Bonn. In ers­ter Linie pro­du­zie­ren Nieren Urin, mit dem Abbauprodukte des Körpers aus­ge­schie­den wer­den. Gleichzeitig haben sie aber noch vie­le wei­te­re Aufgaben im Stoffwechsel. Damit neh­men sie eine zen­tra­le Stellung im Gesamtkreislaufgeschehen des Körpers ein. Nieren sind sehr stark durch­blu­tet: Ein Viertel der Gesamtmenge des Blutes, das bei jedem Herzschlag das Herz ver­lässt, wird direkt zur Niere geleitet.

Nieren regu­lie­ren den Wasserhaushalt, das Gleichgewicht von Säuren und Basen sowie den Elektrolyt- und Mineralhaushalt im gesam­ten Körper. Darüber hin­aus steu­ern sie die Abgabe von Hormonen, die Einfluss haben auf den Blutdruck, die Bildung roter Blutkörperchen und den Knochenstoffwechsel.

Krankheiten der Nieren
Nieren wer­den bei älte­ren Hunden und Katzen schwä­cher und damit anfäl­li­ger für Krankheiten, die ihrer­seits weit­rei­chen­de und lebens­be­droh­li­che Folgen haben kön­nen. Grob unter­teilt man Nierenerkrankungen in aku­te (=unmit­tel­ba­re) und chro­ni­sche (=ste­tig ver­lau­fen­de) Formen. Anstatt von „Erkrankung“ spricht man bei der Niere auch von „Insuffizienz“, weil sie ihre Aufgaben nicht mehr aus­rei­chend (=suf­fi­zi­ent) erfül­len kann.

Die aku­te Niereninsuffizienz (ANI) bezeich­net einen plötz­li­chen, teil­wei­sen oder tota­len, Ausfall der Nierenfunktion. Im Vergleich zur chro­ni­schen Verlaufsform tritt die­se Form der Nierenerkrankung wesent­lich sel­te­ner auf, ist aber lebensgefährlich.

Ursachen und Verlauf der CNE
Bei Tieren mit CNE ist die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit besonders wichtig. Daher sollte man ihnen an mehreren Stellen im Haushalt Trinknäpfe mit frischem Wasser anbieten.Die chro­ni­sche Nierenerkrankung (CNE) – auch unter der Bezeichnung chro­ni­sche Niereninsuffizienz (CNI) bekannt – ver­läuft typi­scher­wei­se schlei­chend. Erst wenn bereits 65 bis 70 Prozent der Nephrone zer­stört sind, kommt es zu sicht­ba­ren Auswirkungen. Nephrone sind die kleins­te Baueinheit der Niere und zustän­dig für die Filtration von Harn. Wenn der geschä­dig­te Teil des Nierengewebes sei­ne Aufgaben nicht mehr erfül­len kann, über­neh­men die noch gesun­den Anteile des Nierengewebes des­sen Funktionen. Damit die glei­che Menge Blut in der ent­spre­chen­den Zeit wie durch eine gesun­de Niere gerei­nigt wer­den kann, wird die Durchblutung der noch gesun­den Nierenanteile gestei­gert. Dies geschieht über eine Erhöhung des Blutdruckes. Das funk­tio­niert jedoch nur im Anfangsstadium der Erkrankung. Nach und nach über­for­dern die Mehrarbeit und der erhöh­te Blutdruck auch das gesun­de Nierengewebe und es kommt zu wei­te­ren Überlastungserscheinungen, die sowohl die Niere, aber auch das gesam­te Tier beein­träch­ti­gen. Wichtig zu wis­sen ist, dass ein­mal abge­stor­be­nes Nierengewebe nicht mehr ersetzt wer­den kann! Deswegen ist es so wich­tig, die­se Erkrankung früh zu erken­nen und zu behandeln.

Die CNE betrifft vie­le älte­re Hunde und Katzen. Es wird geschätzt, dass bis zu 20 Prozent aller Katzen, die älter als sie­ben Jahre sind, davon betrof­fen sind. Bei Katzen über fünf­zehn Jahren steigt die Häufigkeit sogar auf ein Drittel. Aber auch rund sechs Prozent aller Hunde sind betrof­fen. CNE gilt als eine der häu­figs­ten Todesursachen bei Hunden und Katzen im Seniorenalter. Bei Hunden sind vor allem die Rassen Pudel, Berner Sennenhunde und Yorkshire Terrier, bei Katzen die Perserkatzen, aber auch Hauskatzen, betroffen.

Woran kann man CNE erkennen?
Die CNE schrei­tet schlei­chend fort, Symptome sind oft erst spät und dann nicht ein­deu­tig erkenn­bar und ähneln häu­fig all­ge­mei­nen Beschwerden älter wer­den­der Tiere. Dazu zäh­len bei­spiels­wei­se erhöh­ter Durst, ver­mehr­ter Harnabsatz, ver­min­der­ter Appetit, Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsverlust, stump­fes Fell, Müdigkeit und sin­ken­de Aktivität. Diese Veränderungen müs­sen nicht alle gleich­zei­tig ein­tre­ten oder tre­ten bei allen Tieren gleich auf, haben aber even­tu­ell auch ver­schie­de­ne Ursachen. Wenn die­se Symptome auf­tre­ten, ist die Krankheit aber bereits weit fort­ge­schrit­ten. Daher wird vor allem für älte­re Katzen eine regel­mä­ßi­ge Vorsorgeuntersuchung mit­tels Blut- und Urintests emp­foh­len. Neue Tests ermög­li­chen heu­te eine früh­zei­ti­ge Erkennung der CNE.

Die CNE ist lei­der nicht heil­bar. Bei einer recht­zei­ti­gen Diagnose und einer dar­auf auf­bau­en­den Therapie kön­nen das Fortschreiten der Krankheit jedoch ver­lang­samt und die Symptome gelin­dert wer­den. Die Behandlung der CNE ist immer eine Langzeittherapie. Hierbei kommt es dar­auf an, die ver­schie­de­nen Aspekte der Erkrankung zu bekämp­fen und an meh­re­ren Punkten anzu­set­zen. Dies beinhal­tet immer und an mög­lichst vie­len Plätzen Wasser zur Verfügung zu stel­len, die Ernährung mit zum Beispiel spe­zi­el­len Nierendiäten und Phosphatbindern umzu­stel­len und mit Medikamenten zu behan­deln. Im Mittelpunkt aller Therapien steht eine diä­te­ti­sche Fütterung. Wichtig ist der Einsatz von Proteinen höchs­ter bio­lo­gi­scher Wertigkeit, weil die­se wesent­li­chen Einfluss auf die Phosphoraufnahme haben. Die Rolle von Phosphor bei der Entstehung einer ein­ge­schränk­ten Nierenfunktion von Hunden und Katzen ist bereits seit vie­len Jahren bekannt, und eine Restriktion der diä­te­ti­schen Phosphoraufnahme führt nach­weis­lich zu einer Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung. Bei chro­ni­scher Nierenerkrankung muss also eher die Phosphorzufuhr ein­ge­schränkt wer­den und weni­ger die Proteinaufnahme.

Nicht nur die Lebenserwartung, son­dern auch die Lebensqualität der Patienten lässt sich mit Hilfe einer Diät ent­schei­dend ver­bes­sern. Begleiterkrankungen wie der beschrie­be­ne Bluthochdruck, Erbrechen oder Anämie kön­nen zusätz­lich durch ent­spre­chen­de Medikamente gemil­dert werden.

Was kann der Tierhalter noch tun?
Besonders wich­tig bei Tieren mit CNE ist die aus­rei­chen­de Aufnahme von Flüssigkeit. Die Unfähigkeit der Niere den Urin zu kon­zen­trie­ren, ver­ur­sacht Polyurie (= gestei­ger­te Urinmenge). Wird die­ser Flüssigkeitsverlust nicht durch die Trinkwasseraufnahme aus­ge­gli­chen, kommt es zur Austrocknung, ein Zustand, der schnell lebens­be­droh­lich wird. Frisches Trinkwasser soll­te für die Patienten des­halb immer ver­füg­bar sein. Feuchtfutter ist bes­ser als Trockenfutter. Auch Feuchtfutter kann noch mit zusätz­li­chem Wasser ver­mischt wer­den. Dieses wird jedoch beson­ders von Katzen häu­fig abge­lehnt. Hier wird emp­foh­len, meh­re­re Wasserstellen an häu­fig besuch­ten Orten der Wohnung ein­zu­rich­ten. Auch das Aufstellen von Trinkwasserbrunnen kann die Aufnahmemenge erhöhen.

Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)