So wird Gassigehen zum Vergnügen!
Ein Gastartikel von Christine Ströhlein
Neuenmarkt. Ein Spaziergang mit dem Hund sollte eigentlich eine entspannte Auszeit für alle Beteiligten sein – eine Gelegenheit, frische Luft zu schnappen, die Natur zu genießen und gemeinsame Zeit zu verbringen. Doch in der Realität sieht es oft anders aus: Ziehen an der Leine, Stress bei Hundebegegnungen oder Ablenkungen, die den Hund ausflippen lassen, können das Gassi-Gehen schnell zur Herausforderung machen. Besonders für Mehrhundehalter wird der tägliche Spaziergang so zur echten Bewährungsprobe.
Ein Blick auf die Mensch-Hund-Beziehung
„Zusammen zu lernen, bedeutet zusammenzuwachsen“, sagt Christine Ströhlein, erfahrene Hundetrainerin und Autorin des Ratgebers „111 Ideen & Tipps für Mehrhundehalter“. Ihre Tipps zielen darauf ab, das harmonische Miteinander zu fördern und das tägliche Gassigehen nicht nur als Bewegung, sondern auch als Bindungserlebnis zu verstehen.
Der Schlüssel: Die richtige Vorbereitung
Ein stressfreier Spaziergang beginnt schon vor der Haustür. Tipp 1: Die richtige Ausrüstung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ein gut sitzendes Sicherheitsgeschirr sorgt für Komfort und Sicherheit, während eine leichte, griffige Leine die Führung erleichtert. Für Sie selbst sind bequeme Kleidung und festes Schuhwerk essenziell – schließlich soll auch Ihre Haltung entspannt bleiben. Ebenso wichtig ist das Timing!
Tipp 2: Wählen Sie die richtigen Zeiten. Frühmorgens oder spätabends, wenn Straßen und Parks weniger frequentiert sind, lassen sich stressige Situationen vermeiden – ideal für nervöse Hunde oder Mehrhundehalter.
Struktur und Kommunikation: Klarheit gibt Sicherheit
Hunde lieben wiederkehrende Abläufe. Tipp 3: Klare Strukturen schaffen – etwa ein festes Start- und Endritual – gibt Ihrem Hund Orientierung und schafft einen Rahmen, der Sicherheit vermittelt. Ein kurzes Kommando oder ein Ritual wie eine Schnüffelrunde an der langen Leine kann den Spaziergang strukturieren und unnötige Konflikte vermeiden. Die Körpersprache spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, mit dem Hund zu kommunizieren.
Tipp 4: Beobachten Sie die Signale Ihres Hundes. Stressanzeichen wie Gähnen, Lecken oder das Abwenden des Blicks deuten darauf hin, dass Ihr Hund sich unwohl fühlt. In solchen Momenten ist es wichtig, selbst Ruhe auszustrahlen und eine klare Orientierung zu geben.
Begegnungen meistern und Abwechslung schaffen
Einer der häufigsten Stressfaktoren beim Gassigehen sind Begegnungen mit anderen Hunden. Tipp 5: Halten Sie Abstand und konzentrieren Sie sich auf Ihren Hund. Trainieren Sie gezielt den Blickkontakt zu sich und belohnen Sie ruhiges Verhalten – so wird Ihr Hund lernen, sich an Ihnen zu orientieren, statt sich auf andere Hunde zu fixieren. Gleichzeitig darf der Spaziergang nicht monoton sein.
Tipp 6: Bringen Sie Abwechslung ins Gassigehen. Neue Routen, Schnüffelspiele oder kleine Herausforderungen wie das Balancieren auf Baumstämmen fördern die geistige und körperliche Auslastung Ihres Hundes. Dabei werden nicht nur seine Sinne geschärft, sondern auch die Bindung zwischen Ihnen beiden gestärkt. Das Finden von Lösungen macht darüber hinaus kreativ.
Ruhe und Training als Erfolgsgaranten
Stressfreies Gassigehen bedeutet nicht, dass Ihr Hund ständig aktiv sein muss. Tipp 7: Planen Sie Ruhephasen ein – vor, während und nach dem Spaziergang. Das ermöglicht Ihrem Hund, Reize zu verarbeiten und gelassen zu bleiben. Der Spaziergang eignet sich außerdem perfekt, um Training in den Alltag zu integrieren. Tipp 8: Üben Sie wichtige Kommandos wie „Hier“ oder „Warte“ spielerisch während der Runde. Diese kleinen Trainingseinheiten fördern nicht nur die Konzentration Ihres Hundes, sondern stärken auch das Vertrauen zwischen Ihnen beiden.
Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen
Jeder Hund hat seine eigenen Vorlieben, und das Bewusstsein für die individuellen Bedürfnisse ist entscheidend. Tipp 9: Passen Sie den Spaziergang an Ihren Hund an. Während junge, energiegeladene Hunde gerne toben, bevorzugen ältere Hunde oft gemächliche Runden. Auch für Mehrhundehalter gilt: Eine Mischung aus gemeinsamen Spaziergängen und individueller Zeit schafft die perfekte Balance. Denn die Vielfalt im Charakter bereichert das tägliche Zusammenleben. Und vergessen Sie nicht, auch kleine Erfolge zu feiern.
Tipp 10: Positive Erlebnisse stärken die Bindung. Belohnen Sie ruhiges Verhalten oder die Umsetzung eines neuen Kommandos, um Ihrem Hund ein positives Feedback zu geben. So wird jede Runde zum kleinen Erfolgserlebnis.
Mit Geduld und Verständnis zum entspannten Team
Stressfreie Spaziergänge sind keine Zauberei – sie sind das Ergebnis von Geduld, Verständnis und gezieltem Training. Mit ein wenig Planung und den hier vorgestellten Tipps können Sie Ihre Zeit mit Ihrem Hund genießen und gemeinsam wachsen. Die Belohnung? Ein entspannter, harmonischer Spaziergang, der beiden Seiten Spaß macht.
Über die Autorin
Christine Ströhlein lebt selbst mit sechs Hunden unterschiedlichster Charaktere und einer Altersstruktur von 4 bis 14 Jahren zusammen. Ihr Buch „111 Ideen & Tipps für Mehrhundehalter“ bietet praxisnahe Ansätze und Inspirationen, um den Alltag mit Hunden zu bereichern. Weitere Informationen unter www.auf-4-pfoten.de.
„Das Schaffen von einem stabilen und liebevollen Umfeld ist das Ziel.“ (Christine Ströhlein)
Fotos: © Christine Ströhlein