Gesundheitsprävention bei Hunden
- Gesundheitsprävention bei Hunden vor der Anschaffung
- Gesundheitsprävention bei Welpen und Junghunden
Ist der süß! Aber ist der auch gesund?
Serie Gesundheitsprävention bei Hunden von Dr. Lena Sötje
Teil 2: Vorsorge bei Welpen und Junghunden: Wann, was, wie
U1 bis U9: Eltern wissen sofort, wovon die Rede ist, wenn sie diese Abkürzungen lesen. Sie stehen für die Vorsorgeuntersuchungen von Säuglingen und Kleinkindern. Und wie ist es, wenn der Familienzuwachs ein Fell und vier Beine hat? Auch dann sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen nötig und sinnvoll.
Ein Gastbeitrag von Dr. Lena Sötje
Hamburg. Wenn Sie das erste Mal mit einem Welpen in die Tierarztpraxis kommen – am besten etwa eine Woche nachdem er bei Ihnen eingezogen ist –, dann haben Sie im Vorfeld idealerweise schon geübt und Ihr Welpe lässt sich überall anfassen. Sie können ihm ohne Problem ins Maul und in die Ohren schauen, seinen Bauch befühlen und vielleicht sogar schon seine Pfoten für ein paar Minuten festhalten. Auch in Zukunft bleibt es wichtig, all das zu üben – nicht nur für Vorsorgeuntersuchungen, sondern auch für Notfälle.
Welpen U1: Untersuchung von Kopf bis Schwanz, Wurmbehandlung
Die erste Tierarztbesuch findet in der Regel noch beim Züchter statt. Während der ersten Untersuchung wird der allgemeine Gesundheitszustand des Welpen geprüft, untersucht, ob der Nabel gut verheilt ist und ob angeborene Erkrankungen vorhanden sind. Der Tierarzt oder die Tierärztin schaut sich Ohren, Augen, Maulhöhle, Zähne und Haut an. Herz sowie Lunge werden abgehört, die Körpertemperatur wird gemessen.
Die Welpen bekommen nach Empfehlung von ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites; www.esccap.de) zunächst alle zwei Wochen eine Behandlung gegen Würmer. Das letzte Mal etwa zwei Wochen nach Aufnahme der letzten Muttermilch.
Das ist wichtig, denn viele Hunde sind von Geburt an mit Würmern infiziert. Diese werden bereits von dem Muttertier und der Muttermilch auf die Hundewelpen übertragen. Die Folge kann ein Wurmbefall sein, der im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Die Sorge vor starken Nebenwirkungen ist unbegründet, denn jedes Medikament wird behördlich auf Wirksamkeit und Verträglichkeit hin geprüft.
Von dem Einsatz von Kräutermischungen gegen einen Wurmbefall rät ESCCAP ab. Wirkung und Sicherheit sind hier nicht belegt. Auch ist die Untersuchung von Kotproben bei Hundewelpen kein geeigneter Schutz vor Würmern.
Welpen U2 bis U4 – der Impfkalender
- 8. Lebenswoche: Impfung gegen Parvovirose, Leptospirose, Staupe.
- 12. Lebenswoche: Impfung gegen Parvovirose, Leptospirose, Staupe.
- 16. Lebenswoche: Impfung gegen Parvovirose, Staupe.
- 15. Lebensmonat: Impfung gegen Parvovirose, Leptospirose, Staupe.
Im Alter von etwa acht Wochen sollten Welpen ihre erste Impfung und damit den ersten Teil der Grundimmunisierung erhalten. Meistens findet auch dieser Tierarztbesuch noch beim Züchter statt.
Geimpft wird nach den Impfleitlinien der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet; stiko-vet.fli.de). Impfungen sind notwendig und sollen Infektionskrankheiten und deren Verbreitung verhindern. Zu der Impfung gehört beim Tierarzt eine Gesundheitsberatung, eine klinische Untersuchung und ein Impfgespräch. Denn vor jeder Impfung ist die Impffähigkeit festzustellen, und da es verschiedene Impfstoffe gegen mehrere Infektionserreger gibt, wird ein individuelles Impfprogramm erstellt.
Mindestens wird gegen Staupe, Leptospirose und Parvovirose geimpft. Das sind Krankheiten, die für ihren oft tödlichen Verlauf oder als schwer behandelbar bekannt sind. Sinnvoll ist es, zusätzlich gegen Hepatitis contagiosa canis, Parainfluenza und Tollwut zu impfen.
Meist sind es Kombi-Impfungen, die mit einem Pieks erledigt sind. Seltener kann je nach individuellem Risiko auch noch gegen andere Erreger geimpft werden. Bis der volle Schutz erreicht ist, müssen die Impfungen mehrmals aufgefrischt werden.
Zur zweiten und dritten Impfung in der 12. und 16. Lebenswoche finden nun die ersten Tierarztbesuche mit der neuen Familie statt. Jetzt wird das neue Familienmitglied nochmals durchgecheckt und offene Fragen können angesprochen werden.
