Düsseldorf. Auch wer kei­nen eige­nen Hund hat, soll­te das Grundvokabular der Hundesprache ken­nen – schließ­lich leben Zwei- und Vierbeiner im städ­ti­schen Umfeld eng zusam­men. Für Hundebesitzer gilt natür­lich erst recht, dass sie erken­nen müs­sen, wann ihr Tier sich bedroht fühlt. Der Hund hat vier ver­schie­de­ne Reaktionsmuster, auf eine ech­te oder ver­meint­li­che Gefahr zu reagie­ren – eine wich­ti­ge Grundlage für das rich­ti­ge Verhalten des Menschen.

Wenn wir Menschen in eine bedroh­li­che Situation gera­ten, reagie­ren wir ganz unter­schied­lich. Während die einen in eine Schockstarre ver­fal­len, gera­ten ande­re in Panik, wer­den laut und ver­su­chen, gegen die Situation anzu­ge­hen. Andere wie­der­um ergrei­fen die Flucht oder ver­su­chen den Moment zu ent­schär­fen, indem sie die Nervosität mit einem Witz überspielen.

HundeÄhnlich ist es bei Hunden. Gerät der Vierbeiner in eine für ihn unan­ge­neh­me Situation, hat er vier Möglichkeiten zur Reaktion. „Manchmal kommt uns das Verhalten unse­rer Hunde über­trie­ben vor“, sagt Sabine Winkler, Hundeausbilderin und Fachbuchautorin. „Es ist aber wich­tig, die Reaktionen unse­rer Vierbeiner rich­tig zu deu­ten und ent­spre­chend dar­auf zu reagie­ren, um die Situation zu ent­span­nen und den Hund nicht noch wei­ter zu stres­sen.“ Im eng­lisch­spra­chi­gen Raum wer­den die Reaktionen des Hundes unter den „4 F“ zusam­men­ge­fasst: flight, free­ze, fight und fidd­le about.

Flight: Der Hund flüch­tet aus der Situation
Um der für ihn beun­ru­hi­gen­den Situation zu ent­kom­men, ent­schei­det sich der Hund für die Flucht. „Das bedeu­tet nicht unbe­dingt, dass das Tier in hohem Tempo über­stürzt weg­läuft. Manche Tiere wen­den sich ab und gehen lang­sam davon. Oder sie machen einen Bogen um die emp­fun­de­ne Gefahr – etwa um einen ande­ren Hund, der ihnen bei einem Gassigang ent­ge­gen­kommt“, erläu­tert die Hundeexpertin. Dabei wird jede Möglichkeit genutzt, um die Distanz zum Auslöser der Bedrohung zu vergrößern.

Freeze: Der Hund erstarrt
„Bleibt der Hund wie ange­wur­zelt ste­hen, befin­det er sich in einem Konfliktzustand. In dem Moment kann der Vierbeiner nicht ent­schei­den, wie er nun am bes­ten reagie­ren soll“, sagt Winkler. Wie lan­ge der Hund so erstarrt ste­hen bleibt, ist unter­schied­lich. Manchmal dau­ert die­ser Zustand nur weni­ge Sekunden, in ande­ren Situationen so lan­ge, bis der bedroh­li­che Moment vor­über ist.

Problematisch kann auch sein, wenn der Halter ange­spannt ist, den Hund aber zu sich ruft. Jetzt steht das Tier zwi­schen den Fronten: Auf der einen Seite der gelieb­te Mensch, der unge­hal­ten wirkt und durch sei­ne Körperhaltung eine Abwehrhaltung signa­li­siert. Auf der ande­ren Seite der Befehl, sich ihm zu nähern. Die Folge: Der Hund weiß nicht, was er tun soll, und bleibt stock­steif ste­hen. „Der Halter kann das Tier nun unter­stüt­zen, indem er sich zunächst einen Überblick ver­schafft, war­um sich der Hund in einem Konflikt befin­det, um ihm dann behut­sam aus der Situation zu hel­fen“, so die Expertin. Eine Lösung könn­te hier sein, dass der Hundehalter eine zuge­wand­te und posi­ti­ve Körperhaltung ein­nimmt, das Tier erneut zu sich ruft und dann lobt.

Fight: Der Hund beginnt zu bel­len oder zu knurren
Hat der Hund die Erfahrung gemacht, dass ande­re Verhaltensmuster kei­ne Wirkung zei­gen, dann reagiert der Hund unter Umständen mit einer Form von Aggression – etwa indem er den unge­lieb­ten Artgenossen anknurrt oder laut bellt. „Meist stürzt sich der Vierbeiner nicht sofort auf die Bedrohung, denn es ist ihm durch­aus bewusst, dass er durch den Angriff nach vor­ne Gefahr läuft, selbst ver­letzt zu wer­den. Daher ver­su­chen Hunde die direk­te Konfrontation über aggres­si­ve Verhaltensweisen eher zu ver­mei­den und wen­den die­se Reaktion erst an, wenn sie kei­ne ande­re Möglichkeit mehr sehen“, sagt Winkler.

Fiddle about: Der Hund ver­sucht, spie­le­risch von der Situation abzulenken
Bei die­ser Strategie gibt es unter­schied­li­che Verhaltensweisen. Einige Vierbeiner zei­gen zum Beispiel eine Art Spielverhalten, indem sie her­um­hüp­fen oder den Vorderkörper tief­stel­len. „Dieses Verhalten emp­fin­den wir häu­fig als spie­le­risch, aber in Wahrheit möch­te der Hund sei­ne Unsicherheit und Nervosität ver­ber­gen. Außerdem teilt er ande­ren Hunden so mit, dass er nicht an Streit inter­es­siert ist“, erklärt die Fachbuchautorin. Hört das Spiel mit dem Artgenossen nicht auf und wirkt der Hund gestresst, ist es meist rat­sam, ihn aus der Situation her­aus­zu­ho­len. Auch Übersprunghandlungen, etwa Gähnen oder Lecken, kön­nen andeu­ten, dass der Vierbeiner ver­sucht, eine unan­ge­neh­me Situation zu überspielen.

Wer die­ses Grundvokabular kennt, unter­stützt das har­mo­ni­sche Zusammenleben mit dem tie­ri­schen Begleiter.