dies ver­ur­sacht immense Kosten, die kaum noch zu stem­men sind. Hinzu kommt: Für die meis­ten die­ser Hunde fin­det sich nur schwer ein neu­er, geeig­ne­ter Platz.

Bodhi - Franziskus Tierheim HamburgÜbrigens: Es sind nicht immer die gro­ßen Hunde, auch die Kleinen sind unter Umständen Problemtiere. Aktuell sucht der Havaneser „Bodhi“ ein neu­es Zuhause. Er wirkt nied­lich, hat es aber in sich – er benö­tigt erfah­re­ne Menschen, die ihm kla­re Grenzen set­zen. Er muss behan­delt wer­den wie ein Großer – denn auch klei­ne Hunde sind kei­ne Plüschtiere.

„Es braucht drin­gend ein Umdenken bei Züchtern, Haltern und in der Gesellschaft“, for­dert Weber. „Wir müs­sen Hunde züch­ten und ver­mit­teln, die sich in eine moder­ne, urba­ne Gesellschaft inte­grie­ren las­sen. Und wir brau­chen mehr Aufklärung – vor allem vor der Anschaffung.“

Das Franziskus Tierheim Hamburg appel­liert an einen zukünf­ti­gen Hundebesitzer, der sich vor der Adoption inten­siv mit den Eigenschaften und Bedürfnissen der gewünsch­ten Rasse aus­ein­an­der­setzt – um Frustration, Überforderung und letzt­lich die Abgabe ins Tierheim zu vermeiden.

Über das Franziskus-Tierheim
Dem Konzept des Franziskus Tierheims liegt zugrun­de, dass ein Tierheim eine Begegnungsstätte für tier­lie­be Menschen sein soll­te. Bei der Gestaltung des Tierheims ist des­halb beson­de­res Augenmerk dar­auf gerich­tet wor­den, die Räume mög­lichst hell, freund­lich und anspre­chend zu gestal­ten. An alle Katzenräume sind Außenbereiche ange­schlos­sen, die es den Tieren erlau­ben, es sich auch mal in der Sonne gemüt­lich zu machen. Ein wesent­li­cher Bestandteil des Konzepts ist das Pfötchen-Café, das sich in unmit­tel­ba­rer Nachbarschaft zu den Katzenaußenvolieren und dem Landschildkrötengehege befin­det. Hier fin­den klei­ne­re Veranstaltungen rund um das Thema „Tier“ statt, Besucher des Tierheims kön­nen es sich gemüt­lich machen, dort fin­den regel­mä­ßig Treffen der Ehrenamtlichen sowie der Mitarbeiter. Durch die Unterstützung der vie­len ehren­amt­li­chen Helfer kann jedes Tier indi­vi­du­ell betreut wer­den. Die im Franziskus Tierheim unter­ge­brach­ten Hunde gehen jeden Tag bis zu drei Stunden Gassi.