Der Rhythmus des Schüttelns

Egal ob Maus, Hund oder Löwe – wenn sie nass sind, schüt­teln sich Säugetiere, um sich vom Wasser zu befrei­en. Je nach Größe schwin­gen sie dabei ihren Körper unter­schied­lich schnell hin und her. Ein ame­ri­ka­ni­scher Forscher ent­wi­ckel­te nun eine Formel, mit der die jewei­li­ge Frequenz berech­net wer­den kann.

Schütteln statt Rubbeln
Genau wie Menschen ver­su­chen auch Säugetiere bei nas­sem Wetter mög­lichst tro­cken zu blei­ben, um sich vor Unterkühlungen zu schüt­zen. Da die Pelzträger aber kein Handtuch zum Trockenrubbeln haben, müs­sen sie die Wassertropfen anders aus ihrem Fell bekommen.

Bei Hunden lässt sich das leicht beob­ach­ten: Sie schüt­teln ihren Körper kom­plett durch, dass die Tropfen nur so flie­gen. Etwa 70 Prozent des Wassers wer­den sie dabei los. Diese Technik zieht sich quer durch die Palette der Säugetiere – von der Maus bis zum Löwen. Der Unterschied besteht nur im Rhythmus, also der Frequenz des Schüttelns.

Optimale Schüttelfrequenz
Andrew Dickerson vom Georgia Institute of Technology in Atlanta/USA hat 16 ver­schie­de­ne Säugetierarten und fünf Hunderassen mit spe­zi­el­len Hochgeschwindigkeits-Kameras beim Trockenschütteln gefilmt. Ergebnis: Große Säugetiere, wie Bären oder auch gro­ße Hunde schüt­teln sich etwa vier Mal pro Sekunde. Eine klei­ne Maus braucht hin­ge­gen etwa 30 Schüttler pro Sekunde, um tro­cken zu werden.

Dickerson stell­te fest, dass die Schüttelfrequenz der Tiere mit ihrer Masse zusam­men­hängt – und konn­te dafür sogar eine Formel fin­den. Demnach ent­spricht die Frequenz des Schüttelns in etwa der Masse des Tieres hoch minus 0,22.

Der Zusammenhang ist logisch: Um das Abfliegen der Wassertropfen zu errei­chen, wird eine bestimm­te Zentrifugalkraft benö­tigt. Kleine Tiere mit gerin­gem Körperradius sind dabei im Nachteil. Sie glei­chen die­sen mit einer höhe­ren Schüttelfrequenz aus. Würde eine Maus sich so lang­sam schüt­teln wie ein Hund, wäre sie danach immer noch genau­so nass wie vorher.

Warum Hunde sich schütteln
Einen sich schüt­teln­den, nas­sen Hund hat bestimmt jeder schon mal gese­hen. Das Verhalten kann aber auch in ande­ren Zusammenhängen auf­tau­chen. „Hunde schüt­teln sich – außer wenn sie nass sind oder sich gewälzt haben – auch als Stressübersprungshandlung oder nach einer Stresssituation, um die Anspannung auf­zu­lö­sen“ erklärt Christiane Wergowski, Tierärztin und Gründungsmitglied des Berufsverbandes der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV) e.V. Aber auch, um irri­tie­ren­de Elemente auf Ihrer Haut oder dem Fell zu ent­fer­nen, wie Dr. Barbara Schöning, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz, meint.

„Schütteln kann daher auch Symptom zum Beispiel einer Ohrinfektion sein“, so Schöning. Und manch­mal schüt­teln sich die Vierbeiner auch ein­fach, nach­dem wir sie gestrei­chelt haben, um damit wie­der das Fell „in Ordnung zu bringen“.

Quellen:

  1.  Andrew Dickerson et al.: Wet mammals shake at tun­ed fre­quen­ci­es to dry;
    Journal of the Royal Society Interface; doi: 10.1098/rsif.2012.0429
  2. Bild der Wissenschaft 15.08.2012

Deutsches Grünes Kreuz e.V.