Impulse zur Trauerbewältigung von VIER PFOTEN

Hamburg. Ein gelieb­tes Heimtier zu ver­lie­ren, ist für die meis­ten Menschen sehr schmerz­haft. Wie gehen wir damit um, wenn wir unse­re tie­ri­schen Gefährten gehen las­sen müs­sen, die uns viel­leicht über Jahre beglei­tet haben, uns zur Seite stan­den und uns bedin­gungs­los geliebt haben? Im Trauermonat November möch­te VIER PFOTEN eini­ge Gedanken zum Tod unse­rer Tiere teilen.

„Trauerarbeit ist beim Tod von Tieren genau­so wich­tig wie beim Tod von Menschen. Er kann eine rie­si­ge Lücke hin­ter­las­sen: Plötzlich ist das Tier, das einen freu­dig begrüßt, auf Spaziergängen beglei­tet hat, zum Lachen brach­te, sich enthu­si­as­tisch übers Futter freu­te und mit dem man kuscheln konn­te, nicht mehr da. Vielleicht lauscht man noch lan­ge auf das ver­trau­te Getrappel sei­ner Pfoten, wirft immer wie­der einen Blick auf das Hunde- oder Katzenbett, den Stall oder das Gehege des Tiers und wünscht sich, dass es noch da wäre. Der Trauer ent­spre­chen­den Raum zu geben, ist der ers­te Schritt zur Bewältigung die­ser schwe­ren Zeit“, sagt Judith Förster, Diplom-Biologin und Heimtierexpertin bei VIER PFOTEN.

Von der Verleugnung des Geschehenen über Wut und Schuldgefühle bis hin zur psy­chi­schen Krise und schließ­lich zur Akzeptanz – wie auch bei Verlust von gelieb­ten Menschen kön­nen die Phasen der Trauer bei jedem Menschen anders ver­lau­fen und unter­schied­lich lan­ge dauern.

Ein Tier gehen lassen
Manche Halter muss­ten die schmerz­haf­te Entscheidung tref­fen, ihr Heimtier ein­schlä­fern zu las­sen und kämp­fen viel­leicht mit Schuldgefühlen. „In den meis­ten Fällen ist es aber eine Erlösung für das Tier, das vor­her viel­leicht sehr gelit­ten hat. Wenn ein Leben ohne Schmerzen und ohne Würde nicht mehr mög­lich ist, dann ist es die rich­ti­ge Entscheidung, das Leiden des Tiers zu been­den“, erklärt Förster.

Den einen ‚rich­ti­gen Zeitpunkt’ dafür gibt es nicht. Grundsätzlich besagt das deut­sche Tierschutzgesetz, dass Tiere nur mit einem ver­nünf­ti­gen Grund ein­ge­schlä­fert wer­den dür­fen. Es emp­fiehlt sich hier­bei auf den Rat des Veterinärs zu hören.

Dies kann der Fall sein, wenn alle Behandlungsmöglichkeiten aus­ge­schöpft wur­den, wenn die Prognose schlecht ist und wenn Behandlungen das kör­per­li­che oder geis­ti­ge Leiden des Tieres nur ver­län­gern wür­den. In ande­ren Situationen wer­den Tierärzte die Entscheidung dem Halter über­las­sen, je nach­dem, wie sehr sich die Lebensqualität des Tieres ver­schlech­tert hat.

Das kann unter ande­rem der Fall sein, wenn das Tier:

  • nicht mehr frisst und trinkt bezie­hungs­wei­se „zwangs­er­nährt“ wer­den muss,
  • offen­sicht­lich auf­grund ver­schie­de­ner Krankheiten oder Gebrechen kei­ne Lebensfreude mehr hat bezie­hungs­wei­se depres­siv wird,
  • unter chro­ni­schen Schmerzen lei­det, die nicht mit Medikamenten gelin­dert wer­den können,
  • häu­fig erbricht und Durchfall hat, was zu erheb­li­chem Gewichtsverlust und Dehydrierung führt,
  • nicht mehr selb­stän­dig ste­hen kann,
  • sich nicht mehr nor­mal bewe­gen kann und Hilfe benötigt,
  • auf­grund von Schmerzen aggres­siv gewor­den ist und nun eine Gefahr für ande­re Tiere oder für Menschen darstellt,
  • nicht nor­mal Urin und Kot aus­schei­den kann.

Wenn man sich dafür ent­schie­den hat, das Tier gehen zu las­sen, spürt man viel­leicht auch Erleichterung, die wie­der­um mit Schuldgefühlen ein­her­geht. Die Expertin sagt: „Erleichterung ist eine völ­lig nor­ma­le Reaktion. Vielleicht brauch­te der Hund oder die Katze gegen Ende viel Pflege und Aufmerksamkeit. Vielleicht muss­te man sie lan­ge Zeit pfle­gen und lei­den sehen. Das ist emo­tio­nal extrem for­dernd, daher sind Gefühle der Erleichterung durch­aus ver­ständ­lich. Niemand soll­te sich dafür schämen.“

Ein neu­es Heimtier?
VIER PFOTEN emp­fiehlt, sich in jedem Fall Zeit zu neh­men. „Eine über­eil­te Entscheidung wäre dem neu­en Heimtier gegen­über unfair, wenn es viel­leicht nur Ersatz für das ver­stor­be­ne ist. Jedes Tier ist ein Individuum mit einer ganz eige­nen Persönlichkeit, und in die­sem Sinne kann kein Heimtier jemals ein Ersatz für ein ande­res sein“, ist sich die Diplom-Biologin sicher.

Es kann natür­lich sein, dass ein zurück­ge­las­se­nes Haustier unbe­dingt die Gesellschaft eines ande­ren Tiers der glei­chen Art braucht, wie es bei­spiels­wei­se bei Meerschweinchen oder Kaninchen der Fall ist. „Man soll­te hier selbst­ver­ständ­lich einen Gefährten aus­su­chen, der gut zum zurück­ge­las­se­nen Heimtier passt. Unsere Empfehlung ist, zuerst im Tierheim zu schau­en, wo vie­le Tiere auf eine Adoption war­ten“, emp­fiehlt Judith Förster.

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz