Fünf Geheimwaffen, mit der jeder Rudelführer ein Gleichgewicht erschaf­fen kann

1. Arbeiten Sie mit der Natur, nicht gegen sie
Cesar Millan - Rudel liegendTiere sind ein Teil der Natur. Um erfolg­reich zu über­le­ben, müs­sen sie die Gesetze der Natur befol­gen. Wir Menschen haben die­se Gesetze ver­ges­sen, weil wir sie ohne nega­ti­ve Folgen bre­chen kön­nen und in einem moder­nen Industriezeitalter leben, in dem man leicht den Draht zur Natur ver­liert. Aber auch wir müs­sen uns an gewis­se Regeln der Natur hal­ten. Als Art gehen Hunde mit der Natur auf bestimm­te Weise um, weil sie die Rudelmentalität der Wölfe geerbt haben. Ihre Bedürfnisse krei­sen um die Bedürfnisse des Rudels und das Rudel folgt nur einem ruhi­gen, aus­ge­gli­che­nen Anführer.

Wenn Rudelmitglieder insta­bil wer­den, brin­gen die ande­ren sie schnell wie­der auf Spur, sonst wer­den sie getö­tet oder aus­ge­sto­ßen. Deshalb ist neben der Erfüllung sei­ner kör­per­li­chen Bedürfnisse eine sta­bi­le Führung so wich­tig für einen Hund. Das Bedürfnis nach einem Anführer ist beim Hund auf einer pri­mi­ti­ven, instink­ti­ven Ebene gene­tisch pro­gram­miert. Wenn Arten oder Tiere durch Domestizierung von der Natur getrennt wer­den, ist es wich­tig, dass ihre kör­per­li­chen und men­ta­len Bedürfnisse erfüllt wer­den. Hunde müs­sen ihre Verbindung zur Natur auf­recht­erhal­ten und wir kön­nen ihnen dabei hel­fen. Das Wunderbare dar­an ist, dass auch wir durch unse­re Hunde einen Zugang zu unse­ren Instinkten fin­den, die wir aus den Augen ver­lo­ren haben. Wenn Sie die Verbindung zur Natur wie­der auf­bau­en, hilft das dem Gleichgewicht in Ihrem Rudel, weil Sie und Ihr Hund von­ein­an­der lernen.

2. Hunde lügen nicht
Die Energie eines Hundes ist immer voll­kom­men ehr­lich. Durch rei­nes Beobachten eines Hundes bekom­men wir oft­mals ein gutes Gefühl dafür, wie sich bestimm­te Situationen tat­säch­lich dar­stel­len. Wir Menschen besit­zen eine gro­ße Gabe, Geschichten zu erzäh­len, und des­halb machen wir uns manch­mal etwas vor. Ich glau­be nicht, dass sich Hundebesitzer bewusst unehr­lich über ihre Gefühle äußern oder dar­über, was sie als Problem wahr­neh­men. Sie mei­nen es meist nicht böse, son­dern wol­len sich nur schüt­zen. Wenn Menschen die Wahrheit über die Vorgänge in ihrem Innern nicht akzep­tie­ren, ist es jedoch schwie­ri­ger, ihren Hunden zu hel­fen. Die ver­zwick­tes­ten Fälle sind die, in denen der Mensch die Situation leug­net und eine kom­pli­zier­te Erklärung für das Fehlverhalten des Hundes fin­det. Wenn die Menschen in mei­ner Fernsehserie Hundeflüsterer auf­hör­ten zu leug­nen, ende­te das in den meis­ten Fällen mit Tränen, Erleichterung und einem geheil­ten Hund.

3. Leben Sie in der Gegenwart
Cesar Millan - Rudel InlineskatesAnders als Tiere ver­lie­ren sich Menschen häu­fig in Tagträumen. Weil wir Menschen uns manch­mal zu stark auf die Vergangenheit kon­zen­trie­ren, durch­le­ben wir trau­ma­ti­sche Erlebnisse von Hunden noch ein­mal und über­schüt­ten sie mit Mitgefühl und Zuneigung, die in ihren Augen unver­dient sind. Hunde hegen kei­nen Groll gegen Vergangenes und sin­nen auch nicht dar­über nach. Selbst wenn sich zwei Hunde nicht ver­tra­gen und stän­dig auf­ein­an­der los­ge­hen, löst die Erinnerung an einen ver­gan­ge­nen Vorfall kei­nen neu­en Kampf aus. Nach dem Kampf sind sie nicht böse auf­ein­an­der und hegen kei­ne Rachepläne. Beim Menschen dage­gen kann eine ein­zi­ge Beleidigung zu jah­re­lan­ger Feindschaft und Groll füh­ren. Die zwang­haf­te Beschäftigung mit Vergangenheit oder Zukunft kann zu vie­len nega­ti­ven Emotionen füh­ren: Groll, Kummer, Sorge, Furcht oder Neid. Loszulassen, was vor­bei ist und was wir nicht mehr kon­trol­lie­ren kön­nen, ist der Weg zu unse­rer Erfüllung im Hier und Jetzt. Das ist eine der wich­tigs­ten Lektionen, die wir von Hunden ler­nen können.

4. Seien Sie sich Ihrer Energie bewusst
Menschen und Tiere stel­len sich über ihre Energie nach außen dar, was sich in Körpersprache, Gesichtsausdruck und Blickkontakt zeigt. Bei Menschen spielt die Energie in der Kommunikation aller­dings eine unter­ge­ord­ne­te Rolle, wäh­rend Hunde haupt­säch­lich über sie kom­mu­ni­zie­ren. Ein Hund kann sei­ne Dominanz über einen ande­ren gel­tend machen, indem er sich die­sem ruhig und ent­schlos­sen nähert und sei­nen Platz bean­sprucht. Menschen dage­gen ver­las­sen sich auf gespro­che­ne oder geschrie­be­ne Worte.

Viele Hundebesitzer wis­sen oft gar nicht, dass sie ner­vö­se oder schwa­che Energie aus­strah­len. Sie haben kei­nen Zugang zu ihrer eige­nen Energie und kön­nen sich des­halb auch nicht vor­stel­len, war­um ihr Hund so auf sie reagiert. Da Hunde jedoch haupt­säch­lich über Energie kom­mu­ni­zie­ren, kön­nen sie Menschen sofort ein­schät­zen. Um als Rudelführer erfolg­reich zu sein, müs­sen Sie auf Ihre Energie ach­ten und ler­nen, sie zu kon­trol­lie­ren: Stehen Sie gera­de, mit erho­be­nem Kopf, bei­de Füße fest auf dem Boden, die Schultern zurück und die Brust her­aus­ge­drückt. Es ist wich­tig, beim Umgang mit dem Hund kei­ne insta­bi­le Energie aus­zu­strah­len. Wenn Sie das tun, sen­den Sie die Botschaft aus, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht ahnen Sie gar nicht, wel­che Botschaften Sie Ihrem Hund ver­mit­teln. Deshalb ist es wich­tig, sich der eige­nen Energie bewusst zu wer­den und sie zu kon­trol­lie­ren. Erst wenn Sie sich selbst unter Kontrolle haben, wird Ihnen das auch mit Ihrem Hund gelingen.

5. Sie müs­sen der Rudelführer sein
Cesar Millan - Rudel BallspielEigentlich geht es immer nur um eins: Seien Sie der Rudelführer. Ein Großteil der Probleme, die ich bei Hundebesitzern und ihren Hunden sehe, lässt sich auf feh­len­de Führungsqualitäten des Menschen zurück­füh­ren. Hunde sind Rudeltiere mit einem Anführer und Untergebenen. In der Wildnis sind die meis­ten Hunde Untergebene, aber wenn ein Hund kei­nen Anführer hat, wird er ver­su­chen, die Kontrolle zu über­neh­men. In einem Menschenhaushalt kann das dazu füh­ren, dass der Vierbeiner alle mög­li­chen uner­wünsch­ten Verhaltensweisen zeigt. Fehlt ein star­ker Anführer, gerät der Hund aus dem Gleichgewicht und tut, was er für nötig hält, um sei­ne Bedürfnisse zu erfül­len. Stellen Sie sich vor, Sie wer­den von zu Hause abge­holt und ins Weiße Haus gebracht. Ein CIA-Agent sagt zu Ihnen: «Jetzt sind Sie der Präsident. Viel Glück», und geht dann ohne wei­te­re Anweisungen. Nur sehr weni­ge wür­den nicht schon in den ers­ten Tagen alles falsch machen. Ein Hund ohne star­ken Anführer befin­det sich in der­sel­ben Situation.

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Fotos: © Cesar Millan/NATIONAL GEOGRAPHIC