1. Ernährung, Wachstum und Bewegung
Der kleine Welpe wird sehr schnell wachsen. Damit er dabei gesund bleibt und keine Mangelernährung erfährt, ist ein hochwertiges Alleinfutter für Welpen von elementarer Bedeutung.
Zu viel Futter kann jedoch bewirken, dass der Welpe zu schnell wächst und das kann irreparable Schäden insbesondere bei den Knochen und Knorpeln verursachen und ihn für den Rest des Lebens beeinträchtigen. Gerade großwüchsige Hunde sind gefährdet und sollen am besten sehr schlank groß werden.
Am besten behilft man sich mit einer Wachstumskurve, die man sich im Internet erstellen kann (z. B. www.napfcheck.de/welpen-wachstumskurve).
Das Welpengewicht sollte regelmäßig in die Wachstumskurve eingetragen werden und sollte nicht über fünf Prozent von der Kurve abweichen.
Ein kleiner Welpe sollte gerade in der ersten Zeit nicht körperlich überlastet werden. Das bedeutet aber nicht, dass er sich gar nicht bewegen soll. Leichte Bewegung ist für die Gelenke und den Muskelaufbau förderlich.
Das Thema BARF/Rohfütterung liegt im Trend, birgt jedoch auch Risiken. Aufgrund des schnellen Wachstums muss die BARF-Zusammensetzung regelmäßig durch eine tierärztlichen Ernährungsberatung individuell angepasst werden, um bleibende Schäden zu verhindern. Am besten werden Hunde erst dann mit rohem Fleisch gefüttert, wenn diese ausgewachsen sind. Dennoch bleibt auch dann die Gefahr, dass durch das rohe Fleisch Krankheitserreger übertragen werden können, die nicht nur für das Tier, sondern auch für den Menschen schädlich sind.
2. Schutz vor Endo- und Ektoparasiten
Ein Befall mit Flöhen, Zecken oder Würmern ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Zum einen können einige Parasiten auf den Menschen übertragen werden und zum anderen können Parasiten lebensgefährliche Erreger übertragen. Je nachdem, wie und wo der Hund gehalten und ernährt wird, ist das Risiko für einen Befall mit diesen Parasiten unterschiedlich groß und die Behandlung bzw. Vorsorge richtet sich nach der Empfehlung von ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites; www.esccap.de) und wird mit der Tierarztpraxis abgestimmt.
3. Zahnpflege
Nur die wenigsten künftigen Hundehalter und Hundehalterinnen machen sich auch die Mühe, schon im Vorfeld zu lernen, was sie über Zahnpflege beim Hund wissen müssen. Leider zahlen dafür viele Tiere den Preis. Mangelnde Zahnpflege bei Hunden kann zu Problemen führen, die weit über das Maul hinausgehen. Bakterien können in den Blutkreislauf gelangen und sich auf lebenswichtige Organe wie Herz, Leber und Nieren ausbreiten. Umso wichtiger ist es, früh mit der Zahnpflege zu beginnen. Auch, wenn es jetzt noch Milchzähne sind, sollte eine Gewöhnung an Zahnbürste und Co jetzt schon starten. Am besten einmal täglich.
Wenn alle Untersuchungen beendet und Fragen geklärt sind, gibt es zum Schluss für das Hündchen Leckerli und Streicheleinheiten. Diese ersten Familienbesuche in der Praxis sind dann hoffentlich ohne negative, angstmachende Erfahrung überstanden.
Welpen-U5: Ein Termin für die Zahnvorsorge
Etwa im Alter von sechs Monaten ist Ihr Welpe bereits ein Junghund. Allmählich bekommt er sein bleibendes Gebiss. Jetzt steht die nächste tierärztliche Untersuchung mit Fokus auf den Zahnwechsel an. Bleiben Milchzähne aufgrund eines unvollständigen oder gestörten Zahnwechsels zurück, werden sie möglichst schnell gezogen, damit die nachfolgenden Zähne Platz haben und es nicht zu einer Fehlstellung des Gebisses kommt.
Ab dem sechsten Lebensmonat kommt das Tier je nach Rasse auch langsam in die Pubertät. Rüden entwickeln in der kommenden Zeit vergrößerte Hoden und können einen Genitalausfluss zeigen, während Hündinnen ihre erste Läufigkeit durchlaufen können. Eine tierärztliche Untersuchung kann hier helfen, eventuelle Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.
Die nächste Routineuntersuchung ist erst im Alter von etwa 15 Monaten fällig, wenn die erste Auffrischimpfung erfolgt. Je nach Rasse ist der Hund dann schon erwachsen.
Über Dr. Lena Sötje
Dr. Lena Sötje ist leitende Tierärztin der Medivet-Praxen in Hamburg-Stellingen und Pinneberg. Ihr Tiermedizin-Studium hat sie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover absolviert und an der Freien Universität Berlin promoviert. Sie ist eine Kleintiermedizin-Allrounderin und begeistert sich zusätzlich für Vogel- und Heimtiermedizin. Privat hält Dr. Sötje neben Hühnern auch eine Katze. Sie hat ein großes Herz für Tiere und ein Faible für Naturwissenschaften.