Köln. Die Babesiose ist eine durch Zecken über­tra­ge­ne Erkrankung, die durch ein­zelli­ge Parasiten her­vor­ge­ru­fen wird, und vor allem Hunde betrifft. Eine Infektion ist in ganz Deutschland mög­lich. In wel­chen Regionen die Erkrankung beson­ders häu­fig auf­tritt, lässt sich auf den ESCCAP-Karten erkennen.

Die Babesiose ist eine Krankheit, die von ein­zelli­gen Parasiten aus der Gattung Babesia her­vor­ge­ru­fen wird. Babesien befal­len die roten Blutkörperchen und zer­stö­ren sie. In die­ser Hinsicht ähneln sie der Malaria des Menschen, wes­halb die Hunde-Babesiose manch­mal als „Hundemalaria“ bezeich­net wird. Galt die Babesiose vor eini­gen Jahren noch vor­ran­gig als „Reisekrankheit“, für die vor allem in süd­li­chen Teilen Europas ein Risiko bestand, hat sich die Erkrankung durch ein ver­än­der­tes Verbreitungsgebiet der Überträgerzecke mitt­ler­wei­le auch in Mitteleuropa ausgebreitet.

Wie kön­nen sich Hunde infi­zie­ren, und war­um tre­ten gera­de so vie­le Fälle der Hunde-Babesiose auf?
ZeckeDie Parasiten wer­den beim Stich durch Schildzecken über deren Speichel über­tra­gen. In Deutschland ist Babesia canis der häu­figs­te Erreger und wird durch die Wiesenzecke Dermacentor reti­cu­la­tus über­tra­gen. Üblicherweise müs­sen die Zecken zwei Tage sau­gen, bis es zu einer Übertragung der Babesien kommt. In man­chen Fällen ist jedoch eine frü­he­re Übertragung mög­lich. Die Wiesenzecke ist neben dem Frühjahr beson­ders im Herbst aktiv, wes­halb es der­zeit zu einer Häufung von erkrank­ten Hunden kommt. Da die hie­si­gen Winter inzwi­schen jedoch häu­fig mild sind, sich die Zecken bereits ab 4 °C ver­stärkt auf die Suche nach mög­li­chen Wirten machen und selbst nach Frostnächten aktiv sein kön­nen, ist eine Infektion wäh­rend des gan­zen Jahres möglich.

Neue ESCCAP-Karten:
Wo in Deutschland ist das Risiko beson­ders hoch?

Die neu­en ESCCAP-Karten basie­ren auf den Ergebnissen von an ein gro­ßes Veterinär-Labor ver­sen­de­ten Blutproben. Sie zei­gen, wo eine Babesiose hier­zu­lan­de beson­ders häu­fig nach­ge­wie­sen wird. So wer­den in den nord­öst­li­chen Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen bei etwa jedem drit­ten Verdachtsfall Babesien nach­ge­wie­sen. Da die Erkrankung dort schon seit eini­ger Zeit gehäuft vor­kommt, ist sie den dor­ti­gen Tierärztinnen und Tierärzten prä­sen­ter, wes­halb sie mög­li­cher­wei­se eine Babesiose schnel­ler im Verdacht haben, was zu höhe­ren Nachweisraten bei­trägt. Hunde kön­nen sich jedoch in ganz Deutschland anste­cken. Dies zeigt sich dar­an, dass es in jedem Bundesland Babesiose-Fälle gibt und auch jen­seits der bis­he­ri­gen Hochrisikogebiete zuneh­mend über Ausbrüche der
Hunde-Babesiose berich­tet wird, sodass die Fallzahlen in Deutschland steigen.

Welche Symptome zeigt ein Hund mit Babesiose?
Je nach Babesien-Art und wie aggres­siv die­se ist (Virulenz), kön­nen der Krankheitsverlauf und damit ein­her­ge­hen­de Symptome vari­ie­ren. Häufig ver­läuft die Erkrankung jedoch akut, was in vie­len Fällen mit fol­gen­den Symptomen einhergeht:

  • Mattigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Verringerte Anzahl an Blutplättchen (Thrombozytopenie)
  • Blutarmut (Anämie)
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Freier Blutfarbstoff und sei­ne Abbauprodukte im Blut (Hämoglobinurie, Bilirubinurie)
  • Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe (Ödeme) oder im Bauchraum (Aszites)

Eine Reduktion der Blutplättchen, die Thrombozytopenie, ist mitt­ler­wei­le der häu­figs­te Befund bei der Blutuntersuchung von an Babesiose erkrank­ten Hunden. Dies liegt ver­mut­lich dar­an, dass die Erkrankung heu­te oft schnel­ler in Betracht gezo­gen wird und die Thrombozytopenie im Krankheitsverlauf frü­her als die durch die Reduktion der roten Blutkörperchen gekenn­zeich­ne­te Blutarmut (Anämie) eintritt.

