Teil 6 von 7 der Serie HN-Thema

Boppard. Das Verdauungssystem des Hundes ist ein fas­zi­nie­rend kom­ple­xer und effi­zi­en­ter Mechanismus, der dafür sorgt, dass Hunde die benö­tig­ten Nährstoffe aus ihrer Nahrung auf­neh­men kön­nen. Es ist ein kom­ple­xes Netzwerk von Organen, die zusam­men­ar­bei­ten, um Nährstoffe auf­zu­neh­men, zu ver­dau­en und Abfallstoffe aus­zu­schei­den. Ein rei­bungs­lo­ser Ablauf ist ent­schei­dend für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Vierbeiners.

Der Verdauungsvorgang
Aufnahme der Nahrung: Die Verdauung beginnt im Maul des Hundes. Im Gegensatz zum Menschen spielt der Speichel beim Hund kaum eine Rolle bei der Vorverdauung, da er kei­ne Verdauungsenzyme ent­hält. Der Speichel dient haupt­säch­lich dazu, die Nahrung zu befeuch­ten, um das Schlucken zu erleichtern.

Speiseröhre: Muskelkontraktionen trans­por­tie­ren die Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen.

Magen: Im Magen wird die Nahrung mit Magensäure und Enzymen wie Pepsin ver­mischt, die die Nahrung zer­set­zen. Hunde haben eine ver­gleichs­wei­se star­ke Magensäure, die hilft, auch schwer ver­dau­li­che Nahrung wie rohes Fleisch und Knochen zu ver­dau­en. Proteine und Fette wer­den hier bereits teil­wei­se abgebaut.

Dünndarm: Im Dünndarm wer­den die meis­ten Nährstoffe auf­ge­nom­men. Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse (wie Trypsin und Lipase) und Galle aus der Leber unter­stüt­zen dabei die Aufspaltung von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Die Nährstoffe wer­den durch die Darmwand ins Blut aufgenommen.

Dickdarm: Im Dickdarm wird dem Nahrungsbrei das Wasser ent­zo­gen und unver­dau­li­che Nahrungsreste wer­den zu Kot geformt.

Enddarm: Der Kot wird im Enddarm gesam­melt und dann ausgeschieden.

Die Verdauung
Hund mit WassernapfDie Verdauung von Hunden ist im Vergleich zum Menschen (etwa 24 bis 72 Stunden) schnel­ler. Die Verdauung bei Hunden kann je nach Größe, Alter, Art der Ernährung und dem Gesundheitszustand vari­ie­ren. Im Allgemeinen dau­ert es etwa acht bis zwölf Stunden, bis ein Hund die Nahrung voll­stän­dig ver­daut hat. Kleinere Hunde nei­gen dazu, ihre Nahrung schnel­ler zu ver­dau­en als grö­ße­re Hunde.

Worauf soll­te man achten?
Um das Verdauungssystem eines Hundes gesund zu hal­ten, sind fol­gen­de Punkte wichtig:

  • Ernährung: Hunde benö­ti­gen eine aus­ge­wo­ge­ne Ernährung mit hoch­wer­ti­gen Zutaten, die an ihr Alter, ihre Rasse und ihren Aktivitätslevel ange­passt ist. Unnötige Zusatzstoffe soll­ten ver­mie­den wer­den. Ebenso sind vie­le Lebensmittel, die für Menschen unbe­denk­lich sind, für den Hund gefähr­lich (z. B. Schokolade, Zwiebeln oder Trauben).
  • Futteraufnahme: Um Schlingen zu ver­mei­den, kön­nen Anti-Schling-Näpfe oder meh­re­re klei­ne Mahlzeiten helfen.
  • Fütterung: Feste Fütterungszeiten unter­stüt­zen einen sta­bi­len Verdauungsablauf.
  • Wasser: Hunde soll­ten immer Zugang zu fri­schem Wasser haben, um Dehydrierung und Verdauungsprobleme zu vermeiden.

Darmgesundheit
Die Darmflora spielt eine wich­ti­ge Rolle für die Immunabwehr und die all­ge­mei­ne Gesundheit. Ballaststoffe, wie gekoch­te Möhren, gekoch­ter Kürbis oder Vollkornreis, för­dern die Darmgesundheit des Vierbeiners und sor­gen für eine gute Verdauung. Ebenso kön­nen Probiotika und Präbiotika die Darmflora unterstützen.

Natürliche Probiotika für den Hund sind etwa Naturjoghurt oder Griechischer Joghurt, Sauerkraut, Hüttenkäse, Kefir, Brokkoli, Bananen und Süßkartoffeln.

Präbiotika sind vor­wie­gend in ver­schie­de­nen Pflanzen, wie in Äpfeln, Möhren, Chicorée, Bananen, Trestern, Sojaschalen oder Rübenschnitzel, ent­hal­ten. Haferflocken haben durch ihren hohen Ballaststoffgehalt eben­falls prä­bio­ti­sche Eigenschaften. Auch Kartoffeln, Nudeln oder Reis wir­ken präbiotisch.

Wichtig ist auch eine aus­rei­chen­de täg­li­che Bewegung, die die Darmtätigkeit för­dert. Wie beim Menschen kann Stress (Veränderungen im Alltag, Trennungsangst, lau­te Geräusche wie Feuerwerk) sich auch beim Hund nega­tiv auf die Verdauung auswirken.

Verdauungsprobleme
Bei Anzeichen auf Verdauungsprobleme wie

  • Durchfall oder Verstopfung,
  • Erbrechen,
  • Blähungen,
  • Appetitlosigkeit,
  • Gewichtsverlust,
  • ver­än­der­tes Kotbild,

soll­ten die­se von einem Tierarzt abge­klärt werden.

Hund mit FutternapfAuch eine Umstellung des Hundefutters kann Verdauungsprobleme her­vor­ru­fen, ins­be­son­de­re wenn das neue Futter zu schnell gege­ben wird. Symptome sind meist Durchfall, Erbrechen und Blähungen. Um dies zu ver­mei­den, soll­te die Umstellung in klei­nen Schritten erfol­gen. Empfohlen wird:

  • Tag 1 bis 2: 25 Prozent neu­es Futter + 75 Prozent altes Futter.
  • Tag 3 bis 4: 50 Prozent neu­es Futter + 50 Prozent altes Futter.
  • Tag 5 bis 6: 75 Prozent neu­es Futter + 25 Prozent altes Futter.
  • Ab Tag 7: Kann das neue Futter kom­plett gege­ben werden.

Während der Futterumstellung soll­te auf das Verhalten des Hundes geach­tet wer­den. Bei anhal­ten­den Problemen soll­te ein Tierarzt auf­ge­sucht werden.

Manche Hunde haben emp­find­li­che­re Mägen oder lei­den an Unverträglichkeiten. Eine ange­pass­te Diät und mög­li­cher­wei­se auch Nahrungsergänzungsmittel kön­nen hel­fen. Auch die Gabe von Knochen soll­te wohl­über­legt sein, da sie in man­chen Fällen Verletzungen oder Verstopfungen ver­ur­sa­chen können.

Das Verdauungssystem des Hundes ist ein leis­tungs­fä­hi­ges, aber sen­si­bles System, das durch eine gute Ernährung und aus­rei­chend Bewegung gesund gehal­ten wer­den kann.

[Stefan Richter]

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