Die Bundestierärztekammer gibt Tipps für den Notfall

BTK - Vergiftung beim HundBerlin. Meldungen von aus­ge­leg­ten Giftködern die Hunden zum Verhängnis wur­den, sind ein Schrecken für jeden Hundebesitzer. Natürlich sind nicht alle plötz­li­chen Todesfälle auf eine Vergiftung des Tieres zurück­zu­füh­ren, doch das vor­sätz­li­che Auslegen von Giftködern durch per­fi­de Hundehasser kommt immer wie­der vor. Wie kann man sei­nen Hund davor schüt­zen, wie erkennt man eine Vergiftung und was kann man in einem sol­chen Fall tun? Ratschläge dazu gibt Dr. Thomas Steidl, prak­ti­scher Tierarzt und Mitglied im Ausschuss für Kleintiere der Bundestierärztekammer.

Wie kann man sei­nen Hund schützen?
„Gegen bös­ar­ti­ge Hundehasser, die mit ihrem Tun ja nicht nur Tiere gefähr­den, son­dern auch Kinder, die mit Giftködern in Berührung kom­men, ist lei­der kein Kraut gewach­sen. Dort, wo vor aus­ge­leg­tem Gift gewarnt wur­de, soll­te der Hund vor­sorg­lich an der Leine geführt wer­den. Das gie­ri­ge Verschlingen von Futter ist für Hunde natür­lich, es ist schwer, das andau­ernd zu kontrollieren.

„Selbstgemachte“ Vergiftungen
Hundebesitzer kön­nen ihr Tier aber vor „selbst­ge­mach­ten“ Vergiftungen schüt­zen: So sind Weintrauben, Rosinen, Macadamianüsse, Koffein, Süßstoff oder Schokolade für Hunde gif­tig und soll­ten nie – auch nicht in klei­nen Mengen – ange­bo­ten wer­den. Auch ver­meint­lich harm­lo­se Medikamente wie Aspirin, Paracetamol oder Teebaumöle wir­ken beim Tier toxisch. Grundsätzlich soll­te man sich mit einem Hund im Haushalt ver­hal­ten wie mit einem klei­nen Kind: Also Medikamente, Putz- und Reinigungsmittel oder Gartenchemie aus der Reichweite des Vierbeiners verbannen!“

Wie erkennt man, dass sich der Hund ver­gif­tet hat?
„Abhängig vom Gift und von der Giftmenge erkennt man eine Vergiftung sofort oder weni­ge Stunden nach Giftaufnahme. Allerdings gibt es auch eini­ge weni­ge Gifte (z.B. Rattengift, Thallium), bei denen zwi­schen Aufnahmezeitpunkt und Auftreten der ers­ten Symptome eini­ge Tage lie­gen können.

Symptome, die bei einer Vergiftung auf­tre­ten kön­nen, sind star­kes Speicheln, Zittern, Apathie oder star­ke Aufregung, Schwäche, Kreislaufprobleme (Kollaps mit Bewusstlosigkeit), Erbrechen, Würgen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Blut im Erbrochenen, im Kot oder im Urin (bei Rattengift); außer­dem kön­nen Atembeschwerden bis hin zur Atemnot auf­tre­ten oder Veränderung der Pupillen und der Mundschleimhaut.“

Was ist im Notfall zu tun?
„Durch die Vielzahl der Stoffe, die zu einer Vergiftung füh­ren kön­nen, ist es für den Laien im Notfall unmög­lich, gezielt zu hel­fen: Also: So schnell wie mög­lich einen Tierarzt aufsuchen!

Wichtig ist es, dem Hund Ruhe zu ver­mit­teln und ihm zu zei­gen, dass man für ihn da ist. Ist das Tier bewusst­los, soll­te es flach auf die Seite gelegt und sein Kopf so gedreht wer­den, dass Erbrochenes und Speichel aus dem Maul lau­fen kön­nen. Achtung: Den Hund auf kei­nen Fall zum Erbrechen brin­gen! Erstens ist es bei einem Hund nicht mög­lich, mit der Finger-in-den-Hals-Methode das Erbrechen aus­zu­lö­sen. Und zwei­tens kann es auch gefähr­lich sein, zum Beispiel wenn der gif­ti­ge Mageninhalt nach oben kommt. Auch das Einflößen von Milch oder Öl soll­te tun­lichst unter­las­sen wer­den, denn die Aufnahme man­cher Giftstoffe wird dadurch noch beschleu­nigt! Ölverschmierte Fellbereiche soll­ten noch vor dem Transport zum Tierarzt unver­züg­lich gescho­ren werden.

Merke: Bei Verdacht auf eine Vergiftung so schnell wie mög­lich einen Tierarzt tele­fo­nisch kon­tak­tie­ren und das Tier dann unver­züg­lich in die Praxis brin­gen! Wenn mög­lich, die Substanz sichern, die das Tier auf­ge­nom­men hat und mit zum Tierarzt nehmen.“

Kann der Tierarzt noch helfen?
„Ob eine Behandlung zum Erfolg führt, hängt von vie­len Faktoren ab, so von der Art des auf­ge­nom­me­nen Giftes oder dem Zeitraum zwi­schen Giftaufnahme und ein­set­zen­der Behandlung. Doch in der Regel kann der Tierarzt noch sehr viel für den Patienten tun: In ers­ter Linie wer­den die Symptome behan­delt und der Kreislauf des Tieres unter­stützt; par­al­lel lei­tet der Tierarzt Maßnahmen ein, um das Gift aus­zu­schei­den bzw. eine wei­te­re Aufnahme des Giftes in den Körper zu ver­hin­dern. Welche Maßnahmen das sind, hängt von der Art der Giftaufnahme ab: Bei über den Magen auf­ge­nom­me­nen Stoffen kön­nen Brech- und Durchfallmittel, Magenspülungen, Einläufe oder Mittel, die das Gift an sich bin­den, ein­ge­setzt wer­den. Mit Infusionen kann dem Körper außer­dem Flüssigkeit zuge­führt wer­den, die hilft, die Giftstoffe zu ver­dün­nen und aus dem Organismus auszuschwemmen.

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