Neben den genann­ten Symptomen kann die Babesiose zu Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder Entzündungen füh­ren, etwa der Mund- oder Magenschleimhäute. In sel­te­nen Fällen sind wei­te­re Organe betrof­fen, etwa das zen­tra­le Nervensystem, was zu Lähmungserscheinungen oder epi­lep­ti­schen Anfällen füh­ren kann.

Teilweise ver­läuft die Erkrankung chro­nisch, ins­be­son­de­re bei aus Südeuropa impor­tier­ten Hunden. Dann kommt es übli­cher­wei­se zu Gewichtsverlust/Abmagerung, Schwäche und Blutarmut, sel­te­ner zu hohem Fieber oder Gelbsucht. In eini­gen Fällen tritt die Erkrankung sehr plötz­lich auf und dau­ert nur kurz an, mit häu­fig schwe­ren oder sogar töd­li­chen Verläufen (per­akut). Daneben gibt es infi­zier­te Hunde, die kei­ne erkenn­ba­ren Symptome zei­gen (sub­kli­nisch).

Diagnose: Genauigkeit ist entscheidend
Um eine wirk­sa­me Therapie ein­lei­ten zu kön­nen, gilt es, die Infektion zu bestä­ti­gen und her­aus­zu­fin­den, wel­che Babesien-Art für die Erkrankung eines Hundes ver­ant­wort­lich ist. Zur Diagnostik kom­men dabei übli­cher­wei­se die mikro­sko­pi­sche Untersuchung eines Blutausstrichs, die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und gege­be­nen­falls Antikörpernachweise im Blut zum Einsatz.

Behandlung: Schnelles Handeln kann Leben retten
Die Therapie der Babesiose soll­te schnellst­mög­lich ein­ge­lei­tet wer­den, um schwe­re Verlaufsformen und Komplikationen zu ver­mei­den. Der wich­tigs­te Wirkstoff zur Behandlung bei Babesia-canis-Infektionen ist Imidocarb-Dipropionat, das in Deutschland zwar nicht zuge­las­sen ist, aber unter bestimm­ten Bedingungen impor­tiert wer­den darf. Es emp­fiehlt sich, den Behandlungserfolg mit­tels PCR-Untersuchung zu kontrollieren.

Ganzjähriger Zeckenschutz ist wesentlich!
Hund der in einer Wiese liegtDie Babesiose ist eine in eini­gen Fällen schwer bis töd­lich ver­lau­fen­de Krankheit, die vor allem Hunde betrifft und von Zecken über­tra­gen wird. Die Veränderungen des Klimas begüns­ti­gen die Ausbreitung der über­tra­gen­den Zecken und ermög­li­chen es ihnen, über das gan­ze Jahr hin­weg aktiv zu sein. Ähnliches lässt sich bei ande­ren vek­toren­über­tra­ge­nen Erkrankungen beob­ach­ten, etwa bei der Anaplasmose, Borreliose oder Ehrlichiose, die eben­so Hunde betref­fen kön­nen und ins­be­son­de­re im Falle der Borreliose auch für den Menschen gefähr­lich sind. Deshalb ist es wich­tig, das gan­ze Jahr über auf einen wirk­sa­men Schutz vor Zecken zu achten.

Dazu gehört, Hunde mit sicher wirk­sa­men Präparaten nach Empfehlung der tier­ärzt­li­chen Praxis zu behan­deln. Zusätzlich soll­ten sie nach einem Spaziergang in Gebieten, in denen Zecken häu­fig vor­kom­men (z. B. Wiesen, am Waldrand oder im Unterholz) nach den Parasiten abge­sucht wer­den, damit sich die­se nicht gege­be­nen­falls in den Wohnräumen verteilen.

ESCCAP Deutschland e.V.