Ein ESCCAP-Expertenrat von Professor Dr. Anja Joachim

Köln. Hunde und Katzen wer­den von einer Vielzahl an Ektoparasiten befal­len. Zecken, Läuse, Flöhe, Haarlinge und Mücken brin­gen unter­schied­li­che Risiken, Probleme und mög­li­cher­wei­se Erkrankungen mit sich. Oft fun­gie­ren sie zudem als Überträger (Vektoren) von ande­ren Krankheitserregern. Verschiedene Anpassungen der Vektoren an ihre Umgebung las­sen die Frage auf­kom­men, ob ein ganz­jäh­ri­ger Parasitenschutz nötig ist.

Ektoparasiten bei Hund und Katze
Haustiere kön­nen unter einer Vielzahl von Ektoparasiten lei­den. Ein Befall mit Milben, Haarlingen oder Läusen, die sich immer am Tier auf­hal­ten, wird nach Diagnose behan­delt. Bei Zecken und Mücken dage­gen, die als Blutsauger eine bedeu­ten­de Rolle als Vektoren ver­schie­de­ner Krankheitserreger spie­len, steht eine weit­rei­chen­de Verhütung des Befalls im Vordergrund. Dies gilt auch bei Flöhen, die ohne aus­rei­chen­de Kontrolle in kur­zer Zeit haupt­säch­lich in Wohnhäusern und Tierheimen gro­ße Bevölkerungsgruppen bil­den können.

Der Katzenfloh hält sich ganz­jäh­rig in der Umgebung sei­ner bevor­zug­ten Wirte auf und ver­mehrt sich auch dort. Gegen ihn ist das gan­ze Jahr Vorsorge zu tref­fen. Dies gilt ins­be­son­de­re bei Tieren mit Flohspeichelallergie und bei sol­chen, die ver­mehrt Kontakt zu Flohträgern haben. Repellentien sol­len den Floh davon abhal­ten, zu ste­chen, Insektizide töten ihn bei Kontakt, spä­tes­tens bei der Blutmahlzeit, ab. Zusätzlich unter­bin­den Entwicklungshemmer die wei­te­re Entwicklung abge­leg­ter Floheier.

Die Aktivität von Vektoren, die Tiere bevor­zugt im Freien ste­chen, ist grund­sätz­lich vom Wetter und der Jahreszeit abhän­gig. Die Flugsaison von Stechmücken (Culiciden), den Vektoren von Dirofilarien, erstreckt sich von Frühjahr bis Herbst. Vornehmlich in herz­wurm-ende­mi­schen Gebieten ist in die­ser Zeit (zusätz­lich zur medi­ka­men­tö­sen Herzwurmprophylaxe) ein Mückenschutz ange­zeigt. Dies gilt ana­log auch in Leishmaniose-Endemiegebieten zur Vermeidung von Sandmückenstichen.

Die Rolle von Zecken und ihre Aktivität
Hund läuft durch eine WieseIn unse­ren Breiten sind Schildzecken die wich­tigs­ten Vektoren von Krankheitserregern bei Hund und Katze. Auch sie sind fast aus­schließ­lich im Freiland zu fin­den. Ihre Aktivität hängt von den Umgebungsbedingungen wie der Temperatur ab. Einige Schildzecken wie der Gemeine Holzbock (Ixodes rici­nus) oder die Wiesenzecke (Dermacentor reti­cu­la­tus) kön­nen an son­ni­gen Wintertagen bereits bei Bodentemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aktiv sein und ihre Wirtssuche bei hoher Bodenfeuchte auch im Sommer fort­set­zen. Während frost­frei­er Winterperioden, wie sie in den ver­gan­ge­nen Jahren immer heiß und län­ger zu beob­ach­ten sind, sind die­se Zecken daher häu­fig schon aktiv. Sie suchen einen Wirt auf und begin­nen mit ihrer Blutmahlzeit – und damit der mög­li­chen Übertragung ver­schie­dens­ter Krankheitserreger.

