Bonn. Milben gehö­ren, wie die Zecken, zur Klasse der Spinnentiere. Unter ihnen befin­den sich neben vie­len frei­le­ben­den Formen auch zahl­rei­che para­si­ti­sche Arten, die als Ektoparasiten auf der Körperoberfläche des Hundes oder der Katze leben und zu Hautveränderungen füh­ren. Hierbei wer­den Milben unter­schie­den, deren gesam­te Entwicklung und Vermehrung auf dem Tier statt­fin­det sowie Milben, die nur zeit­wei­se auf dem Tier leben. Diese Milben wie­der­um kön­nen wirts­spe­zi­fisch sein, also bei­spiels­wei­se aus­schließ­lich den Hund oder auch wirts­über­grei­fend ande­re Säugetiere, sogar den Menschen befallen.

Die bedeutendsten Milbenarten

1. Demodex-Milben (Haarbalgmilben)
Die durch Haarbalgmilben (Demodex-Milben) verursachte Demodikose zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen beim Hund.Die durch Haarbalgmilben ver­ur­sach­te Demodikose zählt zu den häu­figs­ten Hauterkrankungen beim Hund. Sie stellt Besitzer und Tierärzte immer wie­der vor eine Herausforderung, da die Haarbalg- oder soge­nann­ten Demodex-Milben in der Haut sehr hart­nä­ckig sind und sich nur schwer besei­ti­gen las­sen. Die Übertragung der Demodex-Milben erfolgt häu­fig im Wurfnest, wenn die Welpen am Gesäuge der Mutterhündin lie­gen und Milch sau­gen. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr der Welpen ste­cken sich die meis­ten Hunde von Anfang an mit Haarbalgmilben an. Je nach Gesundheits- und Immunstatus kann es in der Folge zu ent­zünd­li­chen Hautveränderungen kom­men. Das ist aber nicht zwin­gend. Daher gibt es neben erkrank­ten Hunden auch Tiere, die völ­lig gesund erschei­nen, obwohl sie sich ange­steckt haben.

Ansteckung im Wurfnest
Haarbalgmilben (lat. Name: Demodex canis) las­sen sich unter dem Mikroskop auf­grund ihrer lang­ge­streck­ten Zigarrenform mit Querrillen, den vier Paar stum­mel­för­mi­gen Beinpaaren, an denen sich zwei Krallen befin­den, und dem huf­ei­sen­för­mi­gen Köpfchen sehr gut von ande­ren Milbenarten unter­schei­den. Die Parasiten ver­meh­ren sich in den Haarfollikeln über spin­del­för­mi­ge Eier, Larven und Nymphen zu den erwach­se­nen Milben. Die Hautparasiten ver­brin­gen ihren gesam­ten Lebenszyklus auf dem Wirtstier und leben in den Haarfollikeln. Seltener befin­den sie sich auf der Hautoberfläche. Demodex-Milben para­si­tie­ren manch­mal bei sehr star­kem Befall auch in den Talgdrüsen im Bereich dünn­häu­ti­ger, nicht oder kaum behaar­ter Körperstellen. Gelegentlich sind die Haarbalgmilben auch in Lymphknoten oder ande­ren Organen anzu­tref­fen. Sogar im Blut wur­den sie nachgewiesen.

Ihre Übertragung erfolgt meist wäh­rend der ers­ten drei Lebenstage durch den engen Körperkontakt vom Muttertier auf die Welpen. So zei­gen etwa neu­ge­bo­re­ne Welpen, die durch Kaiserschnitt auf die Welt kom­men und von der Mutter getrennt auf­ge­zo­gen wer­den, kaum Probleme mit Haarbalgmilben. Dass die Hautparasiten beson­ders im Bereich der Schnauze der Welpen gefun­den wer­den, spricht für die Übertragung durch direk­ten Kontakt wäh­rend des Säugens. Für den Übergang der Milben auf die Jungtiere spielt Wärme eine wich­ti­ge Rolle; der opti­ma­le Temperaturbereich dafür liegt zwi­schen 16 und 41 °C.

