Bonn. Hunde sind nicht nur vir­tuo­se Rauschgift-Schnüffler. Sie kön­nen Drogenabhängigen auch den Entzug erleich­tern. Diesen Schluss legt eine Studie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld nahe.Studie: Hunde hel­fen beim Entzug

Flanieren mit Lotta: Die Golden-Retriever-Hündin leistet ihren Beitrag zum Drogenentzug in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Evengelischen Klinikums Bethel (Foto: © Bodelschwinghsche Stiftung Bethel)Das Forscherteam um die Gesundheitsmanagerin Sabine Urban, die Psychologen Lorenz B. Dehn und Thomas Beblo, den Mediziner Martin Diessen und den psych­ia­tri­schen Fachkrankenpfleger Björn Zillmer woll­te wis­sen, ob sub­stanz­ab­hän­gi­ge Menschen im sta­tio­nä­ren Drogenentzug von einer tier­ge­stütz­ten Einzeltherapie pro­fi­tie­ren kön­nen. Zwölf weib­li­che und 14 männ­li­che opi­at­ab­hän­gi­ge Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren wirk­ten bei der Studie frei­wil­lig mit, alle­samt Patienten einer geschlos­sen geführ­ten Drogenentzugsstation mit einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Behandlungsangebot. Die Forscher teil­ten die Probanden nach einem stan­dar­di­sier­ten Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf.

In der ers­ten Woche ging jeder ein­zel­ne Proband der Gruppe A an drei Terminen mit der Therapiebegleithündin Lotta und ihrem Besitzer, einem psych­ia­tri­schen Fachkrankenpfleger, spa­zie­ren. Während die­ser 30 Minuten durf­te der Patient das Tier auf Wunsch an der Leine füh­ren, strei­cheln und mit ihm spie­len. Auch die Probanden der Gruppe B gin­gen in die­sem Zeitraum an drei Terminen 30 Minuten spa­zie­ren, aller­dings ohne den Hund. In der zwei­ten Woche tausch­ten die bei­den Gruppen die Rollen. Nun ging jeder ein­zel­ne Proband der Gruppe B drei Mal mit Lotta und ihrem Besitzer Gassi, wohin­ge­gen die Probanden der Gruppe A in die­ser Woche bei ihren drei Spaziergängen auf den Hund ver­zich­ten mussten.

Vor und nach allen Spaziergängen unter­such­ten die Wissenschaftler den Suchtdruck, die Stimmung sowie die grund­sätz­li­che Befindlichkeit der Patienten mit­hil­fe von Fragebögen. Die Forscher ver­gli­chen anschlie­ßend die Werte der bei­den Gruppen. Die Ergebnisse spre­chen eine kla­re Sprache: Die Spaziergänge mit dem Hund konn­ten zugleich den Suchtdruck der Patienten min­dern und ihre Grundstimmung aufhellen.

In der Fachzeitschrift „Sucht“ des Hogrefe-Verlags, in der die Studie ver­öf­fent­licht wur­de, schreibt das Forscherteam daher von „zumin­dest kurz­fris­tig för­der­li­chen Effekten auf Patienten im sta­tio­nä­ren Drogenentzug“, wel­che hun­de­ge­stütz­te Therapiemaßnahmen bewir­ken könn­ten. Sie sehen jedoch auch wei­te­ren Forschungsbedarf zur Wirkung tier­ge­stütz­ter Interventionen in der Suchttherapie.

Quelle: Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft