Leishmaniosegefahr in Südeuropa nicht unterschätzen

Bad Oldesloe. An unse­re eige­nen Reiseimpfungen den­ken wir meist. Doch was ist mit dem Impfschutz für den Hund? Hat man hier an alles gedacht? Wer als Urlaubsziel die Mittelmeerregion ins Auge fasst, soll­te über eine Leishmaniose-Impfung nach­den­ken. Insbesondere Spanien, Griechenland, Türkei, Portugal, Südfrankreich, Italien, ein­schließ­lich Norditalien, die Balearen und Gebiete des ehe­ma­li­gen Jugoslawiens sind betrof­fen. Dr. Stephan Kiessling, Tierarzt bei Virbac Tierarzneimittel, klärt über Leishmaniose, sei­ne Erreger und Prophylaxemaßnahmen auf.

SandmueckeDer Überträger
Die Sandmücke über­trägt die Leishmanien auf den Hund. Ihren Namen ver­dankt sie aber ihrer Farbe und nicht ihrem Faible für den Sand. Im Gegenteil. Direkt am Strand ist sie nicht zu fin­den, da sie bei Wind nicht flie­gen kann. Sie sticht viel­mehr im küs­ten­na­hen Bereich und im Hinterland zu. Diese Gefahr für ihren Hund ist vie­len Urlauber gar nicht bewusst.

Der Erreger
Leishmanien sind Parasiten, die bestimm­te Immunzellen infi­zie­ren und dann durch die fehl­ge­lei­te­te Immunantwort die Organe des Hundes angrei­fen. Die Symptome sind viel­fäl­tig: Meist kommt es zu einer Vergrößerung der Lymphknoten, Hautveränderungen, Augenveränderungen, hel­len Schleimhäuten, Milzvergrößerung, Fieber, Nasenbluten, Krallenerkrankungen, Appetitlosigkeit, Lähmungen, Gewichtsverlust, Veränderungen des Blutbildes und Erkrankungen der inne­ren Organe. In den meis­ten Fällen sind die Nieren betroffen.

Aufgrund der Vielzahl der Symptome kann Leishmaniose nur durch ein Ausschlussverfahren ande­rer Erkrankungen fest­ge­stellt wer­den. Wichtig ist, sofort mit der Diagnosestellung eine Therapie zu begin­nen. Denn nach dem Ausbruch der Krankheit ist sie nicht mehr heil­bar und führt frü­her oder spä­ter zum Tod. Die kos­ten­in­ten­si­ve Therapie muss ein Leben lang auf­recht­erhal­ten wer­den. Die Gefahr der Leishmaniose ist in ganz Südeuropa all­ge­gen­wär­tig. Untersuchungen haben gezeigt, dass dort über 2,5 Millionen Hunde infi­ziert sind. Vor der Urlaubsreise in die­se Regionen wird Tierhaltern daher gera­ten, recht­zei­tig ihren Tierarzt auf­zu­su­chen und sich über Vorsorgemaßnahmen umfas­send bera­ten zu lassen.

Prophylaxe
Das Mittel der ers­ten Wahl ist die Prophylaxe durch ein Halsband oder Tropfen, soge­nann­te Spot-On-Präparate gegen die Sandmücken. Es soll­te sich dabei um ein Repellent han­deln, dass die Sandmücke abstößt, so dass es gar nicht zum Stich kommt. Doch die Erfahrung zeigt: Dieser Schutz hat Lücken, wenn zum Beispiel das Repellent-Halsband ver­lo­ren oder die Wirkung des Spot-Ons bei einem Badetag ein­fach abge­wa­schen wird. Außerdem rich­ten sich die Maßnahmen nur gegen den Überträger. Ein direk­ter Schutz vor dem Erreger ist nur durch eine Impfung möglich.

Die Impfung gegen Leishmaniose
Über 20 Jahre wur­de geforscht, um den ers­ten Impfstoff gegen Leishmaniose zu ent­wi­ckeln. Für die Herstellung des Impfstoffes wur­de ein kom­plett neu­es Verfahren ent­wi­ckelt, da Leishmanien nicht mit Bakterien und Viren ver­gleich­bar sind. Es gelang, künst­lich Leishmanien zu züch­ten und nur ihre Proteine für den Impfstoff ein­zu­set­zen. Das heißt, es wer­den kei­ne Krankheitserreger zur Impfung ver­wen­det, son­dern ledig­lich Proteine, die eine zel­lu­lä­re Immunantwort gegen den Parasiten erzeu­gen. Hunde kom­men somit bei der Impfung mit dem Erreger gar nicht in Kontakt und kön­nen auch bei einem schlech­ten Immunsystem nicht erkran­ken. Der Impfstoff ist auf­grund sei­ner Zusammensetzung sehr gut verträglich.

Dr. Stephan Kiessling erklärt den Vorteil des Impfstoffes: „Mit der Impfung ist jetzt ein völ­lig neu­er Weg zum Schutz vor Leishmaniose beschrit­ten wor­den, da die Wirkung direkt auf die Erreger und nicht nur auf den Überträger zielt. Durch den Kontakt mit den Proteinen aus dem Impfstoff wird der Lebenszyklus der Leishmanien unterbrochen.“

Impfschema
Drei Impfungen im Abstand von je drei Wochen bie­ten zehn Wochen nach der ers­ten Injektion den vol­len Schutz für den Hund, der einen Jahr anhält. Ist das Tier öfter in Leishmaniose-Gebieten, muss jedes Jahr eine Auffrischungsimpfung erfol­gen. Hunde kön­nen ab einem Alter von sechs Monaten geimpft wer­den. Es dür­fen nur gesun­de Hunde geimpft wer­den. Sind die Tiere vor der Impfung bereits in Leishmaniose-Gebieten gewe­sen, soll­te ein Schnelltest zur Abklärung einer Infektion vor der Impfung durch­ge­führt werden.

Weitere Tipps
Zur wei­te­ren Minimierung der Infektionsgefahr soll­ten Hunde zur Dämmerungszeit mor­gens und abends bes­ser im Haus bleiben.