Teil 3: Fünf-Schritte-Methode von Susanne Reinke

Es ist Sommer, es ist heiß, und irgend­wie kommst du gera­de bei allem ein wenig an dei­ne Grenzen. Da hilft ein Spaziergang mit dei­nem Hund im Wald oder an einem ande­ren küh­len, schat­ti­gen Ort. Damit ihr euch nicht nur kör­per­lich abküh­len könnt, son­dern auch den Kopf frei bekommt und ein wenig Ruhe fin­det, ist es wich­tig, dass ihr bei­de ruhig und ent­spannt mit­ein­an­der spa­ziert. Bei den Temperaturen benö­tigt schließ­lich wirk­lich nie­mand ein Kräftemessen à la „wer kann stär­ker an der Leine zie­hen“. Falls du die vor­he­ri­gen bei­den Artikel die­ser Serie gele­sen hast (Teil 1: Leinenführigkeit | Teil 2: Zerren an der Hundeleine), weißt du auch schon, was du dafür benö­tigst: Fußarbeit auf Autopilot!

Fünf-Schritte-Methode für Fußarbeit auf AutopilotHeute zei­ge ich dir, wie du die­se Schritt für Schritt umset­zen kannst, sodass du und dein Hund in eurem eige­nen Tempo ler­nen könnt – so lan­ge, bis dein Hund den Autopilot sicher beherrscht und ihr ent­spannt spa­zie­ren könnt, ganz egal, was da sonst noch her­um­spa­ziert oder her­um­fliegt. Denn die Sache ist: Fußarbeit trai­nie­ren wol­len eigent­lich vie­le, aber die meis­ten wis­sen nicht, wo sie anfan­gen oder wie sie trai­nie­ren sol­len. Deshalb füh­re ich dich jetzt in mei­ne bewähr­te Fünf-Schritte-Methode für Fußarbeit, mit der bereits tau­sen­de Hunde gelernt haben, ent­spannt am Fuß zu gehen.

Basics für einen struk­tu­rier­ten Trainingsansatz
Vorab noch ein paar all­ge­mei­ne Hinweise:

  • Für die ers­ten drei Schritte benö­tigst du ein Start- und Endritual, da du erst ab Schritt 4 die Grundstellung in die Fußarbeit inte­grierst. Das heißt, dass dei­ne Fußarbeit immer mit dem Startsignal beginnt, dann die Lernphase folgt, und schließ­lich das Endritual ver­wen­det wird, um dei­nem Hund zu signa­li­sie­ren, dass das Training abge­schlos­sen ist.
  • Achte außer­dem dar­auf, dass du die ein­zel­nen Schritte nach­ein­an­der erfolg­reich mit dei­nem Hund umset­zen kannst, bevor du zum nächs­ten Schritt über­gehst. Dabei beginnst du mit einer sehr nied­ri­gen Verleitung und stei­gerst die­se bei jedem Schritt ein biss­chen. Falls die Verleitung zu hoch ist, gehst du ein­fach noch ein­mal einen Schritt zurück. Wenn dein Hund bereit ist für mehr, gehst du einen Schritt weiter.

Fünf-Schritte-Methode für Fußarbeit auf Autopilot

Schritt 1: Fuß‑Position finden
Dein Hund lernt, sich selbst­stän­dig in die rich­ti­ge Position zu brin­gen, sich also neben dei­nem Bein zu posi­tio­nie­ren – ganz ohne Chaos.
Ziel: Dein Hund geht 20 Schritte dicht an dei­nem Bein in gleich­blei­ben­der Position

Schritt 2: „Fuß“-Signal etablieren
Fünf-Schritte-Methode für Fußarbeit auf AutopilotJetzt, wo dein Hund weiß, was von ihm erwar­tet wird, bekommt das Ganze auch einen Namen: „Fuß!“. Mit die­sem kla­ren Wortsignal zeigst du dei­nem Hund ein­deu­tig, was er tun soll. Wenn es funk­tio­niert, bekommt er gezielt eine Belohnung, falls nicht, kor­ri­gierst du mit rück­wärts gehen.
Ziel: etwa 3 Minuten Übungszeit.

Schritt 3: Verleitungen stei­gern und Fußarbeit ohne Leine
Kinder, Fahrradfahrer oder ande­re Hunde – egal, wer oder was da noch so her­um­läuft, dein Hund bleibt an dei­ner Seite. Die Geduld und Struktur dei­nes bis­he­ri­gen Trainings zah­len sich aus, der Autopilot setzt ein: Dein Hund weiß, wo er hin­ge­hört, auch wenn es um ihn her­um span­nend wird. Jetzt kannst du auch mit den ers­ten Übungen zur frei­en Fußarbeit ohne Leine beginnen.
Ziel: cir­ca 10 Minuten Übungszeit mit Trubel.

Fünf-Schritte-Methode für Fußarbeit auf AutopilotWenn du die ers­ten drei Schritte erfolg­reich durch­lau­fen hast, habe ich eine gute und eine schlech­te Nachricht für dich. Die gute Nachricht: Ihr seid auf dem aller­bes­ten Weg zum Autopilot! Die schlech­te? Ihr seid noch nicht fer­tig, denn jetzt wird es erst rich­tig span­nend: Mit den Schritten 4 und 5 stellst du sicher, dass dein Hund den Autopilot im Schlaf beherrscht und jeder­zeit abru­fen kann, sodass euer Trainingserfolg lang­fris­tig gesi­chert ist.

Schritt 4: Grundstellung integrieren
Anstelle der Start- und Endrituale bringst du nun erst­mals die Grundstellung ins Spiel und kom­bi­nierst die­se mit dei­ner Fußarbeit. Du star­test und been­dest die Fußarbeit in der Grundstellung und gibst anschlie­ßend dei­nen Hund frei.

Wichtig: Damit das funk­tio­niert, soll­te dein Hund die Grundstellung bereits beherr­schen, das heißt, du soll­test sie schon ohne die Fußarbeit sicher auf­ge­baut haben.

Schritt 5: Jetzt kom­men die Endgegner
Jetzt geht’s an eure Endgegner in der Fußarbeit: Wasser, spie­len­de Hunde, ren­nen­des Wild – was auch immer dei­nen Hund am Anfang eurer Fuß-Reise aus den Socken gehau­en hat, wird jetzt ange­gan­gen. Dazu trai­nierst du die Fußarbeit immer häu­fi­ger ohne Leine und kannst sie jetzt auch schon als Entspannungssignal nut­zen, wenn du in eine brenz­li­ge Situation kommst.

Wichtig: Dieser letz­te Schritt beglei­tet euch ein Leben lang! Du inte­grierst die Fußarbeit in dei­nen Alltag und dei­ne täg­li­chen Spaziergänge. Aus Übung wird Gewohnheit. Dein Hund bleibt ganz auto­ma­tisch bei dir, egal wel­che Verleitung auf ihn zukommt.

Noch ein­mal kurz zusammengefasst: 
Fünf-Schritte-Methode für Fußarbeit auf AutopilotStarte mit einem Ritual. Durchlaufe eine Stufe nach der ande­ren – von fast schon lang­wei­li­ger Null-Ablenkung bis hin zur Chaos-Umgebung, in der es an Ablenkung nicht man­gelt. Geht’s schief? Kein Problem, ein­fach wie­der weni­ger Ablenkung und zurück zum vor­he­ri­gen Schritt. Geht’s super? Perfekt, dann bekommt dein Hund jetzt noch mehr Reize und Verleitungen – du kennst das Spiel.

Herzlichen Glückwunsch, dein Hund kann den Autopilot!

