Bremen. Bessere Körperkontrolle, mehr Kommunikation, Selbstständigkeit und Selbstvertrauen: Kinder mit schwe­ren Behinderungen pro­fi­tie­ren viel­fäl­tig von tier­ge­stütz­ten Interventionen. Eine spa­ni­sche Pilotstudie stützt den Gedanken, Tiere gene­rell in die Behandlung bezie­hungs­wei­se das sozia­le Lernen einzubinden.

Hunde stärken Kinder mit Behinderungen (© iStock_mgstudyo)Hunde schen­ken Glück, för­dern Bewegung und Empathie, moti­vie­ren und hel­fen, sozia­le und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fähigkeiten zu unter­stüt­zen und aus­zu­bau­en. Das haben bereits vie­le wis­sen­schaft­li­che Untersuchungen gezeigt. Gerade Menschen mit beson­de­ren Bedürfnissen pro­fi­tie­ren davon, zum Beispiel autis­ti­sche oder hyper­ak­ti­ve Kinder, Senioren sowie Patienten mit Demenz, Krebs oder chro­ni­schen Schmerzen. Eine Pilotstudie in Spanien hat dies auch für Kinder mit schwe­ren und teils mehr­fa­chen Behinderungen unter­sucht – mit aus­sichts­rei­chen Ergebnissen.

Üben und spie­len mit Co-Therapeut Hund
Wissenschaftler der König-Juan-Carlos-Universität in Madrid und wei­te­ren Forschungseinrichtungen beglei­te­ten dafür den Einsatz von Therapiehunden im Rahmen des Programms „One dog, one hap­py child“. Ohne in die zwei­wö­chent­lich statt­fin­den­den 45-minü­ti­gen Sitzungen ein­zu­grei­fen, beob­ach­te­ten jeweils zwei Spezialisten für Psychologie, Kognition und Logopädie den Fortschritt der teil­neh­men­den Kinder.

Dabei han­del­te es sich um vier Mädchen und zehn Jungen zwi­schen drei und zwölf Jahren mit ver­schie­de­nen geis­ti­gen und kör­per­li­chen Behinderungen. Sie wur­den in drei Untergruppen geteilt, um mög­lichst Kinder mit ähn­li­chen Fähigkeiten oder Schwierigkeiten zusam­men­zu­brin­gen. Die Trainingseinheiten mit Hund umfass­ten dabei geziel­te Übungen sowie einen Spielanteil.

Gezielt wur­den vier Faktoren unter­sucht: Die Körperkontrolle, Kommunikation, Selbstständigkeit sowie Koordination zwi­schen Sehen und Bewegung wur­den anhand einer Skala von 1 bis 5 ein­ge­stuft – von „das erwünsch­te Verhalten wird nie gezeigt“ bis „das erwünsch­te Verhalten tritt immer auf“.

Aussicht auf mehr Lebensqualität
Bei allen vier Faktoren zeig­te sich Erfolg. Die Kinder konn­ten ihre Körperhaltung bes­ser kon­trol­lie­ren. Sie lern­ten zum Beispiel, anflie­gen­de Bälle zu erken­nen und zu fan­gen. Sie konn­ten – teils sogar spon­tan – Wahrnehmungen und Gefühle mit Lauten oder auch Worten bes­ser aus­drü­cken. Und sie gewan­nen gene­rell mehr Selbstständigkeit, gin­gen Dinge ohne Hilfe von außen an und das mit mehr Selbstvertrauen.

Zwar lässt sich dies nicht ver­all­ge­mei­nern: Die Teilnehmerzahl der Studie mit 14 war gering. Es gab kei­ne Kontrollgruppe, sodass zum Beispiel etwa­ige Gruppeneffekte außer Acht blie­ben. Zudem muss­te das Programm wegen der Corona-Pandemie nach zwölf Terminen vor­zei­tig been­det wer­den. Die Hinweise auf posi­ti­ve Effekte aus die­ser Studie wären somit noch durch grö­ßer ange­leg­te Analysen auf Basis stan­dar­di­sier­ter Messungen zu stützen.

Dennoch: Selbst wenn Therapiehunde nur zu klei­ne­ren Fortschritten ver­hel­fen kön­nen als in die­ser Pilotstudie, wür­den sie das Leben der betrof­fe­nen Kinder und ihrer Familien bereits ungleich leich­ter machen.