Alte und kranke Tiere aus dem Tierheim adoptieren

Zuletzt aktualisiert am 19. April 2019 von Stefan Richter

Nobody is perfect: VIER PFOTEN gibt Tipps für eine starke Beziehung

Alt, krank oder mit eine Narbe auf der Seele: VIER PFOTEN bittet adoptionsinteressierten Tierfreunde, beim nächsten Tierheimbesuch auf die „besonderen“ Tiere zu achten – alle haben eine Chance auf ein schönes Zuhause verdient.Hamburg. Ein fehlendes Bein, Taubheit, eine Narbe auf der Seele oder die „falsche“ Fellfarbe; diese Besonderheiten bei Tieren machen es den Tierheimen bei der Vermittlung nicht leicht. „Doch gerade diese Tiere haben eine zweite Chance verdient“, sagt Sarah Ross, Heimtierexpertin bei VIER PFOTEN.

Egal ob ein Bein fehlt, die Augen nicht mehr gut funktionieren oder eine chronische Erkrankung diagnostiziert wurde – Tiere mit besonderen Bedürfnissen der medizinischen Art gibt es viele. „Dadurch wird die Chance auf Vermittlung leider kleiner, denn nicht jeder Mensch ist bereit, sich um ein Tier mit Behinderung zu kümmern. Umgekehrt spielen auch Wohnverhältnisse eine Rolle. Ein großer Hund mit nur drei Beinen sollte nicht in einer Wohnung im 5. Stock wohnen“, erklärt Sarah Ross.

Doch es gibt genug Gründe, gerade einem alten oder kranken Tier ein neues Zuhause zu geben.

Echte Partner
„Eine Katze, mit einer für andere Katzen ansteckenden Krankheit, die deshalb nicht mehr nach draußen darf, eignet sich zum Beispiel als Wohnungskatze. Dort muss das Tier ausreichend beschäftigt werden, denn die Umstellung von Freigang- zu Wohnungskatze ist nicht immer leicht für die Tiere. Für ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, kann ein alter Hund ein wunderbarer Partner für Spaziergänge sein. Immer ist ein Tier mit Besonderheiten für Menschen mit Zeit eine Bereicherung; es benötigt mehr Pflege und Aufmerksamkeit als ein Jungtier, gibt aber auch viel zurück“, sagt Sarah Ross.

Weder alt noch krank – schwarze Tiere und sogenannte Listenhunde müssen im Tierheim besonders lange auf ein Zuhause warten.

Sanfte Seelen
„In beiden Fällen eilt den Tieren ein schlechter Ruf voraus. Aberglaube oder Aggressivität werden mit ihnen verbunden. Doch hat die Fellfarbe eines Hundes nichts mit seinem Charakter zu tun. Listenhunde wie Pitbulls und Staffordshire-Terrier haben durch negative Presse den Ruf, aggressiv zu sein, doch auch das ist falsch. Nicht die Rasse macht ein Tier aggressiv, sondern die Erziehung und wie das Tier aufwächst. Diese Hunderassen sind treu, lernwillig und liebenswert“, so die Heimtierexpertin von VIER PFOTEN.

Tiere mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder Verhaltensauffälligkeiten erfordern Wachsamkeit oder besondere Sorgfalt. In den meisten Fällen müssen die Tiere häufiger zum Tierarzt, einem Tierpsychologen oder Tiertrainer. In jedem Tierheim suchen fachkundige Mitarbeiter mit adoptionsinteressierten Tierfreunden noch vor der Adoption das Gespräch, um den künftigen Tierhalter über Befindlichkeiten und Bedürfnisse seines Wunschtieres aufzuklären.

Lebenskünstler
Ob gelähmt, verängstigt, blind oder taub – Tiere mit Behinderungen nehmen wie ihre gesunden Artgenossen erstaunlich gut am Leben teil. „Tiere mit körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen sind oftmals wahre Lebenskünstler und haben es verdient, ein schönes Zuhause zu bekommen. Die Ausstrahlung dieser Tiere überträgt sich auf uns Menschen – eine Verbindung also, die beiden gut tut“, so die Heimtierexpertin.

VIER PFOTEN bittet alle adoptionsinteressierten Tierfreunde, beim nächsten Tierheimbesuch auf die „besonderen“ Tiere zu achten – alle haben eine Chance auf ein tiergerechtes Leben in einem schönen Zuhause verdient.

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz

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