Teil 2: Wie dein Hund lernt, dich nicht durch die Gegend zu ziehen
von Susanne Reinke
Kennst du das? Du willst einfach nur spazieren gehen, ein bisschen frische Luft schnappen und Zeit mit deinem vierbeinigen besten Freund verbringen. Tja, zu früh gefreut, anstatt entspannter Zweisamkeit kugelst du dir fast die Schulter aus. Dein Hund flippt bei jedem vorbeifahrenden Fahrrad aus, pöbelt andere Hunde an und zerrt an der Leine. Von Begegnungen mit Katzen oder Kindern fange ich am besten gar nicht erst an.
Die schlechte Nachricht: Dein Spaziergang ähnelt aktuell eher Hochleistungssport als entspannter Me-Time. Die gute Nachricht: Es geht auch anders. Mit der richtigen Struktur kann dein Hund lernen, ganz entspannt neben dir zu laufen – ohne ständige Kommandos von deiner Seite.
Fußarbeit auf Autopilot:
Der Gamechanger im Gassi-Alltag
Das Zauberwort lautet hier strukturierte Fußarbeit. Und nein, das bedeutet nicht, dass dein Hund wie ein Roboter neben dir herläuft und dich wie hypnotisiert anstarrt. Es geht vielmehr um Sicherheit und Orientierung. Dein Hund soll verstehen, dass es ihm gut geht, wenn er mit dir unterwegs ist. Beim Spaziergang kannst nicht nur du, sondern auch er entspannen. Ganz egal, wer oder was da draußen sonst noch so rumrennt oder rumschreit. Du holst ihn in solchen Situationen einfach in den Autopilot, sodass er sich runterfahren kann und wieder entspannt. Wenn dann alles wieder normal läuft, gibst du ihn frei und er darf schnüffeln gehen.
Das klingt jetzt zwar erst mal super, aber wer hat schon Zeit für so viel extra Training? Niemand, und das ist das Beste daran: Du musst nämlich gar keine extra Trainingszeit dafür freischaufeln, sondern kannst die Fußarbeit ganz einfach in deinen Spaziergang einbauen.
Aber was verändert sich eigentlich genau, wenn dein Hund und du Fußarbeit beherrscht?
- Entspannung für dich
Wenn dein Hund gelernt hat, sich an dir zu orientieren, kannst du aufhören, alles in 200-Meter-Umkreis zu scannen. Du bist nicht mehr in ständiger Alarmbereitschaft, sondern entspannt – und diese Entspannung überträgt sich auf deinen Hund. - Sicherheit für deinen Hund
Gerade unsichere Hunde profitieren stark von Fußarbeit: Dein Hund weiß: „Hier bin ich sicher”. Du führst und er folgt dir beruhigt. - Grenzen
Besonders Hunde mit Pfeffer müssen wissen, was sie dürfen und was nicht. Training à la „Na ja, vielleicht, wenn du willst“ funktioniert nicht. Dein Hund benötigt klare Regeln und eindeutige Signale. - Ein einziges Kommando
Du benötigst kein ständiges „Fuß! Hier! FUUSS! Nicht da! NEIN! Fuß jetzt!“. Mit klaren Ansagen und immer gleichbleibenden Kommandos schaffst du ein System, das dein Hund begreift. So wird das Verhalten für dich und deinen Hund vorhersehbar, und dann läuft’s – im wahrsten Sinne.
Na, möchtest du auch einen Hund, der Fußarbeit auf Autopilot kann? Kein Problem, dafür brauchst du nämlich gar nicht viel:
Das benötigst du, um Fußarbeit zu trainieren
- deinen Hund (Überraschung),
- eine bestimmte Leine, die du nur für Fußarbeit verwendest und die deinem Hund signalisiert, dass die Fußarbeit jetzt losgeht,
- ein paar konzentrierte Minuten während deines Spaziergangs,
- ein durchdachtes Schritt-für-Schritt-System, damit du nicht an alles gleichzeitig denken musst.
Wie gesagt, diese Art von Training benötigt kein spezielles Gelände, feste Trainingstermine oder eine besondere Ausrüstung. Sobald du dir eine spezielle Leine für das Training ausgesucht hast, kannst du loslegen. Falls du jetzt trotzdem denkst, dass Fußarbeit ja eigentlich eher etwas für Labradore oder den Hundesport ist, und es dir eigentlich reichen würde, wenn dein Hund „nur“ die Leinenführigkeit könnte, dann zeigt dir Hundeexpertin Susanne Reinke in Teil 2 dieser Serie, warum Fußarbeit für dich und deinen Hund einfacher zu trainieren ist als Leinenführigkeit. Bis bald!
Tipp: Susanne Reinkes Podcast zur Leinenführigkeit.