Düsseldorf. Wenn sich zwei Hundehalter auf den Gassirunden mit ihren Vierbeinern begeg­nen und die­se ihr Gegenüber noch nicht ken­nen, ist erhöh­te Aufmerksamkeit gefragt: Dürfen sich die Hunde beschnup­pern und begrü­ßen? Was ist, wenn nur einer an der Leine ist? Was bedeu­tet es, wenn einer der Hunde eine gel­be Schleife trägt? Für einen respekt­vol­len Umgang mit­ein­an­der gibt es ein paar Grundregeln, wie sich Hundehalter ver­hal­ten sollten.

Rücksichtnahme, Aufmerksamkeit und ein freund­li­cher Umgang – das sind ein paar der Grundprinzipien, mit denen Menschen gut mit ande­ren Menschen aus­kom­men. Hundehalter haben dar­über hin­aus die Verantwortung für ihren Vierbeiner. Gerade wenn sich zwei Halter mit ihren Hunden begeg­nen und noch nicht ken­nen, ist unklar, ob die Tiere sich ver­ste­hen wer­den. Hundetrainerin und Autorin meh­re­rer Bücher zur Hundeerziehung Sabine Winkler weiß, wel­che Grundsätze man in die­ser Situation beach­ten sollte.

Wie ver­hal­te ich mich, wenn der ande­re Hund ange­leint ist?
Gassirunde mit dem Hund„Wenn der ande­re Hund ange­leint ist oder sein Besitzer ihn offen­sicht­lich zu sich ruft und bei sich behält, dann soll­te ich mit mei­nem Hund genau­so ver­fah­ren“, erklärt die Hundetrainerin. „In dem Fall soll­ten Halter ihren Hund also immer zu sich rufen und kon­trol­lie­ren, zum Beispiel durch Anleinen. Dann kann man gege­be­nen­falls fra­gen, ob ein Kontakt okay ist.“ Der eige­ne Hund soll­te dem­nach nicht eigen­stän­dig her­um­lau­fen oder gar auf den ande­ren zustür­men. Und Kontakt soll­te nie­mals unge­fragt gesucht werden.

Für das Ansprechen des ande­ren Halters hat Winkler noch einen zusätz­li­chen Tipp: „Wünsche soll­te man selbst immer freund­lich in Ich-Botschaften äußern, also klar­ma­chen, was man für sich selbst nicht möch­te. Deswegen sagt man bes­ser ‚Bitte las­sen Sie Ihren Hund nicht an mei­nen ran‘, anstatt dem Gegenüber etwas vor­zu­schrei­ben wie ‚Nehmen Sie Ihren Hund an die Leine!‘“

Wünsche des ande­ren respektieren
Ein wei­te­rer Grundsatz ist für die Trainerin, die Wünsche des ande­ren Hundehalters zu respek­tie­ren, wenn der zum Beispiel kei­nen Kontakt wünscht: „Das kann vie­le Gründe haben: Er will mit sei­nem Hund trai­nie­ren, der Hund ist krank, alt oder etwa taub oder blind. Vielleicht ver­trägt er sich auch nicht mit Artgenossen, wird etwa aggres­siv oder hat Angst.“

In dem Fall bringt es nichts, einen Kontakt doch irgend­wie zu erzwin­gen oder sein Gegenüber zu beleh­ren. Stattdessen soll­te man dann ein paar Meter Abstand hal­ten und wei­ter­ge­hen. „Empfehlenswert ist es, den Blickkontakt des eige­nen Hundes dabei zu steu­ern, etwa mit Leckerchen oder indem man ihn anspricht. Wenn Hunde sich gegen­sei­tig anstar­ren, kann das schnell als Drohung auf­ge­fasst wer­den. Weggucken gilt unter Hunden dage­gen eher als höf­lich und dees­ka­lie­rend“, ergänzt die Expertin.

Schon aus der Ferne beobachten
Die ers­ten Anzeichen, wenn kein Kontakt gewünscht ist, sind hin und wie­der bereits von Weitem zu erken­nen, bevor man über­haupt in Sprechreichweite zum Fragen ist. Viele Halter wech­seln dann schon früh­zei­tig die Straßenseite oder ver­su­chen ander­wei­tig aus­zu­wei­chen. Zudem sol­len etwa Erkennungszeichen eta­bliert wer­den, die den Wunsch auf Abstand schon auf Distanz ver­mit­teln sol­len, bei­spiels­wei­se über eine Schleife an Halsband, Geschirr oder Leine des Hundes.

Was bedeu­tet eine gel­be Schleife am Hund?
Wohl am pro­mi­nen­tes­ten wur­de 2012 in Schweden das Gulahund Yellowdog Program gestar­tet, das mitt­ler­wei­le in über zehn Ländern ver­brei­tet ist. Eine gel­be Schleife an der Leine oder ein gel­bes Halstuch signa­li­sie­ren dabei schon auf Blickdistanz, dass Abstand gewünscht wird. „Die Gründe für die­ses Signal sind recht viel­fäl­tig. Es kann sich um ängst­li­che, unsi­che­re oder trau­ma­ti­sier­te Hunde, bei­spiels­wei­se aus dem Tierschutz han­deln. Vielleicht ist der Hund auch krank, in Reha oder frisch ope­riert“, beschreibt Ramona Noack die indi­vi­du­el­len Gründe. Sie ist Vorsitzende des Vereins Gelber Hund und Freunde e.V., dem deut­schen Ableger des Gulahund-Programms. Da aber längst nicht alle Menschen und auch nicht alle Hundehalter über die Bedeutung der gel­ben Schleifen Bescheid wis­sen, soll­te man im Zweifel immer höf­lich dar­auf hin­wei­sen, dass man für sei­nen Hund gera­de kei­nen Kontakt wünscht, wenn sich doch jemand nähert. Mehr Informationen zu Hintergründen und Geschichte des Programms fin­den Interessierte auf www​.gula​hund​.de.

Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.