Das Werwolf-Syndrom – mehr als nur ein gruseliger Begriff
von Stefan Richter
Boppard. In den vergangenen Monaten hat das sogenannte „Werwolf-Syndrom“ bei Hunden für große Aufregung gesorgt. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Gemeint sind schwere neurologische Störungen, die bei Hunden auftreten können, nachdem sie bestimmte Kauknochen, insbesondere aus Rinderhaut, verzehrt haben. Betroffene Hunde zeigen oft unkontrollierbare Bewegungen, Zuckungen und Verhaltensänderungen – Symptome, die an eine Verwandlung in einen ‚Werwolf’ erinnern und dem Phänomen seinen makabren Namen gaben.
Die genaue Anzahl der Hunde, die am sogenannten „Werwolf-Syndrom“ erkrankt sind, ist schwer zu beziffern. Es gibt Berichte über zahlreiche Fälle in verschiedenen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland. Wobei die genaue Ursache für das Auftreten dieser neurologischen Störungen bislang nicht vollständig geklärt ist. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass bestimmte Toxine oder Verunreinigungen in den Kauknochen eine Rolle spielen. Diese Substanzen könnten das Nervensystem der Hunde schädigen und zu den beobachteten Symptomen führen.
Erste Studien deuten darauf hin, dass es sich bei den betroffenen Kauknochen um Produkte handelt, die möglicherweise nicht den geltenden Qualitätsstandards entsprechen. Verunreinigungen durch Bakterien, Pilze oder Schadstoffe wie:
- Chemische Konservierungsstoffe
- Pestizide
- Schwermetalle wie Blei, Arsen und Quecksilber
- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
- Weichmacher wie Phthalate, Nonylphenol und Bisphenol A
könnten eine mögliche Erklärung sein.
Was ist das „Werwolf-Syndrom“?
Das „Werwolf-Syndrom“ ist ein Begriff für eine Reihe von neurologischen Symptomen bei Hunden. Die am häufigsten auftretenden Symptome sind:
- plötzliche und extreme Verhaltensänderungen
- starke Panikattacken und Angstzustände
- lautes, anhaltendes Heulen oder Bellen
- unkoordinierte Bewegungsabläufe
- extreme Aufregung und Unruhe
- Fluchtversuche, teilweise durch Fenster oder Türen
- Halluzinationen oder halluzinationsähnliche Zustände
- In späteren Stadien auch epileptische Anfälle.
Diese Symptome treten meist plötzlich auf und können über mehrere Tage bis Wochen anhalten. Betroffene Hunde waren zuvor in der Regel gesund und unauffällig. Die Stärke und Abfolge der Symptome können je nach Hund variieren. Es ist jedoch zu beachten, dass nicht jeder Hund mit Verhaltensauffälligkeiten an dem „Werwolf-Syndrom“ leidet. Um dies festzustellen, ist eine tierärztliche Untersuchung unbedingt erforderlich.
Die Erkrankung selbst verläuft in der Regel für den Hund nicht tödlich, und überwiegend klingen die Symptome nach einiger Zeit von selbst wieder ab. In schweren Fällen werden Hunde vom Tierarzt mit Beruhigungs- und Angstlösungsmitteln behandelt.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Um die Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von Kauknochen und dem Auftreten neurologischer Störungen besser zu verstehen, laufen wissenschaftliche Studien zum „Werwolf-Syndrom“. Forscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) führen Untersuchungen durch, um die genauen Ursachen zu identifizieren. Laboranalysen sollen klären, um welche Toxine es sich handelt und wie diese in die Kauknochen gelangen. Hierzu hat die TiHo auch eine Umfrage zu akut episodischen Verhaltensauffälligkeiten und Anfällen bei Hunden gestartet, an der Besitzer sowohl betroffener als auch nicht betroffener Hunde teilnehmen können.
Was bedeutet das für Hundehalter?
Während Kausnacks grundsätzlich viele Vorteile für Hunde etwa bei der Zahnpflege und der Beschäftigung bieten, zeigt diese Entwicklung, dass bei der Auswahl von Kausnacks, insbesondere bei Kauartikeln aus Rinderhaut, Vorsicht geboten ist. Nicht alle Produkte sind gleichwertig. Es empfiehlt sich, auf hochwertige Produkte von seriösen Herstellern zurückzugreifen und die Inhaltsstoffe sorgfältig zu prüfen.
- Herkunft der Produkte: Wo werden die Kauknochen hergestellt und unter welchen Bedingungen?
- Inhaltsstoffe: Welche Bestandteile sind enthalten? Gibt es Hinweise auf mögliche Verunreinigungen?
- Zertifizierungen: Sind die Produkte geprüft und zertifiziert?
- Reaktion: Beobachten Sie Ihren Hund nach dem Verzehr von Kauknochen genau auf mögliche Veränderungen im Verhalten.
Gute Snack-Alternativen
Zur Sicherheit und zum Wohle der Hundegesundheit sollten Hundebesitzer auf naturbelassene, luftgetrocknete Produkte ohne künstliche Zusätze zurückgreifen:
- Fischhaut-Kausnacks
- Geflügel-Snacks
- Pferdefleisch-Kaustangen
- Vegane Schweineohren
- Kauwurzeln und Kauhölzer
- Gemüse-Snacks wie Karottenstücke und Gemüseknochen
- Obst-Snacks wie Apfel- und Bananenstücke
- Erdnussbutter-Kausnacks
- Reisknochen.