Formen der Demodikose
In ers­ter Linie sind Jungtiere von Demodikose betrof­fen. Die Milben wer­den fast aus­schließ­lich durch befal­le­ne Hündinnen auf die Welpen wei­ter­ge­ge­ben. Daher sind Hautentzündungen an den Stellen, die in engen Kontakt mit dem Muttertier und dem Gesäuge kom­men, wie Oberlippe, Augenlider, Nasenrücken, Stirn und Ohren, zuerst zu beob­ach­ten. Meist ist der gesam­te Wurf befal­len. Klinisch kommt es, wenn über­haupt, meist nur bei ein­zel­nen Welpen zu Hautveränderungen nach dem Absetzen vom Muttertier. Bei leich­tem Milbenbefall sind viel­fach nur die Lider sowie die Umgebung der Augen ver­än­dert. Der Haarausfall schlägt sich in Form einer soge­nann­ten Augenbrille nie­der. Bei fort­schrei­ten­der Erkrankung brei­ten sich die Hautveränderungen auf Hals, Brust, Bauch sowie im Bereich der Innenschenkel und der Schenkelfalten aus.

Demodikose kann lokal auf­tre­ten und äußert sich über rund­li­che ent­zün­de­te Stellen, teil­wei­se beglei­tet durch Haarausfall und/oder fei­nen, hel­len Hautschuppen. Die Hautirritationen wer­den, wenn über­haupt, nur von gering­gra­di­gem Juckreiz begleitet.

Eine all­ge­mei­ne (gene­ra­li­sier­te) Demodikose fin­det man bei Hunden oft zwi­schen dem 3. und 18. Lebensmonat. Erfolgt kei­ne Spontanheilung oder erfährt das Tier eine inad­äqua­te Behandlung, kann die Parasitose wei­ter­ge­tra­gen wer­den. Die meis­ten gene­ra­li­sier­ten Demodikosen wer­den bei Hunden erst ab dem zwei­ten Lebensjahr dia­gnos­ti­ziert. Diese Tiere haben ihre Erkrankung seit dem Welpenalter, also die Jugendform der Demodikose (soge­nann­te juve­ni­le Demodikose).

Massive Milbenvermehrung
Neuerkrankungen bei Hunden im Alter von vier oder mehr Jahren tre­ten sel­ten auf und dann als gene­ra­li­sier­te Form (soge­nann­te adul­te Demodikose) anzu­spre­chen. Derartige Fälle kön­nen bis zum Lebensende auf­tre­ten und ent­wi­ckeln sich vor­wie­gend als Folge von Organstörungen, bös­ar­ti­gen Tumoren oder lang andau­ern­der immun­sup­pres­si­ver Therapie. Eine gene­ra­li­sier­te Demodikose ent­wi­ckelt sich oft aus meh­re­ren schlecht abge­grenz­ten, bereits para­si­tär ver­än­der­ten Hautarealen, oft im Kopfbereich, um anschlie­ßend auf Gliedmaßen und Rumpf über­zu­grei­fen. Sind zwei Pfoten oder fünf Lokalisationen betrof­fen, gilt dies bereits als Generalisation. Je nach­dem kann es zu chro­ni­schen Erkrankungen kom­men, bak­te­ri­el­le Infektionen bis zur Geschwürsbildung sind Folgeerkrankungen.

Genetischer Defekt
Demodikosen beim Hund sind durch Störungen der Immunabwehr zu begrün­den, die bei bestimm­ten Rassen, wie Möpsen, gehäuft auf­tre­ten. Hunde mit chro­ni­scher gene­ra­li­sier­ter Demodikose haben eine her­ab­ge­setz­te T‑Zell-Antwort, wel­che eine über­schie­ßen­de Vermehrung der Milben ermög­licht. Die ver­stärk­te Freisetzung abwehr­schwä­chen­der Faktoren von Demodex-Milben führt zu einer dras­ti­schen Einschränkung der Immunabwehr. Dieser gene­ti­sche Defekt bil­det die ent­schei­den­de Komponente in der Entstehung der para­si­tä­ren Erkrankung. Negativ beein­flusst wird das Krankheitsgeschehen auch durch unzu­rei­chen­de oder fal­sche Ernährung, star­ke Beanspruchung der Haut durch über­trie­be­ne Pflege oder ande­re Stressoren.

Anhand der ent­zünd­li­chen Hautveränderungen ergibt sich oft­mals ein Verdacht, der vom Tierarzt durch Entnahme eines Hautgeschabsels bestä­tigt wer­den kann. In eini­gen Fällen kann der Milbennachweis sehr schwie­rig sein. Hier kann eine Gewebeprobe Klarheit ver­schaf­fen. Obwohl die loka­li­sier­te Form der Demodikose des Hundes fast immer inner­halb von sechs bis acht Wochen spon­tan abheilt, kann ggf. eine Behandlung durch­ge­führt wer­den, wenn der Leidensdruck für den Hund sehr groß ist. Hierfür ste­hen sowohl spe­zi­el­le Suspensionen oder Shampoos zur Verfügung, die ein- bis zwei­mal täg­lich auf die ver­än­der­ten Hautstellen auf­ge­tra­gen wer­den, als auch sys­te­misch wir­ken­de Präparate. Die Therapie ist lang­wie­rig und soll­te nach genau­er Anweisung des Tierarztes durch­ge­führt werden.

Besonderes Augenmerk soll­te außer­dem dem all­ge­mei­nen Gesundheitszustand des Tieres geschenkt wer­den, da es oft ande­re zugrun­de lie­gen­de Leiden gibt, die medi­zi­nisch zu ver­sor­gen sind. Auf eine opti­ma­le Ernährung ist dabei zu ach­ten. Etwa vier Wochen nach Behandlungsbeginn soll­te erneut ein Hautgeschabsel zur Kontrolle auf Milben unter dem Mikroskop ent­nom­men wer­den. Oft wird die Demodikose zur Abheilung gebracht oder zumin­dest ihre Abheilung beschleu­nigt, wenn Grundleiden besei­tigt wurden.

Sonderform: Pododemodikose
Eine Sonderform der Demodikose ist die soge­nann­te Pododemodikose an den Pfoten. Hierbei sind meist die Vorderpfoten der Hunde betrof­fen, die ent­zünd­lich und schmerz­haft anschwel­len. Wegen dem hef­ti­gen Juckreiz lecken sich die Tiere per­ma­nent an den Pfoten und sind unleid­lich. Infolge nach­fol­gen­der bak­te­ri­el­ler Besiedlung der Haut im Zwischenzehenbereich kön­nen auch wech­seln­de Lahmheiten auf­tre­ten. Diese Form tritt beson­ders häu­fig bei Neufundländern, Bernhardinern, Deutschen Doggen, Bobtails und ande­ren gro­ßen Hunderassen auf, aber auch bei West Highland White Terriern. In die­sen Fällen soll­te neben einer anti­pa­ra­si­tä­ren Behandlung gegen die Milben immer auch eine Antibiotika-Therapie vom Tierarzt durch­ge­führt werden.

Merke: Da Demodex-Milben wirts­spe­zi­fisch sind, birgt eine Demodikose bei Hund und Katze kei­ne Zoonosegefahr.

2. Sarcoptes-Räude
Diese Hauterkrankung des Hundes wird durch Grabmilben (Sarcoptes canis) ver­ur­sacht, die, wie der Name schon sagt, sich in die obe­ren Hautschichten ein­gra­ben. Dort ver­meh­ren sie sich und legen ihre Eier ab.

Die Übertragung erfolgt durch direk­ten Kontakt von Hund zu Hund und dabei unab­hän­gig vom Alter. Auch in der Wohnung kön­nen die­se Milben in abfal­len­den Hautschuppen und Krusten bis zu 18 Tage über­le­ben und stel­len dann ein Infektionsrisiko für den Hund, als auch für den Menschen dar. Bei inten­si­vem kör­per­li­chem Kontakt zwi­schen Hund und Mensch kön­nen die Milben jedoch auch unmit­tel­bar überwandern.

Klinische Erscheinungen
Die Sarcoptes-Räude beginnt meis­tens im Kopfbereich, bevor­zugt an den Ohrrändern, dem Nasenrücken und der Augenregion. Ebenso wer­den weich­häu­ti­ge Körperstellen wie der Unterbauch und die Schenkelinnenflächen befal­len. Erste Hautveränderungen tre­ten als klei­ne Knötchen und Pusteln oder ver­mehr­te Schuppenbildung auf. Typisch ist der star­ke Juckreiz, ins­be­son­de­re in war­men Räumen, da bei Wärmeeinwirkung die Milben akti­ver sind. Dies führt dazu, dass sich der Hund stän­dig kratzt und scheu­ert. Im wei­te­ren Verlauf der Erkrankung ver­dickt sich die Haut und bil­det aus­ge­präg­te Falten und Krusten.

Wird der Mensch befal­len, tre­ten Symptome auf, die als Schein- oder Trugräude bezeich­net wer­den. Hautveränderungen mit Pusteln und hef­ti­gem Juckreiz sind an den Händen und über­all dort zu fin­den, wo der Kontakt mit dem befal­le­nen Hund bestand. Meist ver­schwin­den die Symptome spon­tan nach zwei bis drei Wochen, vor­aus­ge­setzt, dass kein erneu­ter Kontakt erfolgt.

Analog den Haarbalgmilben wird vom Tierarzt ein Hautgeschabsel ange­fer­tigt, in dem die Milben direkt nach­ge­wie­sen wer­den kön­nen. Dabei genügt hier bereits der Nachweis einer ein­zi­gen Milbe. Eine wei­te­re Möglichkeit ist, eine Blutprobe auf Antikörper gegen die­se Milben zu untersuchen.

Zur Behandlung der Sarcoptes-Räude beim Hund ste­hen ver­schie­de­ne spe­zi­ell zuge­las­se­ne Präparate zur Verfügung. Um in abge­fal­le­nen Krusten vor­han­de­ne Milben zu eli­mi­nie­ren, soll­te gleich­zei­tig das Hundelager gründ­lich gerei­nigt und ver­wen­de­te Textilien aus­ge­kocht werden.

Merke: Sarcoptes-Räude kommt bei der Katze sel­ten vor; der Verlauf ähnelt jenem beim Hund. Sarcoptes-Milben sind leicht auf den Menschen über­trag­bar und ver­ur­sa­chen bei die­sem eine kli­nisch mani­fes­te Krätze.

3. Herbstgrasmilben
Ein Befall mit Herbstgrasmilben (Neotrombicula autum­na­lis) wird auch als „Sendlinger Beiß“ bezeich­net. Nur die Larven die­ser Milben sau­gen sich am Hund, aber auch an ande­ren Säugetieren und dem Menschen fest. Die Folgestadien und aus­ge­wach­se­nen Milben dage­gen leben im Erdboden und ernäh­ren sich dort von orga­ni­schem Material. Im Spätsommer und Herbst, in man­chen Gebieten auch im Frühjahr, kommt es zu einer explo­si­ons­ar­ti­gen Vermehrung mit mas­sen­haf­tem Auftreten von Larven, die bis etwa Kniehöhe an Pflanzen hoch­klet­tern und vor­bei­strei­fen­de Tiere wie Hunde und Katzen oder auch den Menschen befal­len. Am aktivs­ten sind die Milbenlarven bei son­ni­gem, tro­cke­nem Wetter und in den spä­ten Nachmittagsstunden. Die Larven rit­zen mit ihren Mundwerkzeugen die obe­ren Hautschichten an. Mit einer im Speichel ent­hal­te­nen Substanz wird das Wirtsgewebe auf­ge­löst und mit einem Saugrohr auf­ge­nom­men. Gelegentlich wird auch Blut gesaugt. Die Larven blei­ben bis zu einer Woche ange­hef­tet und sind als win­zig klei­ne oran­ge­ro­te Punkte sicht­bar. Sie befal­len beim Hund bevor­zugt dün­ne Hautstellen wie Zwischenzehenraum, Augen- und Lippengegend, Nasenrücken und Ohrmuscheln. In der Regel führt dies zu hef­ti­gem Juckreiz mit Hautrötung und letzt­lich zur Bildung von Pusteln und Quaddeln. Bei Massenbefall kön­nen räu­de­ähn­li­che Symptome auftreten.

Diese Milbenart kann bereits mit dem blo­ßen Auge ent­deckt wer­den. Zur Absicherung der Diagnose kön­nen die Milben auf einen Tesafilm geklebt und mikro­sko­pisch dif­fe­ren­ziert wer­den. Hierbei wird der Tesafilm ein­fach auf die befal­le­nen Hautregionen sanft gedrückt und die Milbenlarven blei­ben dar­an hän­gen. Zur Behandlung eines Herbstgrasmilbenbefalls gibt es kei­ne spe­zi­ell zuge­las­se­nen Präparate, der Tierarzt kann jedoch ein wirk­sa­mes Mittel zur Behandlung der Herbstgrasmilben emp­feh­len. In schwe­ren Fällen kön­nen auch Juckreiz stil­len­de Mittel zum Einsatz kommen.

Merke: Neotrombicula-Larven befal­len auch Menschen und ver­ur­sa­chen dann eine stark jucken­de Dermatitis. Die Larven wer­den jedoch nicht direkt von Tieren auf Menschen übertragen.

Weiterhin exis­tie­ren eini­ge wei­te­re Hauterkrankungen, die durch Milben her­vor­ge­ru­fen wer­den. Diese sind auch in der ESCCAP-Guideline Milben näher beschrie­ben. Dazu zählen:

1. Die Notoedres-Räude, eine Hauterkrankung bei Katzen, die der Sarcoptes-Räude des Hundes ähnelt. Die Notoedres-Räude ist hoch anste­ckend. Eine Milbenübertragung erfolgt durch direk­ten Körperkontakt von Tier zu Tier oder indi­rekt über mil­ben­kon­ta­mi­nier­te Umgebung. Notoedres-Milben kön­nen unter güns­ti­gen Bedingungen (kühl und feucht) für zwei bis drei Wochen abseits des Wirtes, zum Beispiel im Katzenkorb oder in Bürsten über­le­ben. Frühe Symptome sind der lokal begrenz­te Haarausfall und Erytheme an Ohrrändern und im Gesicht. Die Haut bil­det gräu­lich-gel­be Krusten und schuppt. Es besteht extre­mer Juckreiz; hef­ti­ges Kratzen ver­ur­sacht Hautverletzungen und bak­te­ri­el­le Sekundärinfektionen. Unbehandelt kann die Krankheit schwer und letal ver­lau­fen. Es exis­tie­ren zuge­las­se­ne Präparate, mit denen die Kopfräude der Katzen behan­del­bar ist.

Merke: In Ausnahmefällen kann Notoedres cati beim Menschen vor­über­ge­hend eine gering­gra­di­ge Dermatitis verursachen.

