Boppard. Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi) ist ein blutsaugendes Insekt aus der Familie der Lausfliegen. Sie ist kein eingeschleppter Exot, sondern in Europa heimisch, und ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reicht von Skandinavien bis in den Mittelmeerraum. Ihr Vorkommen wurde bereits im 20. Jahrhundert dokumentiert, doch in den vergangenen Jahren hat sie deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen. In diesem Jahr scheint sie besonders aktiv zu sein. Aufgrund milder Winter und früherer Wärmeperioden treten Hirschlausfliegen schon seit Juni vermehrt auf. Normalerweise schwärmen sie erst im Spätsommer und Herbst. Durch die höheren Temperaturen können mehr Larven den Winter überleben, was zu einer stärkeren Population führt.
Optisch ähnelt die Hirschlausfliege einer kleinen Stubenfliege. Sie wird auch oft als „fliegende Zecke“ bezeichnet, obwohl sie keine Zecke ist, sondern eine Fliege ist. Sie gehört zu den Ektoparasiten und ist etwa fünf bis sieben Millimeter groß, hat einen dunklen, abgeflachten Körper, sechs lange, dicke Beine mit Widerhaken und Flügel. Die Hirschlausfliege bevorzugt eigentlich Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine, aber es häufen sich Berichte, dass die Fliege auch den Hund als Wirt auswählt. Charakteristisch an der Hirschlausfliege ist, dass sie nach dem Flug auf den Wirt ihre Flügel abwirft, um sich mit ihren Beinen und Haken festzuhalten und an der Haut dauerhaft anzusetzen.
Die Hirschlausfliege lebt bevorzugt in Wäldern, an Waldrändern und feuchten Gebieten. Sie ist besonders in den Sommer- und Herbstmonaten aktiv und tritt oft in Schwärmen auf. Sobald sie sich auf einem Wirt wie dem Hund, etwa am Bauch, den Innenseiten der Oberschenkel oder im Analbereich niedergelassen hat, kann sie dort bis zu dreizehn Monate verbleiben und auch ihre Nachkommen zur Welt bringen. Betroffen sind oftmals Hunde mit langem Fell oder dichter Unterwolle, da es die Fliege hier leicht hat, sich zu verstecken.
Ein gefährlicher Parasit für den Hund?
Ja, die Hirschlausfliege kann für Hunde gefährlich und sehr unangenehm sein:
- Die Bisse sind sehr schmerzhaft und können intensiven Juckreiz verursachen, der den Hund zur Verzweiflung treiben kann. Er kratzt, leckt oder beißt sich dann an den betroffenen Stellen.
- An den Bissstellen können sich Pusteln, Rötungen, Schwellungen und Entzündungen bilden. Bei anhaltendem Kratzen können sich Hautinfektionen entwickeln.
- Das schnelle Krabbeln der Fliege durch das Fell kann beim Hund Panik oder Fluchtverhalten auslösen.
- Die Hirschlausfliege kann das Bakterium ‚Bartonella schoenbuchensis’ übertragen. Das verursacht beim Hund Fieberschübe, Hautentzündungen und kann auch zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) führen. In seltenen Fällen können auch andere Erreger übertragen werden.
- Manche Hunde können allergisch auf die Bisse reagieren, was zu stärkeren Hautreaktionen führen kann.
Achtung: Auch Menschen sind nicht sicher! Kopfhaut und Nacken sind beliebte Landezonen. Folgen können juckende Pusteln, Entzündungen und in seltenen Fällen sogar allergische Reaktionen sein. Ob das Bakterium ‚Bartonella schoenbuchensis’ auch beim Menschen Erkrankungen wie eine Herzmuskelentzündung auslösen kann, ist bislang nicht wissenschaftlich geklärt.
Was tun beim Befall?
Unruhe, intensives Kratzen, Lecken oder ein panisches Verhalten, wenn der Hund von den kleinen Fliegen attackiert wird, kann ein Hinweis auf einen Befall sein. Neben den Symptomen wie juckenden und geschwollenen Hautstellen kann die Bissstelle auch bläulich verfärbt sein oder sich Pusteln bilden.
Wird eine Hirschlausfliege am Hund entdeckt, sollte sie schnell entfernt werden.
- Mit einem engmaschigen Flohkamm lassen sich die Fliegen aus dem Fell entfernen.
- Ein Hundebad sowie eine gründliche Fellwäsche können helfen, auch wenn die Fliege bereits zugebissen hat.
- Hat sich der Parasit festgesetzt, kann eine Zeckenzange, ähnlich wie bei Zecken, verwendet werden.
- Die betroffenen Bissstellen kühlen, um Schmerzen und den Juckreiz zu lindern.
- Bei starken Hautreaktionen, anhaltendem Juckreiz, Fieber oder anderen Krankheitsanzeichen sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden.
Tipp: Aufgrund ihrer Schnelligkeit und des festen Haltes kann es schwierig sein, den Parasiten zu entfernen. Manche schwören auf das „Einsammeln“ mit Klebe- oder Panzerband.
Vorbeugung
Es gibt keine hundertprozentigen Schutzmaßnahmen. Berichten nach helfen natürliche Mittel wie:
- Kokosöl.
- Apfelessig (1:1 mit Wasser verdünnt).
- Für den Hund geeignete ätherische Öle wie Lavendel, Citronella.
Weitere Maßnahmen, um das Befallsrisiko zu minimieren:
- Spaziergänge in bekannten Hirschlausfliegen-Gebieten (dichte Wälder, feuchte Gebiete) während der Hochsaison vermeiden.
- Geeignete Spot-On-Präparate oder andere Zeckenschutzmittel, die auch gegen Hirschlausfliegen wirken, verwenden.
- Den Hund nach jedem Waldspaziergang gründlich nach Parasiten absuchen, auch an den weniger behaarten Stellen wie Bauch, Innenschenkel und Ohren.