Es gibt eine Alternative zur chirurgischen Kastration des Rüden.
Kastration ganz ohne Operation und für einen begrenzten Zeitraum – ein Implantat macht es möglich.

Bad Oldesloe. Für Frauchen und – ins­be­son­de­re – Herrchen ist die Kastration eines Rüden ein schwie­ri­ges, hoch­emo­tio­na­les Thema, über das sie nicht ger­ne reden. Allerdings gibt es eine Reihe unter­schied­li­cher Situationen (medi­zi­nisch oder ver­hal­tens­be­dingt), in denen eine Kastration in Erwägung gezo­gen wird. Und dann heißt es: Gut infor­miert sein und gemein­sam mit dem Tierarzt die für den Hund indi­vi­du­ell bes­te Entscheidung tref­fen. Was vie­le nicht wis­sen: Alternativ zur chir­ur­gi­schen Kastration besteht die Möglichkeit, mit einem Implantat die Produktion der Geschlechtshormone zu unter­bin­den. Diese soge­nann­te medi­ka­men­tö­se Kastration erfolgt ohne Operation und ist rever­si­bel – sie ist also nur für einen begrenz­ten Zeitraum wirk­sam. Die medi­ka­men­tö­se Kastration kann somit auch eine Art Testlauf sein: Hundebesitzer kön­nen dadurch beur­tei­len, ob sich das Verhalten des Rüden ändert und eine dau­er­haf­te Kastration die rich­ti­ge Wahl ist.

Kastration mit Chip: „auf Probe“ sowie langfristig möglich (Foto: Virbac)Das Leben schreibt die schöns­ten Geschichten. Hunde sind für ihre Besitzer eine gro­ße Bereicherung und wich­ti­ges Familienmitglied. Gerade auch, weil die Bindung so eng ist, tre­ten im Zusammenleben her­aus­for­dern­de und oft­mals belas­ten­de Situationen auf. Labrador Tommys gro­ße Liebe, Königspudel-Dame Lora, wohnt zum Beispiel zwei Straßen wei­ter: Beim Gassi-Gehen lässt er sich kaum bän­di­gen, auch ist er schon mehr­mals von zu Hause aus­ge­ris­sen und stand schmach­tend und jau­lend bei Lora, um sie zu „beglü­cken“. Border Collie Henry ist eigent­lich ein ganz Lieber, außer ein ande­rer Rüde kreuzt sei­nen Weg: Dann ist er nicht mehr zu hal­ten und nichts hat bis jetzt gegen sei­ne Aggressionen gehol­fen. Drei von vier Hundehaltern geben daher auch an, dass uner­wünsch­tes Verhalten (Hypersexualität, Markieren, Dominanz und Aggressivität) aus­schlag­ge­bend für eine Kastration war.1 Bei einer Kastration wird die Produktion des männ­li­chen Geschlechtshormons Testosteron gestoppt, um die Fortpflanzungsfähigkeit des Hundes zu unter­bin­den. Aber: Bei Verhaltensauffälligkeiten ist oft unge­wiss, ob die­se über­haupt tes­to­ste­ro­n­ab­hän­gig sind. Andere Hundebesitzer wie­der­um ste­hen einem chir­ur­gi­schen Eingriff und dem Narkose- und Operationsrisiko kri­tisch gegen­über. In all die­sen Fällen kann eine medi­ka­men­tö­se Kastration eine sinn­vol­le Wahl sein.

Kastration mit Chip: „auf Probe“ sowie lang­fris­tig möglich
Das reis­korn­gro­ße Implantat wird vom Tierarzt, ähn­lich wie ein Mikrochip, unter die Haut zwi­schen die Schulterblätter appli­ziert. Nach der Implantation wird kon­ti­nu­ier­lich ein Wirkstoff frei­ge­setzt, der für min­des­tens sechs Monate (Dosierung 4,7 mg) oder zwölf Monate (Dosierung 9,4 mg) ver­hin­dert, dass Botenstoffe pro­du­ziert wer­den, die für das Entstehen von Testosteron und ande­ren Geschlechtshormonen ver­ant­wort­lich sind. Nach zwei bis drei Wochen sinkt der Testosteronspiegel im Blut deut­lich – eine voll­stän­di­ge Unfruchtbarkeit tritt nach sechs bis acht Wochen ein, da das bereits gebil­de­te und in den Nebenhoden gespei­cher­te Sperma noch befruch­tungs­fä­hig ist. Das Implantat wird nach und nach resor­biert (auf­ge­löst) und vom Körper voll­stän­dig abge­baut. Sobald die Wirkung nach­lässt, nor­ma­li­sie­ren sich alle Sexualfunktionen wie­der. Der Rüde wird nach Abklingen der Wirkung wie­der so sein, wie er vor der Implantation war. Dies ist für vie­le Hundebesitzer beru­hi­gend, wenn sie befürch­ten, dass ihr Hund durch die Kastration an Gewicht zulegt, lethar­gisch wird oder gar unsi­che­rer im Umgang mit ande­ren Hunden. Somit kann man durch die „Kastration auf Probe“ ent­schei­den, ob eine lang­fris­ti­ge Kastration (chir­ur­gisch oder medi­ka­men­tös) die rich­ti­ge Wahl ist. Die medi­ka­men­tö­se Kastration kann auch über Jahre auf­recht­erhal­ten wer­den, indem nach Ablauf der Wirkdauer ein neu­es Implantat ein­ge­setzt wird.

Individuelle Entscheidungen: Der ein­zel­ne Hund steht im Mittelpunkt
Das Implantat ist auch dann eine gute Wahl, wenn Hundebesitzer ihrem Rüden erst zu einem spä­te­ren Zeitpunkt Vaterfreuden gön­nen wol­len. Nach Ende der Wirkdauer kann der Rüde wie­der erfolg­reich decken. Darüber hin­aus kön­nen Erkrankungen, die tes­to­ste­ron-asso­zi­iert auf­tre­ten (z.B. Prostataerkrankungen), posi­tiv beein­flusst wer­den. Für die Hundehalter hat das Implantat somit den gro­ßen Vorteil, dass sie kei­ne end­gül­ti­ge Entscheidung tref­fen müs­sen, son­dern gemein­sam mit dem behan­deln­den Tierarzt über­le­gen kön­nen, ob und wel­che Art der Kastration im indi­vi­du­el­len Fall ange­zeigt ist – so indi­vi­du­ell wie eben auch jeder ein­zel­ne Hund ist. Weitere Ratschläge rund um die Kastration gibt es auf: www​.kas​tra​ti​onhund​.de.

Überblick: Vorteile der medi­ka­men­tö­sen Kastration

  • Wirkung ist rever­si­bel (je nach Dosierung Wirkdauer von min­des­tens 6 bzw. 12 Monaten).
  • Test vor einer lang­fris­ti­gen Kastration.
  • Auswirkung auf Verhalten.
  • Abschätzung von Nebenwirkungen.
  • Fortpflanzungsfähigkeit: Nach Ende der Wirkdauer kann der Rüde wie­der decken.
  • Kein Narkose- und Operationsrisiko.
  • Sehr hohe Sicherheit und Verträglichkeit.
  • Gesundheit: Testosteron-asso­zi­ier­te Krankheiten.

Literatur: Niepel G. Kastration beim Hund, Stuttgart: Kosmos; 2007

Virbac Tierarzneimittel GmbH, Bad Oldesloe