VIER PFOTEN impft und kastriert 120 Streunerhunde in der Sperrzone

Die Streuner werden vom Tierarzt untersucht, geimpft und kastriert(Foto: © VIER PFOTEN, Tomas Halasz)Hamburg. Die Explosion von Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als eine der schwers­ten Nuklearkatastrophen der Geschichte. Über 120.000 Menschen aus 189 Städten und Gemeinden wur­den aus der 30 Kilometer wei­ten Sperrzone rund um das beschä­dig­te Kraftwerk eva­ku­iert. Zurückgelassen wur­den dabei vie­le Haustiere, allen vor­an Hunde. Über 30 Jahre spä­ter leben heu­te hun­der­te Streunerhunde in der Sperrzone. Gemeinsam mit der ame­ri­ka­ni­schen NGO Clean Futures Fund (CFF) hat es sich VIER PFOTEN zur Aufgabe gemacht, die Streuner medi­zi­nisch zu ver­sor­gen. Ziel der inter­na­tio­na­len Tierschutzstiftung ist es, bis zu 120 Tiere zu imp­fen und kas­trie­ren. Damit sol­len die Hunde, aber auch die Arbeiter des Kernkraftwerks vor Tollwut geschützt und die Population der Streunerhunde lang­fris­tig redu­ziert werden.

Rund um das Kernkraftwerk nahe der ukrai­ni­schen Geisterstadt Prypjat tum­meln sich heu­te hun­der­te Nachfahren der zurück­ge­las­se­nen Hunde von Tschernobyl. Aufgrund zahl­rei­cher Wildtiere in der Sperrzone sind die Streuner oft­mals mit Tollwut infi­ziert. Deshalb unter­stützt die inter­na­tio­na­le Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ein von Clean Futures Fund (CFF) ins Leben geru­fe­ne Projekt. Die ame­ri­ka­ni­sche NGO ver­folgt das Ziel, die Streunerhunde von Tschernobyl zu fan­gen, imp­fen, kas­trie­ren, medi­zi­nisch zu ver­sor­gen und wie­der frei zu lassen.

Julie Sanders, Leiterin des Bereichs Heimtiere bei VIER PFOTEN, berich­tet: „Tollwut ist nicht nur für Tiere, son­dern auch für Menschen ein gro­ßes Risiko. Mit der Impfung der Hunde schüt­zen wir also auch die 3.500 Arbeiter des Kraftwerks, die mit den Tieren in Kontakt kom­men und sich um sie küm­mern. Mit den Kastrationen errei­chen wir zusätz­lich die lang­fris­ti­ge Reduzierung der Streunerhunde-Population. Das ist wich­tig, denn durch Nahrungsmangel und extrem kal­te Winter ste­hen die Überlebenschancen für die Streuner von Jahr zu Jahr schlechter.“

Nach der Nuklearkatastrophe eigent­lich zum Abschuss frei­ge­ge­ben, über­leb­ten die zurück­ge­las­se­nen Haustiere über meh­re­re Generationen hin­weg in dem radio­ak­tiv ver­strahl­ten Gebiet. „Ursprünglich haben sich die Hunde nach der Errichtung der Sperrzone in die umlie­gen­den Wälder zurück­ge­zo­gen. Doch Wölfe und der Mangel an Essen haben die Streuner wie­der zurück in die ver­las­se­ne Stadt und zum noch immer akti­ven Kernkraftwerk getrie­ben. Dort wer­den sie von den Arbeitern näm­lich regel­mä­ßig gefüt­tert“, so Sanders.

Internationale Kooperation

Ein inter­na­tio­na­les Team, zusam­men­ge­stellt von CFF, wird sich in den kom­men­den Monaten um die Behandlung der Streunerhunde von Tschernobyl küm­mern. VIER PFOTEN stellt dafür nicht nur einen eig­nen Tierarzt zur Verfügung, son­dern ver­sorgt die Partner auch mit pro­fes­sio­nel­ler Ausstattung und Medizin. „Unser Ziel ist es, inner­halb von zwei Wochen 120 Hunde in der Sperrzone und der nähe­ren Umgebung zu imp­fen und kas­trie­ren. Wir ver­sor­gen aber auch ver­letz­te und kran­ke Tiere. Das ist ein sehr ambi­tio­nier­ter Plan, aber auf­grund unse­rer jah­re­lan­ger Expertise sind wir zuver­sicht­lich, das zu schaf­fen“, sagt der ukrai­ni­sche VIER PFOTEN Tierarzt Oleksandr Senchuk.

Kein Sicherheitsrisiko für Team

Im Vorfeld des Projektstarts wur­de umfas­sen­de Recherchen ange­stellt und Studien her­an­ge­zo­gen, um das Sicherheitsrisiko des Teams vor Ort zu mini­mie­ren. „Wir stel­len sicher, dass sich unse­re Partner genau­so wie wir streng an die gel­ten­den Sicherheitsprotokolle hal­ten. Dazu gehört auch das Tragen pas­sen­der Kleidung, die vor radio­ak­ti­ver Strahlung schützt“, erklärt Lucas Hixson, Mitgründer von CFF. Die Streunerhunde von Tschernobyl wer­den zudem vor jeder medi­zi­ni­schen Behandlung gründ­lich gewa­schen und geschrubbt, um das Strahlenrisiko zu redu­zie­ren. „Selbst bei Operationen und offe­nen Wunden besteht kaum Risiko. Die die radio­ak­ti­ve Verstrahlung der Hunde ist mitt­ler­wei­le so gering, dass sie für Menschen kei­ne Gefahr dar­stellt“, so Hixson.

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz