Bonn. Mein Tier hat kei­ne Flöhe! Die meis­ten Tierbesitzer sind unan­ge­nehm über­rascht, wenn der Tierarzt mit dem Flohkamm erwach­se­ne Flöhe oder den typi­schen rot­brau­nen Flohkot aus dem Fell des Tieres kämmt. Flöhe sind nicht nur uner­wünscht und läs­tig, son­dern kön­nen auch die Gesundheit von Mensch und Tier beein­träch­ti­gen. Statistisch betrach­tet ist ein Parasitenbefall jedoch nicht wei­ter erstaun­lich, denn Flöhe gehö­ren zu den häu­figs­ten Parasiten unse­rer vier­bei­ni­gen Freunde und nur wer sie gut kennt, kann sich lang­fris­tig vor ihnen schützen.

Flöhe sind nicht nur unerwünscht und lästig, sondern können auch die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigenFlöhe sind 2 bis 3 Millimeter gro­ße, Blut sau­gen­de Insekten. Es gibt ver­schie­de­ne Arten von Flöhen, in Deutschland ist jedoch der Katzenfloh (Ctenocephalides felis) die häu­figs­te bei Hund, Katze und Mensch vor­kom­men­de Art. Hunde- und Menschenfloh sind sehr viel sel­te­ner. Zudem befal­len alle Arten nicht nur ihren „eigent­li­chen“ Wirt, son­dern auch ande­re Säugetiere (zum Beispiel Mäuse, Igel) oder auch Vögel. Eine Einschleppung in die nähe­re Umgebung und von dort aus in Haus und Wohnung ist das gan­ze Jahr über mög­lich. Obwohl Flöhe etwa 25 Zentimeter weit sprin­gen kön­nen und ein Befall von Tier zu Tier durch­aus auch vor­kom­men kann, ist es nicht die gän­gi­ge Art, sich einen Floh einzufangen.

Starke Vermehrung

Die meis­ten Infektionen ent­ste­hen auf­grund einer „ver­floh­ten“ Umgebung, denn Flöhe haben die Tendenz, sich extrem stark zu ver­meh­ren. Ein ein­zel­nes Flohweibchen legt in einem Monat bis zu 750 Eier. Die Eier wer­den direkt im Fell des Haustieres abge­legt, aus wel­chem sie auf­grund ihrer glat­ten Oberfläche sehr leicht her­aus­fal­len. Und das bedeu­tet: Überall dort, wo sich Hund oder Katze im Haus auf­hal­ten, ver­tei­len sie die Floheier – wie ein Salzstreuer. Und zwar im Teppich, auf dem Sofa, im Bett und im Auto!

Die Eier ent­wi­ckeln sich in der Umgebung über Larven- und Puppenstadium wie­der zu erwach­se­nen Flöhen – unter idea­len Bedingungen in nur drei Wochen. Die Larven ernäh­ren sich ins­be­son­de­re vom Kot des erwach­se­nen Flohs (klei­ne rot­brau­ne Krümel im Fell). Dieser Kot besteht haupt­säch­lich aus unver­dau­tem Blut. Die rund vier Millimeter lan­gen Larven sind licht­emp­find­lich. Meist fin­det man sie des­halb im Teppich, Sofa oder auch im Bett. Aus den Larven ent­wi­ckeln sich dann die Flohpuppen. Eigentlich dau­ert das Puppenstadium nur acht bis neun Tage, bei ungüns­ti­gen Umweltbedingungen kann der Floh jedoch bis zu einem hal­ben Jahr ver­puppt blei­ben. Doch irgend­wann drängt es den Floh nach drau­ßen. Die in den Puppen fer­tig ent­wi­ckel­ten Flöhe schlüp­fen dann auf­grund von Reizen wie bei­spiels­wei­se Vibrationen und sprin­gen anschlie­ßend sehr schnell auf vor­bei­kom­men­de Wirte auf. So kann sehr schnell ein Massenbefall entstehen!

Kleine, läs­ti­ge Blutsauger

Die Flöhe sau­gen auf Hund und Katze immer wie­der Blut, was mit star­kem Juckreiz und Hautreizungen ver­bun­den ist. Oftmals sprin­gen Flöhe auch auf den Menschen, um Blut zu sau­gen. Sie ste­chen ger­ne mehr­mals hin­ter­ein­an­der. Deshalb lie­gen häu­fig meh­re­re Einstichstellen dicht bei­ein­an­der (Flohstraße). Der läs­ti­ge Juckreiz hält oft tage­lang an, und es bil­den sich Quaddeln, Bläschen und Knötchen auf der Haut. Vor allem beim Hund kann der beim Saugen abge­setz­te Speichel zu star­ken all­er­gi­schen Hautentzündungen, der so genann­ten Flohspeichel-Allergie-Dermatitis (FAD), füh­ren – weni­ge Flöhe auf dem Hund rei­chen hier aus! Ohne tier­ärzt­li­che Behandlung wer­den die­se Hautwunden oft durch Bakterien oder Hefepilze besie­delt, sodass die Entzündung schließ­lich eit­rig wird. Eine kon­ti­nu­ier­li­che Flohprophylaxe inklu­si­ve aller Kontakttiere im glei­chen Haushalt hilft, die Flöhe und die damit ver­bun­de­ne Allergie in den Griff zu bekommen.

Floh über­trägt Parasiten

Der unge­lieb­te Floh hat noch wei­te­re Überraschungen im Gepäck wie bei­spiels­wei­se Viren, Bakterien oder den Gurkenkernbandwurm Dipylidium cani­num. Der Floh fun­giert als Zwischenwirt. Schluckt der Hund oder die Katze bei der Fellpflege einen Floh, der eine Bandwurmlarve in sich trägt, ent­wi­ckelt sich dar­aus im Dünndarm inner­halb von 2 bis 3 Wochen der erwach­se­ne Bandwurm. Folglich ist bei einem aku­ten Flohbefall immer an eine poten­ti­el­le Bandwurminfektion zu denken.

Hygiene allein reicht nicht aus

Leider rei­chen nor­ma­le Hygienemaßnahem wie regel­mä­ßi­ges Staubsaugen oder regel­mä­ßi­ges Waschen von Decken und Kissen des Hundekörbchens nicht aus, um dem Flohbefall vor­zu­beu­gen. Die zahl­rei­chen Larven ver­ste­cken sich tief im Teppichboden oder in Dielenspalten oder ähn­li­chen Ritzen. Bei Hund und Katze ste­hen aller­dings ein­fa­che und siche­re Maßnahmen zur Verfügung, um einen Flohbefall zu ver­hin­dern oder auch einen bestehen­den Befall erfolg­reich zu beseitigen.

Behandlung mit geeig­ne­ten Flohpräparaten

  • Abtötung der leben­den, erwach­se­nen Flöhe aller Tiere eines Haushaltes.
  • Bekämpfung der Entwicklungsstadien in der Umgebung (Umgebungsbehandlung) mit Hilfe geeig­ne­ter Präparate bzw. Kombinationen von Wirkstoffen.
  • Intensive Reinigung der Aufenthalts- und Lebensräume der Tiere.
  • Produkte kor­rekt anwenden.

Die sach­ge­mä­ße Anwendung Flohpräparaten ist die Voraussetzung für die wirk­sa­me Flohbekämpfung. Eine Umfrage bei Tierhaltern hat jedoch erge­ben, dass dies nicht immer gewähr­leis­tet ist. Häufig sind auch die Erwartungen zu hoch. So hän­gen die Erfolgsaussichten einer Flohbehandlung ent­schei­dend davon ab, ob die Besitzer umfas­send über die Biologie der Parasiten Bescheid wissen.

Ist eine Vorsorge oder Behandlung gegen Flöhe nicht erfolg­reich, so liegt meist einer oder meh­re­re der fol­gen­den Fehler vor:

  • Es wur­den nicht alle Tiere im Haushalt behandelt.
  • Die Präparate wur­den nicht rich­tig angewendet.
  • Die Abstände zwi­schen den Behandlungen waren zu groß.
  • Waschen oder Schwimmen der Tiere haben die Wirksamkeit ange­wen­de­ter Medikamente verringert.
  • Eier, Larven und Puppen im Umfeld des Tieres wur­den nicht sach­ge­recht bekämpft, so dass das Tier in den eige­nen vier Wänden immer wie­der neu befal­len wird.
  • Es kommt regel­mä­ßig zu Kontakt mit ande­ren Tieren mit Flohbefall oder einer mit Flöhen befal­le­nen Umgebung außer­halb des Haushaltes und damit immer wie­der zu einem neu­en Befall.

Quelle: www​.esc​cap​.de

Was Tierhalter nicht immer wissen

  • Flohbefall ist kei­ne Frage man­geln­der Hygiene.
  • In über 90 Prozent der Fälle wer­den die ers­ten Flöhe über­se­hen. Bei Katzen bleibt selbst star­ker Flohbefall häu­fig unbe­merkt, da vie­le Katzen kei­ne Symptome zeigen.
  • Flohweibchen ver­meh­ren sich rasend schnell. Bereits nach der ers­ten Blutmahlzeit begin­nen sie mit der Eiablage. Sie kön­nen täg­lich bis zu 40 Eier legen.
  • Flöhe, die man erst­mals ent­deckt, kön­nen schon meh­re­re Wochen alt sein.
  • Flöhe kön­nen bis zu 100 Tagen leben.

Lebenszyklus Floh

Obwohl die kli­ni­schen Probleme durch aus­ge­wach­se­ne Flöhe ver­ur­sacht wer­den, stel­len sie nur 5 Prozent der gesam­ten Flohpopulation dar. Die ver­blei­ben­den 95 Prozent bestehen aus der Flohbrut, die die Umgebung des Tieres (Schlafplatz, Teppiche, Bodenritzen) ver­seu­chen. Der Lebenszyklus eines Flohs ist rela­tiv kom­pli­ziert, vom Ei über meh­re­re Zwischenstufen – drei Larven- und ein Puppenstadium- zum erwach­se­nen, adul­ten Floh. Der Entwicklungszyklus dau­ert im Haushalt durch­schnitt­lich 3 bis 4 Wochen, ein erwach­se­ner Floh kann dann bis zu meh­re­ren Monaten leben und Sie und Ihr Tier somit nach­hal­tig beeinträchtigen.

Floheier (Foto: bft) Eier
Ein weib­li­cher Floh kann bis zu 40 Eier pro Tag auf Ihrem Tier able­gen. Die Eier sind 0,5 x 0,3 Millimeter groß, perl­mutt­weiß und nicht kleb­rig, so dass sie vom Tier her­un­ter­fal­len und sich in der Umgebung des Tieres wei­ter­ent­wi­ckeln. Abhängig von Temperatur und Feuchtigkeit ent­wi­ckeln sich in den Eiern die Larven, die nach zwei bis fünf Tagen schlüpfen.
 Larvenstadium (Foto: bft) Larvenstadium
Die Larven sind 2 bis 5 Millimeter lang und frei­le­bend, wegen ihrer Borsten wer­den sie auch „Drahtwürmer“ genannt. Sie ernäh­ren sich vom „Flohkot“ (unver­dau­tes Blut, das vom erwach­se­nen Floh aus­ge­schie­den wird), Krümeln und Hautschuppen. Da sie sehr emp­find­lich gegen Hitze und Austrocknung sind, bewe­gen sie sich nach dem Schlupf ziel­stre­big vom Licht weg. Sie boh­ren sich tief in Teppiche, Lagerstätten usw. ein. In ihrer Weiterentwicklung häu­ten sie sich zwei­mal bis zur Drittlarve und ver­pup­pen sich dann. Sie spin­nen sich dabei einen Kokon, den sie mit Teilchen aus der Umgebung ver­kle­ben und so dicht ver­schlie­ßen. Dort sind sie geschützt vor Umwelteinflüssen.
 Puppenstadium (Foto: bft) Puppenstadium
Die Dauer des Puppenstadiums ist sehr unter­schied­lich. Unter opti­ma­len Bedingungen kön­nen die adul­ten Flöhe bereits nach fünf Tagen aus dem Kokon schlüp­fen. Normalerweise dau­ert das Puppenstadium jedoch 8 bis 10 Tage. Der schlupf­be­rei­te Floh bemerkt das Herannahen eines Wirtes an dem Kohlendioxidgehalt der Atemluft, Körperwärme und Erschütterung. Besonders nach einem Wetterumschwung (plötz­li­ches Ansteigen der Außentemperaturen) kann die Flohpopulation regel­recht explo­die­ren. Befinden sich kei­ne geeig­ne­ten Wirte in der Umgebung der schlupf­be­rei­ten Flöhe, kann das Puppenstadium mit­un­ter sogar bis zu 6 Monaten oder noch län­ger dauern.
 Erwachsener-Floh (Foto: bft) Der erwach­se­ne Floh
Der frisch geschlüpf­te Floh begibt sich sofort auf Wirtssuche, da er drin­gend Blut zum Überleben braucht. Er bewegt sich zunächst ent­ge­gen der Schwerkraft und zum Licht hin. Die Zielrichtung für das Anspringen des Wirtes geben ihm Atemluft, Körperwärme und Erschütterungen vor. Der Floh hebt beim Absprung mit mehr­fa­cher Erdbeschleunigung ab, wir­belt unkon­trol­liert durch die Luft und hofft bei der Landung dar­auf, sich mit sei­nen Krallen und Borsten im Fell des Tieres zu ver­fan­gen. Er kann bis zu 40 Zentimeter weit sprin­gen. Falls aus­ge­hun­ger­te Flöhe auf Wirtssuche über län­ge­re Zeit kein Tier antref­fen, kön­nen sie auch Tierbesitzer oder ande­re Personen anfal­len. Die Parasiten kön­nen bis zu 100 Tagen unun­ter­bro­chen auf dem Wirtstier leben und ver­las­sen es nur sel­ten frei­wil­lig. Nachdem der frisch geschlüpf­te Floh auf sei­nen Wirt auf­ge­sprun­gen ist, beginnt er unver­züg­lich mit der ers­ten Blutmahlzeit. Die Begattung fin­det nach 8 bis 24 Stunden auf dem Wirt statt. Wiederum 24 Stunden spä­ter begin­nen die weib­li­chen Flöhe mit der Eiablage. Ein Großteil des auf­ge­nom­me­nen Blutes wird noch wäh­rend des Saugaktes im teil­wei­se unver­dau­ten Zustand aus­ge­schie­den. Der Kot fällt nach kur­zer Zeit aus dem Fell und dient den in der Umgebung des Tieres leben­den Larven als Nahrungsgrundlage. Flohkot ist auch ein wich­ti­ges dia­gnos­ti­sches Hilfsmittel zum Nachweis von Flohbefall.

Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)