Eine Geschichte zum Trost

Darauf hinzuweisen, war unnötig. Mato hatte Franziskus auf Anhieb gut leiden können. Kein Wunder, da der doch so lieb zu Tieren war. Hund schloss die Augen und wartete. Jede Sekunde erschien ihm unendlich lang. So, wie er sich eben eine Sekunde des Ewigdings vorstellte. Doch da flüsterte ihm auch schon sein Begleiter die Zauberworte ins Ohr: „Das Eingangstor zum Hundehimmel!“ Aufgeregt und vor Neugierde fast zitternd riskierte Mato einen schüchternen Blick. Riss die Augen auf. Oh, so etwas Schönes und Verlockendes war ihm doch noch nie begegnet. Da stand, oh Wunder, mitten in der Unendlichkeit des Weltenraumes ein riesiges, halbrundes grünes Tor. Grün wie sattes Gras war es. Wie das Gras auf der Wiese in seinem ehemaligen Revier. Dunkel kam die Erinnerung daran zurück… Und in dem Moment auch an sein geliebtes Frauchen. Was sie jetzt wohl machte? Ob sie seinetwegen, weil er sie verlassen hatte, noch weinte? Schnell verdrängte er diesen Gedanken. Sonst wäre er wohlmöglich auch selbst noch traurig geworden. Und dafür ist der Hundehimmel wahrlich nicht der richtige Ort.

Er schnupperte. Woran erinnerte ihn bloß dieser äußerst angenehme Geruch, der ihm da in die Nase stieg? Würden hier etwa auch Leckerchen spendiert? Das müsste doch raus zu kriegen sein. Es wartete eine Wahnsinnsüberraschung auf ihn. Irre, das roch ja wie Royal canin, Eukanuba, Pedigree pal und Chappi zusammen. Sein Blick streifte nochmals das grüne Tor. Da sah er es. Sah es und mochte es vor Glück kaum glauben. Rings herum wuchsen Schweineohren, Ochsenziemer, Kaustangen und sogar auch die ganz dicken Kauknochen, die er stets in den Schaufenstern der Zoogeschäfte so sehr bewundert hatte. Und am Tor selbst klebten Hundeschokoladensmarties. Ganz viele, denn im Himmel hier lebten all die braven Hunde der ganzen Welt, die wie auch Mato auf Erden ihre Pflichten mehr als nur gut erfüllt hatten. Und das Tollste an der ganzen Geschichte: Stibitzte ein Hund sich einen Leckerbissen, so wuchs an der Stelle direkt ein neuer nach.

Und jetzt? Was käme jetzt? Sein neuer Freund ließ ihn zappeln, verriet ihm nichts. Stattdessen pflückte der einen Kauknochen, der in der Nähe des Tores wuchs und klopfte energisch gegen die Tür. Mato schrak ja doch ein wenig zusammen. Denn der Kauknochen machte einen ziemlich dollen Lärm, wie er da gegen das Tor bullerte. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke an Frauchen. Daran, wie sie immer reagiert hatte, wenn er in der Mittagszeit im Garten gebellt hatte. Da war sie meistens ziemlich sauer gewesen. „Wir haben Mittagszeit, Mato“, hatte sie gemeckert und ihn schleunigst ins Haus geholt. In Erinnerung daran wandte sich Hund an seinen Begleiter. Allerdings noch ein wenig unsicher, denn das hier war schließlich nicht sein eigenes Revier. Bis dato war er ein Fremder. Hatte sich deshalb mit heftigen Argumenten gefälligst zurück zu halten: „D…duu, n..nicht so ´n Krach machen. Wir haben doch Mittagszeit!“. Doch anscheinend verstand sich auch Franziskus auf „taube Ohren“. Nach dem dritten „Bumm“ öffnete sich endlich das Tor. Mit einem lauten Knarren. „Ist ja auch schon fast eine Unendlichkeit an Jahren alt!“, schoss es Hund durch den Kopf.