HN-Thema
- Fasten mit dem Hund – eine gute Idee?
- Notwendig? Vorsorgeuntersuchung beim Hund
- Test: Butternut Box – frisches Hundefutter
- Kausnacks für Hunde: Eine unterschätzte Gefahr?
- Veganer Hund: Wie gesund ist pflanzliche Tiernahrung?
- Ein komplexer Prozess – das Verdauungssystem beim Hund
- Zoomies, wenn der Hund seine fünf Minuten hat
Boppard. Das Verdauungssystem des Hundes ist ein faszinierend komplexer und effizienter Mechanismus, der dafür sorgt, dass Hunde die benötigten Nährstoffe aus ihrer Nahrung aufnehmen können. Es ist ein komplexes Netzwerk von Organen, die zusammenarbeiten, um Nährstoffe aufzunehmen, zu verdauen und Abfallstoffe auszuscheiden. Ein reibungsloser Ablauf ist entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Vierbeiners.
Der Verdauungsvorgang
Aufnahme der Nahrung: Die Verdauung beginnt im Maul des Hundes. Im Gegensatz zum Menschen spielt der Speichel beim Hund kaum eine Rolle bei der Vorverdauung, da er keine Verdauungsenzyme enthält. Der Speichel dient hauptsächlich dazu, die Nahrung zu befeuchten, um das Schlucken zu erleichtern.
Speiseröhre: Muskelkontraktionen transportieren die Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen.
Magen: Im Magen wird die Nahrung mit Magensäure und Enzymen wie Pepsin vermischt, die die Nahrung zersetzen. Hunde haben eine vergleichsweise starke Magensäure, die hilft, auch schwer verdauliche Nahrung wie rohes Fleisch und Knochen zu verdauen. Proteine und Fette werden hier bereits teilweise abgebaut.
Dünndarm: Im Dünndarm werden die meisten Nährstoffe aufgenommen. Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse (wie Trypsin und Lipase) und Galle aus der Leber unterstützen dabei die Aufspaltung von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Die Nährstoffe werden durch die Darmwand ins Blut aufgenommen.
Dickdarm: Im Dickdarm wird dem Nahrungsbrei das Wasser entzogen und unverdauliche Nahrungsreste werden zu Kot geformt.
Enddarm: Der Kot wird im Enddarm gesammelt und dann ausgeschieden.
Die Verdauung
Die Verdauung von Hunden ist im Vergleich zum Menschen (etwa 24 bis 72 Stunden) schneller. Die Verdauung bei Hunden kann je nach Größe, Alter, Art der Ernährung und dem Gesundheitszustand variieren. Im Allgemeinen dauert es etwa acht bis zwölf Stunden, bis ein Hund die Nahrung vollständig verdaut hat. Kleinere Hunde neigen dazu, ihre Nahrung schneller zu verdauen als größere Hunde.
Worauf sollte man achten?
Um das Verdauungssystem eines Hundes gesund zu halten, sind folgende Punkte wichtig:
- Ernährung: Hunde benötigen eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Zutaten, die an ihr Alter, ihre Rasse und ihren Aktivitätslevel angepasst ist. Unnötige Zusatzstoffe sollten vermieden werden. Ebenso sind viele Lebensmittel, die für Menschen unbedenklich sind, für den Hund gefährlich (z. B. Schokolade, Zwiebeln oder Trauben).
- Futteraufnahme: Um Schlingen zu vermeiden, können Anti-Schling-Näpfe oder mehrere kleine Mahlzeiten helfen.
- Fütterung: Feste Fütterungszeiten unterstützen einen stabilen Verdauungsablauf.
- Wasser: Hunde sollten immer Zugang zu frischem Wasser haben, um Dehydrierung und Verdauungsprobleme zu vermeiden.
Darmgesundheit
Die Darmflora spielt eine wichtige Rolle für die Immunabwehr und die allgemeine Gesundheit. Ballaststoffe, wie gekochte Möhren, gekochter Kürbis oder Vollkornreis, fördern die Darmgesundheit des Vierbeiners und sorgen für eine gute Verdauung. Ebenso können Probiotika und Präbiotika die Darmflora unterstützen.
Natürliche Probiotika für den Hund sind etwa Naturjoghurt oder Griechischer Joghurt, Sauerkraut, Hüttenkäse, Kefir, Brokkoli, Bananen und Süßkartoffeln.
Präbiotika sind vorwiegend in verschiedenen Pflanzen, wie in Äpfeln, Möhren, Chicorée, Bananen, Trestern, Sojaschalen oder Rübenschnitzel, enthalten. Haferflocken haben durch ihren hohen Ballaststoffgehalt ebenfalls präbiotische Eigenschaften. Auch Kartoffeln, Nudeln oder Reis wirken präbiotisch.
Wichtig ist auch eine ausreichende tägliche Bewegung, die die Darmtätigkeit fördert. Wie beim Menschen kann Stress (Veränderungen im Alltag, Trennungsangst, laute Geräusche wie Feuerwerk) sich auch beim Hund negativ auf die Verdauung auswirken.
Verdauungsprobleme
Bei Anzeichen auf Verdauungsprobleme wie
- Durchfall oder Verstopfung,
- Erbrechen,
- Blähungen,
- Appetitlosigkeit,
- Gewichtsverlust,
- verändertes Kotbild,
sollten diese von einem Tierarzt abgeklärt werden.
Auch eine Umstellung des Hundefutters kann Verdauungsprobleme hervorrufen, insbesondere wenn das neue Futter zu schnell gegeben wird. Symptome sind meist Durchfall, Erbrechen und Blähungen. Um dies zu vermeiden, sollte die Umstellung in kleinen Schritten erfolgen. Empfohlen wird:
- Tag 1 bis 2: 25 Prozent neues Futter + 75 Prozent altes Futter.
- Tag 3 bis 4: 50 Prozent neues Futter + 50 Prozent altes Futter.
- Tag 5 bis 6: 75 Prozent neues Futter + 25 Prozent altes Futter.
- Ab Tag 7: Kann das neue Futter komplett gegeben werden.
Während der Futterumstellung sollte auf das Verhalten des Hundes geachtet werden. Bei anhaltenden Problemen sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Manche Hunde haben empfindlichere Mägen oder leiden an Unverträglichkeiten. Eine angepasste Diät und möglicherweise auch Nahrungsergänzungsmittel können helfen. Auch die Gabe von Knochen sollte wohlüberlegt sein, da sie in manchen Fällen Verletzungen oder Verstopfungen verursachen können.
Das Verdauungssystem des Hundes ist ein leistungsfähiges, aber sensibles System, das durch eine gute Ernährung und ausreichend Bewegung gesund gehalten werden kann.
[Stefan Richter]