2. Otodectes-Räude
Die soge­nann­te Ohrmilbe Otodectes cynotis ver­ur­sacht bei Hunden und Katzen eine Otitis exter­na. Es kann sowohl ein­sei­ti­ger als auch beid­sei­ti­ger Befall auf­tre­ten. In eini­gen Fällen kön­nen sich die Milben über den gesam­ten Körper aus­brei­ten und eine Dermatitis ver­ur­sa­chen. Die Ansteckung erfolgt meist durch direk­ten Körperkontakt. Otodectes-Milben kön­nen leicht von Hunden auf Katzen und umge­kehrt über­tra­gen wer­den. Sie kön­nen abseits eines Wirtes in feuch­ter Umgebung für meh­re­re Wochen über­le­ben. Ohrmilben kön­nen in jeder Altersgruppe von Hunden oder Katzen auf­tre­ten, sind jedoch bei Welpen häu­fi­ger als bei aus­ge­wach­se­nen Tieren. Katzen sind häu­fi­ger befal­len als Hunde. Die Milben leben an der Oberfläche und kön­nen als beweg­li­che, wei­ße Punkte im äuße­ren Gehörgang gese­hen wer­den. Der Befall mit O. cynotis geht typi­scher­wei­se mit der Absonderung eines brau­nen, kaf­fee­satz­ar­ti­gen Ohrsekrets ein­her. Gelegentlich ver­läuft ein Ohrmilbenbefall ohne kli­ni­sche Symptome, häu­fig besteht jedoch Juckreiz. Betroffene Tiere krat­zen sich an den Ohren. Ohrmuschel und äuße­rer Gehörgang sind gerö­tet. In Einzelfällen kön­nen sich die Milben auch an ande­ren Körperstellen auf­hal­ten und dort Juckreiz her­vor­ru­fen. Sowohl für den Hund als auch für die Katze ste­hen spe­zi­ell für die Behandlung von Ohrmilben zuge­las­se­ne Produkte zur Verfügung.

Merke: Otodectes cynotis ist kein Zoonoseerreger.

3. Pelzmilbenbefall
Milben der Gattung Cheyletiella kön­nen Hunde (Cheyletiella yas­gu­ri) und Katzen (Cheyletiella bla­kei) befal­len. Während der Befall von eini­gen Tieren gut tole­riert wird, kann er bei ande­ren Tieren zu Hautirritationen füh­ren. Die Ansteckung erfolgt zwi­schen Tieren mit engem Kontakt sehr leicht und schnell, jun­ge und schwa­che Tiere schei­nen beson­ders emp­fäng­lich zu sein. In Zwingern ist die Cheyletiellose beson­ders verbreitet.

Merke: Besitzer betrof­fe­ner Tiere kön­nen eben­falls von Cheyletiella-Milben befal­len wer­den und dann eine jucken­de Dermatitis entwickeln.

4. Nasenmilbenbefall beim Hund
Der Nasenmilbenbefall des Hundes wird durch Pneumonyssoides (Pneumonyssus) cani­num ver­ur­sacht. Man nimmt an, dass die Übertragung von Milben direkt von Hund zu Hund erfolgt. Eine indi­rek­te Übertragung über Decken, Schlafplätze, Transportboxen und Zwinger kann jedoch nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, da die Nasenmilben bis zu 20 Tage ohne Wirt über­le­ben kön­nen. Ein Nasenmilbenbefall tritt bei Hunden recht häu­fig in skan­di­na­vi­schen Ländern auf. Über Einzelfälle wur­de auch aus Deutschland und ande­ren euro­päi­schen Ländern berichtet.

Merke: Pneumonyssoides (Pneumonyssus) cani­num ist kein Zoonoseerreger.

Fazit
Milben kön­nen schwer­wie­gen­de Erkrankungen ver­ur­sa­chen. Gegen die wich­tigs­ten Erreger ste­hen heu­te spe­zi­ell zuge­las­se­ne Tierarzneimittel für Hund und Katze zur Verfügung, mit denen eine Behandlung mög­lich ist. Auch für Grasmilbenbefall und wei­te­re Milbenerkrankungen durch Pelzmilben oder Nasenmilben gibt es wirk­sa­me Produkte, die im spe­zi­el­len Fall nach Anweisung des Tierarztes ange­wen­det wer­den können.

Bundesverband für Tiergesundheit (BfT)