Düsseldorf. Für zahlreiche Menschen mit einer Tierhaarallergie bleibt der Wunsch nach einem Hund oder einer Katze unerfüllt. Auch, wenn die Symptome später auftreten oder sich verstärken, müssen sich Halter schlimmstenfalls von ihrem vierbeinigen Mitbewohner trennen. Es gibt heute allerdings verschiedene Behandlungsansätze: allen voran die Immuntherapie.
Was ist eigentlich eine Allergie? Und wie unterscheidet sich diese von einer Sensibilisierung? Professor Dr. Karl Christian Bergmann, Abteilungsleiter am Institut für Allergieforschung an der Berliner Charité, erklärt dazu die Grundlagen: „Beim Kontakt mit einer Katze können Katzenallergene übertragen werden. Wenn sich als Abwehrreaktion spezifische Antikörper dagegen bilden, dann ist die Person sensibilisiert. Von einer Allergie spricht man erst, wenn sich infolge einer Sensibilisierung auch Symptome beim Kontakt mit dem Allergen bilden.“ Grundsätzlich ist eine Allergie also eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen. Typische Symptome sind etwa häufiges Niesen, Atemprobleme, juckende Augen oder Hautausschläge.
Entgegen dem Begriff „Tierhaarallergie“ tragen allerdings nicht die Haare die Allergene dauerhaft in sich. Vielmehr haften diese unter anderem über Speichel, Schweiß und Schuppen den Haaren an. Da die Allergene sich auch an den feinen Staub in der Luft anheften können, ist gar kein direkter Kontakt zum Tierhaar nötig, um bei Menschen eine Reaktion auszulösen.
Wie entsteht eine Allergie?
Einige Details zur Entstehung einer Allergie sind bislang nicht gänzlich erforscht. So ist laut Professor Bergmann derzeit nicht vollkommen geklärt, wie schnell man sich sensibilisiert und wann und warum plötzlich bei manchen Menschen Symptome auftreten und eine Allergie erkennbar wird. Teilweise kann dieser Prozess Jahre dauern.
Das gilt für Kinder, die erst nach einigen Lebensjahren Symptome einer Allergie zeigen, wie für Erwachsene, die zuweilen viele Jahre beschwerdefrei mit einer Katze oder einem Hund zusammengelebt haben und dann eine Allergie entwickeln.
Wie lässt sich die Allergie behandeln?
„Das Wichtigste ist zu wissen, dass man eine Immuntherapie, die früher Desensibilisierung genannt wurde, auch gegen Tierhaare machen kann“, sagt der Experte. Dafür gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder werden regelmäßig Allergene unter die Haut gespritzt (subkutan) oder in Form von Tropfen oder Tabletten (sublingual) eingenommen. „Die sublinguale Immuntherapie bei Tierhaarallergien hat sehr viel weniger Nebenwirkungen und wird bevorzugt.“ Zum Erfolg dieser Therapie führt Professor Bergmann aus: „Bei keinem Patienten kann man voraussagen, ob eine Immuntherapie bei ihm mit Sicherheit wirkt. Wenn wir bei einer sublingualen Therapie mit Katzenhaarextrakt von etwa 80 Prozent Erfolg sprechen, dann tritt dieser trotzdem erst nach vier bis sechs Monaten auf und es muss weiter therapiert werden.“
Die Immuntherapie behandelt also direkt die Ursache. Andere Behandlungsansätze therapieren dagegen kurzfristig die Symptome. Verbreitet sind etwa Medikamente in Form von Tabletten, Salben, Tropfen oder Asthmasprays. Bei akuten Beschwerden werden Antihistaminika verwendet, bekannte Arzneistoffe sind Loratadin oder Cetirizin.
Ein letzter Ansatz ist die sogenannte Karenz, also der Versuch, den Kontakt mit den auslösenden Allergenen zu vermindern oder ganz zu vermeiden. Eine gründliche Hygiene hilft dabei. Sowohl die Böden und Möbel in der Wohnung als auch die Kleidung sollten entsprechend regelmäßig gesäubert werden, um etwa Tierhaare und anhaftende Allergene zu entfernen. Außerdem sollte das Schlafzimmer nicht für die Tiere zugänglich sein. Regelmäßiges Lüften senkt zudem den Anteil an Auslösern in der Luft.
Gegen welche Tiere kann ich allergisch sein?
Katzen und Hunde sind die beliebtesten Heimtiere in Deutschland. So kennen die meisten Menschen wohl am ehesten auch Allergiker gegen diese Tierarten. Doch „grundsätzlich können allergische Reaktionen gegen alle Tiere auftreten, die ein Fell besitzen. Selten gibt es auch Allergien gegen Federn, zum Beispiel gegen Wellensittiche oder Tauben. Allergien gegen Schildkröten oder Schlangen selbst sind nicht bekannt, wohl aber gegen den Kot dieser Tiere“, erläutert Professor Bergmann.
Hunderassen wie dem Pudel oder Katzenrassen wie der Devon Rex wird häufig zugeschrieben, dass sie keine Allergien auslösen würden. Diese Tiere haben in der Regel jedoch bloß ein spezielles Fell, das weniger Haare verliert oder sie speicheln weniger. Dem Allergologen zufolge gibt es bisher keine Art, die wirklich für Allergiker geeignet ist: „Die einzelnen Hunde und Rassen können unterschiedliche Mengen an Allergenen freisetzen. Einen allergenfreien Hund gibt es bis heute nicht.“ Wer trotz bestehender Allergie darüber nachdenkt, sich ein Heimtier zuzulegen, sollte im Vorfeld bei einem Arzt einen Allergietest spezifisch für die Allergen-Charakteristika der gewünschten Rasse durchführen lassen.