Eine Geschichte zum Trost

„Es kann noch einen Moment dauern“, meinte Petrus, „Setzt Euch doch hierhin. Macht es Euch gemütlich.“. Mato sah sich um. Klasse, überall Hundeluxuskörbchen in jeglicher Größe. Wie zu Hause ausgestattet mit irre weichen Decken und Kopfkissen. Wahnsinn!! Bei dem Anblick fühlte er sich gleich heimisch. Und so tolle Bezüge waren da drauf. Nach kurzem Zögern hatte er seine Wahl getroffen. Wie praktisch – er ließ sich voll des hämischen Genusses auf ein Oberbett mit ganz vielen miauenden Kratzbürsten plumpsen. Endlich hätte er so die Gelegenheit, möglichst viele von denen auf einmal platt zu machen. „Ja“, erklärte da gerade der Petrus dem Franziskus, „da gibt es ein Sorgenkind. Der Herrgott muss sich noch ein paar Minuten mit einer Riesendogge auseinander setzen. Die hat doch tatsächlich ohne triftigen Grund ihren Besitzer gebissen.“ Mato spitzte seine Lauscherchen. Was er da vernommen hatte, jagte ihm eine Schauer der Empörung übers Fell. Ihm sträubten sich die Nackenhaare. „W… was hat die..?“, stammelte er, „und die ist auch hier oben?“. Sein Gerechtigkeitsempfinden erlitt einen gehörigen Schock. Schließlich war „Beißen“ eine Todsünde. Was hatte dies Vieh dann um Himmelswillen hier oben zu suchen? Und mit der sollte er sich wohlmöglich bis in alle Ewigkeit (ihm war immer noch nicht klar, was das eigentlich war!?) den Hundehimmel teilen?? „Ich habe ja schon eine SMS zur Vorhölle geschickt, damit sie abgeholt wird“, versuchte Petrus ihn zu besänftigen. „Vorhölle??“, japste Mato knurrend nach himmlischer Luft. Er fasste es einfach nicht. Seiner Meinung nach gehörte ein solches, über den Rest der Hundewelt Schande bringendes Exemplar für alle Ewigdingsbums auf die höllische Mistgabel aufgespießt. Und nichts anderes kam da in Frage.

Petrus hatte das nicht ganz unzutreffende Gefühl, eine detailliertere Schilderung der Sachlage abgeben zu müssen, wollte er seinen Herrn und Meister nicht mit dem Ruf eines ungerechten Schöpfers im Regen stehen lassen. „Sie bekommt mildernde Umstände“, hub er an. „Auuch daaas noch!“, schnaubte Mato dazu. Sehr viel mehr ließ das ihn mittlerweile lähmende Entsetzen darüber, was er hier zu hören bekam, einfach nicht zu. „Ja, es ist nämlich so: Sie hatte ein klapperdürres Herrchen. Und da hat sie wohl bedingt durch einen Sonnenstich an einem Hochsommertag geglaubt, sie hätte da ein in seiner Größe für sie passendes Superleckerchen vor ihrer Nase. In Bezug auf jenen tragischen Moment ist sie eindeutig als da unzurechnungsfähig einzustufen.“ „Tolle Rechtsprechung,“ sagte sich Mato, „ist ja fast wie auf Erden. Da wurden ja auch am laufenden Band so dermaßen makabre Urteile gefällt.“

Wenn er bloß darüber nachdachte, dass da Zweibeiner, die Menschenwelpen abgemurkst hatten, tatsächlich noch in teuren Menschenkrankenhäusern mit Samtpfoten umsorgt wurden, damit diese armen Individuen später nach ihrer Entlassung neue Kraft hatten, um ihr Treiben mit vermehrter Energie fortsetzen zu können…! Bei diesem Gedanken grummelte es deutlich in seiner Magengrube. Doch brechen täte er derentwegen nicht. Das waren die nicht wert!

Petrus verschwand. Wahrscheinlich, um Missis Dogge einzufangen. Die unter Garantie noch die Frechheit besaß, den Versuch zu unternehmen, sich vor dem ihr bevor stehenden Abtransport in Richtung Hölle noch ein letztes Mal den Bauch mit geklauten, himmlischen Schweineohren voll zu schlagen. Dreist, wie die war, schnappte die sich natürlich dann skrupellos nicht nur eines, sondern bestimmt drei gleichzeitig. „Hoffentlich, hoffentlich“, so stöhnte Mato bei dieser für ihn grauenhaften Vorstellung, „verwandelt sich dieses extra leckere Hundeschluckerzeug dann in brutalst einschlagende Beruhigungsspritzen! Dann ist die wenigstens außer Gefecht gesetzt.“ So verarzteten doch immer die Menschen ihre Artgenossen, falls die sich in ähnlicher Weise so maßlos unverschämt daneben benommen hatten. Schon erschien Petrus wieder auf der Bildfläche. Machte einen sichtlich zufriedenen Eindruck: „Entwarnung! Das Biest sind wir los. Der Oberwachtteufel Satanus hat sie gerade abgeholt. Je nachdem, ob und wie viele Teufel sie dort beißt, kann sie nach angemessener Aufenthaltsdauer dort nochmals um Himmelsasyl anfragen. Also: Friede den Menschen auf Erden. Und Friede, Freude, Eierkuchen erst recht hier im Himmel!“