Übrigens noch ein klei­ner Fun Fact am Rande: Viele Hunde, die den Autopilot gelernt haben, lau­fen irgend­wann ein­fach von selbst freu­dig in der Fußposition – ohne Aufforderung, ohne Leine, son­dern ganz ein­fach, weil es ihnen Spaß macht und sie sich bei dir sicher fühlen.

Warum die­se Methode wirk­lich funktioniert

  • Training mit Struktur statt eines plan­lo­sen Drauf-Los-Trainierens.
  • Immer die glei­chen Abläufe: Signal, Position, Ritual = das bringt Klarheit für Mensch und Hund.
  • Eindeutige Signale für dei­nen Hund: Er weiß genau, was er tun soll (im Gegensatz zur klas­si­schen Leinenführigkeit, wo er eher mit Rätselraten beschäf­tigt ist).
  • Messbare Erfolge: „Hey, mein Hund schafft 20 Schritte“ ist ein mess­ba­rer Erfolg und viel kla­rer als zu sagen „Oh, er läuft“ oder „Oh, er läuft nicht“ – es gibt nicht nur ja und nein, son­dern auch ganz vie­le klei­ne Erfolge zwischendrin.

Dank ein­deu­ti­ger Regeln gibt es weni­ger Verwirrungen und sicht­ba­re, mess­ba­re Fortschritte. Dein Hund und du könnt mit­hil­fe der sys­te­ma­ti­schen Herausforderungen gemein­sam wach­sen und mit Spaß statt Frust trai­nie­ren. Das Vertrauen in die Fußarbeit wächst und die Motivation bleibt – und eure Spaziergänge machen ein­fach Spaß.

Fazit
Fußarbeit ist nicht nur für Show- oder Rassehunde, son­dern für wirk­lich jeden Hund und jeden Mensch. Sie ist der Schlüssel für ent­spann­te Spaziergänge und für ein ech­tes Miteinander. Mit mei­ner Fünf‑Schritte-Methode machst du aus „irgend­wie lau­fen wir halt“ ein ech­tes Team-Erlebnis.

Tipp zum Schluss: Bleib dran, geh es Schritt für Schritt an – und genie­ße eure gemein­sa­men Spaziergänge. Also, auf die Pfoten, fer­tig, los!

So, jetzt weißt du genau, wie du dei­nem Hund in brenz­li­gen Situationen hilfst, ruhig und ent­spannt zu blei­ben. Aber Ruhe und Entspannung sind ja eine Seite – dein Hund benö­tigt schließ­lich auch Auslastung! Im nächs­ten Artikel die­ser Serie erklä­re ich dir, war­um das klas­si­sche Bällchenwerfen kon­tra­pro­duk­tiv für die Auslastung dei­nes Hundes ist. Natürlich zei­ge ich dir auch, was du machen kannst, damit dein Hund sich art­ge­recht aus­ge­las­tet fühlt. Schließlich möch­test du am Schluss bei­des: einen ent­spann­ten Spaziergang mit dei­nem Hund und einen Hund, der am Ende des Tages müde und gut gefor­dert ist.

Die Autorin

Susanne Reinke ist Diplom-Umweltwissenschaftlerin und Gründerin der Online-Hundeschule ‚Jagdfieber’, die sich auf Dummytraining und Fußarbeit spe­zia­li­siert hat. 2014 grün­de­ten sie ‚Jagdfieber’ in Lüneburg, bevor sie 2018 mit ihrer Familie und ihren zwei Tollern nach Kanada aus­wan­der­te und das Konzept von da an erfolg­reich digi­ta­li­sier­te. Heute beglei­ten sie und ihr Team Hundebesitzern im gesam­ten DACH-Raum mit einem ein­zig­ar­tig struk­tu­rier­ten Trainingsansatz – pra­xis­nah, indi­vi­du­ell und all­tags­ori­en­tiert. Ihr Motto: „Jede kann Dummytraining.“

Tipp: Susanne Reinkes Podcast zur Fußarbeit.