Ursprünge über Jahrhunderte bis zum Wolf zurückverfolgt
animal. Ein internationales Forscherteam ist einer ansteckenden Form von Krebs bei Hunden auf die Spur gekommen. Die Tumorzellen beim sogenannten Canine Transmissible Venereal Tumor (CTVT), auch als Sticker-Sarkom oder Sticker-Tumor bekannt, stammen nicht von den eigenen Körperzellen der erkrankten Tiere ab, sondern von einem Wolf oder einer eng artverwandten alten Hunderasse, der vor mindestens 200 Jahren lebte. Krebsgewebe aus diesem Tier wurde seither wie ein Parasit von Opfer zu Opfer – durch geschlechtlichen Kontakt vom Rüden auf die Hündin und von der Hündin auf den Rüden – übertragen und hat sich so über die ganze Welt verbreitet. Er kann sich aber auch durch Lecken, Beißen und Beschnüffeln der vom Tumor befallenen Stellen ausbreiten. Beim Sticker-Sarkom bilden sich an den Geschlechtsorganen der Hunde Tumoren. Befallen sind vor allen streunende Hunde, männliche und weibliche Tier gleichermaßen.
Bisher waren nur Krebsarten bekannt, deren Tumorzellen sich aus körpereigenem Gewebe bilden. Zwar weiß man, dass manche Krebsarten durch übertragbare Viren ausgelöst werden können. Einen Ansteckungsweg über Viren beim Sticker-Sarkom zweifeln Forscher schon länger an.
Mithilfe von Genanalysen verglichen Dr. Robin Weiss und Claudio Murgia vom University College in London und Kollegen das Erbmaterial des Krebsgewebes von 40 erkrankten, nicht miteinander verwandten Hunden und fanden heraus, dass dieses genetisch identisch war. Die Krebszellen stammten ursprünglich von einem einzigen Tier, ergaben weitere Untersuchungen. Im übertragenen Sinne hat also ein Stück dieses „Vorfahren“ die Jahrhunderte überdauert. Die Krebszellen hätten eine Strategie entwickelt, das Immunsystem der Hunde zu überlisten, andernfalls würde das fremde Gewebe sofort abgestoßen werden, sagen die Forscher. Ihrer Ansicht nach beschreiben die neuen Erkenntnisse nicht nur ein kurioses Phänomen in der Natur. Die besonderen Eigenschaften der Krebszellen des Sticker-Sarkoms können vielmehr auch Einblicke in die Immunreaktion des Körpers auf Tumorzellen liefern.
Behandlung: In einigen Fällen kommt es zu einer Abheilung (spontanen Remission) ohne Behandlung. Der Tumor spricht gut auf eine Chemotherapie an. Wenn der Tumor günstig sitzt, kann auch eine Bestrahlungstherapie vorgenommen werden.
Quelle: Claudio Murgia, Jonathan K. Pritchard, Su Yeon Kim, Ariberto Fassati, Robin A. Weiss: Clonal Origin and Evolution of a Transmissible Cancer. In: Cell, Bd. 126, Nr. 3, S. 477, 10. August 2006
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