Düsseldorf. In der lan­gen Zeit, die Hunde und Menschen schon zusam­men­le­ben, haben sich die meis­ten Menschen ein gewis­ses Grundverständnis für das Verhalten der Tiere ange­eig­net. Manchmal kommt aber doch Unsicherheit auf: Ist es nor­mal, dass der Hund Gras frisst oder sich im Schlamm wälzt? Ab wann soll­te das unter­sucht wer­den? Und was kann ich als Halter dage­gen tun?

Schlammwälzen - Hundeverhalten verstehen_Pexels-Denitsa KirevaWann ver­hält sich ein Hund nor­mal und wann ist sein Verhalten auf­fäl­lig? Tierärztin Dr. Daphne Ketter, Inhaberin der Tierarztpraxis für Verhaltensmedizin „Tierverhalten München“, sagt: „Wenn wir uns die­se Frage stel­len, den­ken wir oft an Verhaltensweisen, die zum Normalverhalten gehö­ren, aber für uns Menschen ein Problem dar­stel­len. Je nach Erfahrungen und Rasse zei­gen Hunde etwa ein mehr oder weni­ger aus­ge­präg­tes Jagdverhalten und müs­sen ent­spre­chend kon­trol­liert wer­den oder sie zei­gen in ande­ren Situationen zum Beispiel laut bel­lend, dass sie Angst haben. Auch aggres­si­ves Verhalten gehört zum Normalverhalten des Hundes und dient der Kommunikation. Aggressivität und ‚Gefährlichkeit‘ sind jedoch nicht gleich­zu­set­zen. Das Hund-Halter-Team spielt bei der Beurteilung der Gefährlichkeit eine bedeu­ten­de Rolle.“ Bedenken soll­te man zudem immer, dass Hunde sich auch bei ver­schie­de­nen Personen unter­schied­lich ver­hal­ten kön­nen. Während der Vierbeiner sich an der einen Person ori­en­tiert, bekommt oder nutzt er bei der ande­ren viel­leicht mehr Freiheiten.

Dem gegen­über ver­or­tet die Expertin krank­haf­te Störungen, die unbe­dingt unter­sucht wer­den soll­ten: „Dann ist ein Hund so beein­träch­tigt, dass er kein Normalverhalten mehr in bestimm­ten Situationen zeigt. Sehr bekannt ist das zwang­haf­te Schwanzjagen, was vie­le lei­der als lus­tig wahr­neh­men, oder aber bei­spiels­wei­se eine gene­ra­li­sier­te Angststörung. Dann ist das Tier even­tu­ell gar nicht mehr abruf­bar und wei­gert sich mit­un­ter sogar, vor die Tür zu gehen.“

Nachfolgend ein paar Besonderheiten, die viel­leicht den ein oder ande­ren Halter schon über­rascht haben:

Wälzen in Schlamm, Aas und Mist
Warum genau Hunde sich so ger­ne in Schlamm oder stin­ken­den Überresten und Hinterlassenschaften ande­rer Tiere wäl­zen, ist noch nicht end­gül­tig geklärt. „Man kann da bis­her wirk­lich nur von ver­schie­de­nen Meinungen spre­chen. Sich in etwas Starkriechendem zu wäl­zen, könn­te bedeu­ten, dass die Hunde den eige­nen Geruch über­tün­chen wol­len, damit sie nicht von ihrer etwa­igen Beute wahr­ge­nom­men wer­den. Die Forscherin Pat Goodman hat unter ande­rem das Geruchswälzen bei Wölfen unter­sucht und ist der Meinung, dass es dazu die­nen könn­te, Informationen über die Umgebung auf die­se Art dem Rudel mit­zu­tei­len“, erklärt Dr. Ketter. Weitere Erklärungsansätze wären, damit einen Juckreiz zu lin­dern oder schlicht und ein­fach Spaß, sich in etwas herumzurollen.

Das Verhalten ist also nicht unge­wöhn­lich – durch den Schmutz und den unan­ge­neh­men Geruch wol­len es vie­le Halter den­noch ver­mei­den. Am ein­fachs­ten ist das, indem man für die Gassirunde Wege wählt, die wenig Chancen zum Wälzen bie­ten oder indem der Hund über Leine oder Rückruf kon­trol­liert wird. Hat er sich doch ein­mal in einer Pfütze aus­ge­tobt, soll­ten Halter das Fell vor­sich­tig mit geeig­ne­ten Mitteln rei­ni­gen. Besonders Schlamm, der schon ver­här­tet ist, soll­te dabei ein­ge­weicht und behut­sam ent­fernt werden.

Das Fressen von Gras
Hier gilt eben­falls: Warum genau Hunde Gras fres­sen, ist noch nicht ein­deu­tig beant­wor­tet. Die einen ver­mu­ten dar­in eine Möglichkeit, etwas Wasser auf­zu­neh­men, ande­re eine Unterstützung bei der Verdauung. Es kann auch als Schutz vor Fremdkörpern die­nen, weil es den Hunden hilft, sich zu erbrechen.

„Wenn ein Hund mal ein biss­chen Gras frisst, ist das also nicht schlimm. Wenn es aber sehr viel wird oder er sogar for­dert, extra dafür in den Garten gelas­sen zu wer­den, dann soll­te man das unbe­dingt unter­su­chen las­sen. Das kann sowohl etwas Organisches sein, wenn zum Beispiel ein Fremdkörper ver­schluckt wur­de, oder aber psy­chi­sche Gründe haben“, sagt die Tierverhaltensmedizinerin.

Obwohl die­ses Verhalten grund­sätz­lich nicht schäd­lich ist, soll­ten Halter auf ein paar Dinge ach­ten. Beispielsweise soll­te der Hund regel­mä­ßig ent­wurmt wer­den. Und man soll­te bei der Gassirunde Wiesen und Äcker ver­mei­den, auf denen Pestizide ein­ge­setzt wer­den oder für den Hund gif­ti­ge Pflanzen wachsen.

Knurren gehört zur Kommunikation
„Auch Knurren wird immer wie­der mal falsch ein­ge­schätzt. Das soll­te man unter kei­nen Umständen ver­su­chen abzu­trai­nie­ren, weil es ein wich­ti­ges Kommunikationsmittel für den Hund ist“, erklärt Dr. Ketter. Knurrt ein Hund aller­dings nicht nur in einer ein­zel­nen Situation, son­dern ist dies an der Tagesordnung, soll­ten sich Halter Unterstützung bei Verhaltensspezialisten oder Hundetrainern suchen, um der Ursache auf den Grund zu gehen.

Das sind natür­lich nur eini­ge weni­ge Beispiele für Verhaltensweisen, wel­che Hundebesitzer nicht immer sicher ein­schät­zen kön­nen. Grundsätzlich gilt: Wenn beim eige­nen Hund ein auf den ers­ten Blick merk­wür­di­ges Verhalten auf­fällt, das er bis­her nicht gezeigt hat, dann kann man das immer auch beim nächs­ten Tierarztbesuch anspre­chen und eine Experteneinschätzung ein­ho­len. Darüber hin­aus gibt es ver­schie­de­ne Übersichten zu Hundeschulen und Verhaltensberatungen. Eine sol­che Übersicht bie­tet unter ande­rem etwa der BHV – Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater e.V. auf sei­ner Website.

Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.