Mehrheit der Haustierhalter spricht sich gegen Überzüchtung aus

Möpse leiden aufgrund von Überzüchtung oft ein Leben lang unter gesundheitlichen Beschwerden (Foto: AGILA-Fotolia-Bianca)Hannover. Schönheit liegt bekannt­lich im Auge des Betrachters. Aber was dem Mensch gefällt, ist für Haustiere oft gleich­be­deu­tend mit lebens­lan­gen, gesund­heit­li­chen Problemen. Als bekann­tes Beispiel dafür gilt der Mops, des­sen run­des Gesicht und gro­ße Kulleraugen ganz dem Kindchen-Schema ent­spre­chen. In den ver­gan­ge­nen Jahren waren in den Top 10-Listen der belieb­tes­ten Hunderassen stets „Trendhunde“ wie der Mops, aber auch die Französische oder Englische Bulldogge, ver­tre­ten. Ihr spe­zi­el­les Aussehen resul­tiert jedoch aus einer Überzüchtung. „Sobald eine bestimm­te Optik der Gesundheit vor­ge­zo­ge­nen wird, ist von Überzüchtung die Rede. Und dafür zah­len die Tiere einen hohen Preis: Eine ver­kürz­te Lebenserwartung und zahl­rei­che gesund­heit­li­che Probleme sind das Resultat“, warnt Sven Poplawski, Experte der AGILA Haustierversicherung. Eine exklu­si­ve Umfrage von AGILA unter 2.540 Hunde- und Katzenbesitzern zeigt: Etwa drei Viertel von ihnen (72,4 %) sind grund­sätz­lich gegen die Zucht der betrof­fe­nen Rassen.

Die lebens­lan­gen Konsequenzen und Einschränkungen für die soge­nann­ten Qualzuchten sind schwer­wie­gend: Bei Mops und Co. führt der defor­mier­te Schädel zu chro­ni­scher Atemnot und wirkt sich auf die Regulierung der Körpertemperatur des Hundes aus. Einige grö­ße­re Hunderassen lei­den eben­falls unter zucht­be­ding­ten Einschränkungen: Beim Deutschen Schäferhund hat zum Beispiel sein abfal­len­der Rücken Hüftprobleme und Störungen des Bewegungsapparates zur Folge. Auch eini­ge Katzenrassen müs­sen auf­grund der ästhe­ti­schen Vorlieben man­cher Menschen mit einer ver­kürz­ten Nasenpartie leben. Häufig ver­schaf­fen nur teu­re und auf­wen­di­ge Operationen den Vierbeinern etwas Erleichterung, voll­stän­dig gesund wer­den sie dadurch jedoch nicht.

Es lohnt sich daher umso mehr, auch ande­re Möglichkeiten der Hundeanschaffung in Betracht zu zie­hen. Immerhin geben neun von zehn Befragten der AGILA-Umfrage expli­zit an, dass sie sich selbst kein Tier mit zucht­be­ding­ten kör­per­li­chen Einschränkungen kau­fen wür­den. Nicht immer muss es über­haupt der Gang zum Züchter sein: In vie­len deut­schen Tierheimen war­ten zahl­rei­che Vierbeiner auf ein neu­es Zuhause. Auch ein kri­ti­scher Blick auf die jewei­li­ge Zucht kann Veränderungen bewir­ken. „Inzwischen stre­ben immer mehr Züchter an, Rassen ihr ursprüng­li­ches Aussehen wie­der­zu­ge­ben und damit ras­se­ty­pi­sche Erkrankungen zu ver­rin­gern“, erklärt Poplawski. Eine seriö­se und ver­ant­wor­tungs­vol­le Rückzüchtung bie­tet also durch­aus Alternativen. Ein Beispiel ist der Retro-Mops. Er weist durch Kreuzungen mit Jack Russell Terriern oder Pinschern eine deut­lich her­vor­ste­hen­de Schnauze auf, wodurch den ras­se­ty­pi­schen Atemproblemen des Mopses ent­ge­gen­ge­wirkt wird.