Ixodes rici­nus ist die häu­figs­te Zecke in Mitteleuropa. Sie über­trägt unter ande­rem Anaplasma pha­go­cy­to­p­hilum und Borrelia burg­dor­fe­ri. Dermacentor reti­cu­la­tus kommt grund­sätz­lich eher ört­lich begrenzt auf, etwa in wär­me­ren Lagen wie am Oberrhein, in Brandenburg oder im öster­rei­chi­schen Burgenland, mitt­ler­wei­le jedoch in allen deut­schen Bundesländern ver­brei­tet. Die Zeckenart ist als Vektor von Babesia canis von beson­de­rer Bedeutung für die Hundegesundheit.

Ganzjähriger Ektoparasitenschutz – ein Überblick
Aufgrund der zuneh­mend län­ge­ren, mitt­ler­wei­le ganz­jäh­rig zu beob­ach­ten­den Zeckenaktivität ist ein kon­ti­nu­ier­li­cher Zeckenschutz für Hunde und Freigänger-Katzen über das gesam­te Jahr unbe­dingt zu emp­feh­len. Dies gilt umso mehr, da sich der Vektor von Babesia canis, die Wiesenzecke, seit eini­ger Zeit geo­gra­fisch aus­brei­tet. Damit muss auch mit der Ausbreitung der Hundebabesiose gerech­net wer­den. Grundsätzlich ist ein zecken­wirk­sa­mes Repellent wün­schens­wert, um einen Befall mög­lichst voll­stän­dig zu ver­mei­den. Viele für Haustiere rele­van­te Erreger wer­den erst nach einer Latenzzeit von 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Blutmahlzeit über­tra­gen. Zecken, die trotz vor­han­de­nem Zeckenschutz ein­ge­sto­chen haben, las­sen sich inner­halb die­ser Frist durch ein sys­te­misch wirk­sa­mes Akarizid abtö­ten. Somit lässt sich eine Fehlerübertragung in der Regel verhindern.

Als Akarizide ste­hen ver­schie­de­ne Wirkstoffe in diver­sen Anwendungsformen zur Verfügung. Die Häufigkeit der Wiederholungsbehandlungen für einen lang wir­ken­den (ganz­jäh­ri­gen) Schutz reicht von ein­mal pro Monat bis zu ein­mal pro Jahr. Die Wirkung vie­ler, aber nicht aller, zuge­las­se­ner Wirkstoffe zur Ektoparasitenprophylaxe erstreckt sich auf Flöhe und Zecken. Bei eini­gen Präparaten gilt das zusätz­lich auch für Sand- und Stechmücken sowie ande­re Ektoparasiten. Dies ist bei der Auswahl des Lebensstils des zu behan­deln­den Tiers (z. B. Urlaub, Reise) zu berücksichtigen.

Fazit zum Ektoparasitenschutz
Als „Basisprogramm“ soll­te ein ganz­jäh­ri­ger Zecken- und Flohschutz bei Hunden und Katzen ange­wen­det wer­den. Und wäh­rend der Flugsaison bei Bedarf zusätz­lich ein Mückenschutz. Der Befall mit die­sen Vektoren und asso­zi­ier­ten Infektionen lässt sich so erheb­lich redu­zie­ren. Zu beach­ten ist, dass die meis­ten Präparate zwar einen mehr oder weni­ger dau­er­haf­ten Schutz gewähr­leis­ten, die­ser aber nicht unmit­tel­bar nach der Anwendung ein­setzt. Daher sind vor­ran­gig beim Zeckenschutz ein recht­zei­ti­ger Beginn und eine frist­ge­rech­te Erneuerung wich­tig für die dau­er­haf­te Wirkung.

Professor Dr. Anja Joachim ist Leiterin des Instituts für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna). Außerdem ist sie Mitglied der unab­hän­gi­gen Expertenorganisation ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) und natio­na­le Vertreterin von ESCCAP Österreich.