VIER PFOTEN-Expertenrat für Heimtierhalter:
Schmerz als Warnsignal des Körpers

Hamburg. Heimtiere ver­spü­ren Schmerzen wie Menschen. Doch für Heimtierhalter ist es oft schwer zu erken­nen, ob ihr Tier unter Schmerzen lei­det, ins­be­son­de­re wenn kei­ne erkenn­ba­ren Ursachen vor­lie­gen. VIER PFOTEN Heimtierexpertin Sarah Ross erklärt, wel­che Schmerzen Heimtiere emp­fin­den kön­nen und wie den Tieren gehol­fen wer­den kann.

„Jeder ver­ant­wor­tungs­vol­le Heimtierhalter soll­te die Schmerzen sei­nes Tieres ernst neh­men und sicher­stel­len, dass sein Tier kein unnö­ti­ges Leid erfährt. Wenn ein Heimtierhalter Verhaltens-Veränderungen bei sei­nem Tier sieht, soll­te er umge­hend den Tierarzt auf­su­chen. Von Selbstdiagnosen der Schmerzursache und Behandlungen ohne tier­ärzt­li­che Beratung ist drin­gend abzu­ra­ten“, so die Expertin Sarah Ross.

Probleme der Schmerzerkennung
Tiere haben einen natür­li­chen Schutzmechanismus. Deshalb zei­gen sie oft ihre Schmerzen nicht, da ande­re Tiere sie als schwach wahr­neh­men könn­ten. Das gilt vor allem für Beutetiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel. Gehandicapte oder kran­ke Tiere sind in der Natur leich­te Beute für ande­re Tiere. Aus die­sem Grund ach­ten Beutetiere oft dar­auf, dass sie äußer­lich gesund erschei­nen, obwohl sie Schmerzen haben.

Warnsignale des Körpers beachten
Tiere verspüren Schmerzen wie Menschen„Wenn Tiere ihr Bewegungsmuster ändern, könn­te dies ein Hinweis dar­auf sein, dass das Tier unter Schmerzen lei­det. In die­ser Situation ist sofor­ti­ges Handeln des Tierhalters not­wen­dig, um dem Tier unnö­ti­ges Leid zu erspa­ren – Hier kann nur der Besuch beim Tierarzt Gewissheit brin­gen“, erläu­tert Sarah Ross. Die Verletzungsgefahren für Heimtiere sind viel­fäl­tig. Verändertes Verhalten der Tiere kann von Quetschungen, Prellungen, Knochenbrüchen oder auch ent­zün­de­ten Schnittwunden her­rüh­ren. Auch Hitze und extre­me Kälte kön­nen bei Tieren Schmerzen ver­ur­sa­chen. Deshalb soll­te der Tierhalter beson­ders auf­merk­sam sein, wenn sein Tier extre­men Wetterbedingungen aus­ge­setzt ist. Bei Erfrierungen und Verbrennungen soll­te immer der Tierarzt kon­sul­tiert werden.

Äußerlich nicht sicht­ba­re Erkrankungen der inne­ren Organe sind bei Heimtieren schwie­ri­ger zu dia­gnos­ti­zie­ren. Symptome, die für eine inne­re Erkrankung spre­chen, sind sehr viel­fäl­tig. Zu den Symptomen gehö­ren zum Beispiel Lahmheit und Apathie, Futterverweigerung, ein gekrümm­ter Rücken oder Erbrechen. Jede Veränderung vom „Normalen“ kann ein Anzeichen auf eine Erkrankung und Schmerz sein.

Auch Tiere kön­nen psy­chisch erkranken
Tierischer Schmerz kann auch durch psy­cho­lo­gi­sche Ursachen her­vor­ge­ru­fen, ver­stärkt oder ver­län­gert wer­den. Deshalb soll­te eben­falls bei der Diagnose des Schmerzauslösers die psy­chi­sche Verfassung beim Heimtier berück­sich­tigt wer­den. Auslöser für eine psy­chi­sche Erkrankung bei Hunden könn­ten Trauer, Vernachlässigung, Eifersucht auf ande­re Heimtiere und Stress sein. Bemerkbar macht sich eine psy­chi­sche Erkrankung durch eine Wesensveränderung, wie Zurückgezogenheit, Futterverweigerung oder Apathie. Psychische Krankheiten kön­nen auch Auslöser oder eine Begleiterscheinung von einer phy­si­schen Erkrankung sein.

Unnötiges Leid beenden
Jegliches Herauszögern des Einschläferns des Tieres, wenn dies vom Tierarzt emp­foh­len wird, ist Tierqual. Tierschutzgesetze in eini­gen Ländern schrei­ben bereits vor, dass Tieren unnö­ti­ger Schmerz zu erspa­ren ist.

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz