Tierärztin Prof. Dr. Katrin Hartmann gibt Entwarnung

Hattersheim. In zahl­rei­chen Internetforen wird davor gewarnt, bei vor­han­de­ner Erkältung oder Grippe sei­nem Haustier zu nahe zu kom­men. Hunde und Katzen könn­ten sich mit den Keimen anste­cken, heißt es. In der Regel wer­den auch Beispiele für Erkrankungen genannt und sogar Tierärzte zitiert.

Kuscheln-erlaubtDie Tierschutzorganisation TASSO e.V. woll­te es genau wis­sen und frag­te bei Prof. Dr. Katrin Hartmann nach. Die Direktorin des Zentrums für Klinische Tiermedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München forscht schwer­punk­mä­ßig zum Thema Infektionskrankheiten bei Hund und Katze. Ihre Antwort: “Erreger von typi­schen mensch­li­chen Erkältungskrankheiten mit Husten und Schnupfen oder Grippe kön­nen Hunden und Katzen in aller Regel nichts anhaben!”

Wie die Hochschullehrerin erklärt, gebe es zwar bei Hunden den so genann­ten Zwingerhusten und bei Katzen den Katzenschnupfen, die­se Infektionen wür­den aber aus­schließ­lich inner­halb der eige­nen Tierart statt­fin­den, eine Übertragung von Mensch zu Tier sei extrem sel­ten. Lediglich bei ganz weni­gen Erregern, wie bei­spiels­wei­se dem der Vogelgrippe, kön­ne die Wissenschaft eine Übertragung nicht kate­go­risch ausschließen.

Prof. Hartmann räumt noch mit einem ande­ren, weit ver­brei­te­ten Vorurteil auf: “Hunde und Katzen kön­nen sich auch nicht erkäl­ten”, sagt sie. Würde bei­spiels­wei­se der Labrador nach einem win­ter­li­chen Spaziergang inklu­si­ve Bad im Bach zu hus­ten begin­nen, hät­te er sich nicht erkäl­tet, so wie wir es ver­ste­hen. “Wenn es sich tat­säch­lich um eine Infektion han­delt, stammt sie in aller Regel von einem ande­ren, infi­zier­ten Hund. Nasses Fell und kal­te Temperaturen haben damit nichts zu tun.”

Damit die vier­bei­ni­gen Hausgenossen Zwingerhusten und Katzenschnupfen heil über­ste­hen kön­nen, gebe es nur eines: die recht­zei­ti­ge Impfung. “Gegen die aus­lö­sen­den cani­nen Parainfluenzaviren oder Herpes- bezie­hungs­wei­se Caliciviren exis­tiert nach wie vor kein sicher wirk­sa­mes Therapeutikum”, erklärt sie, “da hilft nur Vorbeugen.” Die an Zwingerhusten und Katzenschnupfen meist eben­falls betei­lig­ten Bakterien lie­ßen sich dage­gen gut mit Antibiotika bekämpfen.

Beim Verdacht auf Zwingerhusten oder Katzschnupfen soll­te sofort der Tierarzt kon­sul­tiert wer­den, der zumin­dest die Symptome lin­dern kann. Zwingerhusten und Katzenschnupfen hei­len erfah­rungs­ge­mäß meist in sie­ben bis 14 Tagen von selbst wie­der ab, aber gera­de bei jun­gen und geschwäch­ten Tieren kann es zu Komplikationen und blei­ben­den Schäden oder gar zu Todesfällen kommen.